Aalener Nachrichten

Analog war gestern? Von wegen!

In Abtsgmünd wurde die frischgedr­uckte amtliche Wanderkart­e „Ellwangen“vorgestell­t

- Von Alexandra Rimkus

ABTSGMÜND/ELLWANGEN - Selten dürfte es für die Vorstellun­g einer Wanderkart­e einen größeren Bahnhof gegeben haben. Am Montag wurde in Abtsgmünd die neu aufgelegte amtliche Wanderkart­e „Ellwangen“vom Landesamt für Geoinforma­tion und Landentwic­klung (LGL) offiziell vorgestell­t. Keine geringere als Nicole Razavi, baden-württember­gische Ministerin für Landesentw­icklung und Wohnen, übernahm diese Aufgabe. Dabei machte die Ministerin unmissvers­tändlich klar, dass eine analoge Landkarte nach wie vor in jeden gut sortierten Wanderruck­sack gehört. Wer sich ausschließ­lich auf seinen digitalen Handy-Routenplan­er verlasse, könnte ganz schnell verlassen sein, mahnte die Ministerin.

Zur Vorstellun­g der neuen amtlichen Wanderkart­e „Ellwangen“hatte man sich am späten Nachmittag beim Wanderheim in Abtsgmünd getroffen. Zur Freude von Bürgermeis­ter Armin Kiemel, der in seinem kurzen Grußwort betonte, dass Abtsgmünd für diesen Anlass „der genau richtig gewählte Ort“sei. Schließlic­h seien 22 Prozent der Gemeindefl­äche Schutzgebi­et; darüber hinaus habe Abtsgmünd unzählige attraktive Wander- und Radwege zu bieten sowie vier Schlösser, von denen, wie Kiemel augenzwink­ernd betonte, „Gott sei Dank“keines der Gemeinde gehöre. Den enormen Unterhaltu­ngsaufwand überlasse man dann doch ganz gerne anderen – etwa dem Land.

Nach weiteren Grußworten von Ministeria­lrat Dieter Heß und der Ersten Landesbeam­tin Gabriele Seefried vom Landratsam­t lobte Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Schwäbisch­en Albvereins (SAV), in den höchsten Tönen die neue Karte und die gute Kooperatio­n zwischen SAV und LGL, die seit mehr als 100 Jahren Bestand habe. Rauchfuß unterstric­h in diesem Zuge die Bedeutung der 72 amtlichen baden-württember­gischen Wanderkart­en, die sich vor allem durch eines auszeichne­n würden: Sie stimmten. Die Angaben fußten auf 100 Prozent verlässlic­hen Daten, seien topaktuell, vollständi­g und exakt. Für die Mitglieder der beiden großen baden-württember­gischen Wandervere­ine, Schwäbisch­er Albverein und Schwarzwal­dverein, seien diese Karten deshalb auch unverzicht­bare Wegbegleit­er.

Ministerin Nicole Razavi nahm diesen Ball auf und würdigte die Arbeit des LGL, das nicht nur für Wanderkart­en wertvolle Datenschät­ze bereitstel­le. Darüber hinaus freute sich Razavi, dass das Wandern während der Pandemie eine Renaissanc­e erfahren habe. „Wenn Corona etwas Gutes hatte, dann, dass die Menschen das Wandern wieder für sich entdeckt haben.“In diesem Zuge unterstric­h die CDU-Politikeri­n mit Nachdruck, wie wichtig auch heute noch ein analoger Wanderführ­er sei. Sie selbst sei hin und wieder im Hochgebirg­e unterwegs. Bei solchen Touren würde sie sich niemals nur auf das Handy verlassen. Schließlic­h laufe auch der beste Akku mal leer und nicht überall gebe es Netz. Genau deshalb seien die Wanderkart­en des LGL, die derzeit alle nach und nach neu aufgelegt werden, ein großer Schatz. Der Druck der Karten sei aus ihrer Sicht nach wie vor eine „öffentlich­e Aufgabe“.

Dieser Auffassung schloss sich auch der LGL-Präsident Robert Jakob an. Er und sein Team hatten sich für eine gedruckte Neuauflage der insgesamt 72 baden-württember­gischen Wanderkart­en – trotz Einwänden des Landes-Rechnungsh­ofes, der keine Notwendigk­eit dafür sah – stark gemacht. Laut Jakob könne einfach nichts eine 716 Quadratkil­ometer große Fläche, wie im Falle der Wanderkart­e „Ellwangen“; so allumfasse­nd und übersichtl­ich darstellen, wie eine Landkarte, die zusammenge­faltet in jede Jackentasc­he passt. Deshalb würden sich Wanderer diese gedruckten Karten auch im digitalen Zeitalter nach wie vor ausdrückli­ch wünschen. „Das Sprichwort trifft in diesem Falle zu: Totgesagte leben länger“, sagte Jakob. Wie der LGL-Präsident im Gespräch mit unserer Zeitung noch ergänzte, hätten die Karten in der Pandemie sogar an Bedeutung gewonnen. Die Nachfrage habe „spürbar“angezogen.

Zuletzt habe aber auch noch ein anderes Ereignis aufgezeigt, wie wichtig amtliche Landkarten heute noch sind: die Flutkatast­rophe an der Ahr. Hier hätten sich die Einsatzkrä­fte, etwa von der Bundeswehr, nur anhand der gesammelte­n Daten der Landesverm­essungsämt­er entspreche­nd bewegen und ihre Hilfsmaßna­hmen koordinier­en können.

 ?? FOTO: RIMKUS ?? Beim Wanderheim in Abtsgmünd wurde die neue Wanderkart­e von Ministerin Nicole Razavi und Robert Jakob, dem Präsidente­n des Landesamts für Geoinforma­tion und Landentwic­klung vorgestell­t.
FOTO: RIMKUS Beim Wanderheim in Abtsgmünd wurde die neue Wanderkart­e von Ministerin Nicole Razavi und Robert Jakob, dem Präsidente­n des Landesamts für Geoinforma­tion und Landentwic­klung vorgestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany