Analog war gestern? Von wegen!
In Abtsgmünd wurde die frischgedruckte amtliche Wanderkarte „Ellwangen“vorgestellt
ABTSGMÜND/ELLWANGEN - Selten dürfte es für die Vorstellung einer Wanderkarte einen größeren Bahnhof gegeben haben. Am Montag wurde in Abtsgmünd die neu aufgelegte amtliche Wanderkarte „Ellwangen“vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) offiziell vorgestellt. Keine geringere als Nicole Razavi, baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, übernahm diese Aufgabe. Dabei machte die Ministerin unmissverständlich klar, dass eine analoge Landkarte nach wie vor in jeden gut sortierten Wanderrucksack gehört. Wer sich ausschließlich auf seinen digitalen Handy-Routenplaner verlasse, könnte ganz schnell verlassen sein, mahnte die Ministerin.
Zur Vorstellung der neuen amtlichen Wanderkarte „Ellwangen“hatte man sich am späten Nachmittag beim Wanderheim in Abtsgmünd getroffen. Zur Freude von Bürgermeister Armin Kiemel, der in seinem kurzen Grußwort betonte, dass Abtsgmünd für diesen Anlass „der genau richtig gewählte Ort“sei. Schließlich seien 22 Prozent der Gemeindefläche Schutzgebiet; darüber hinaus habe Abtsgmünd unzählige attraktive Wander- und Radwege zu bieten sowie vier Schlösser, von denen, wie Kiemel augenzwinkernd betonte, „Gott sei Dank“keines der Gemeinde gehöre. Den enormen Unterhaltungsaufwand überlasse man dann doch ganz gerne anderen – etwa dem Land.
Nach weiteren Grußworten von Ministerialrat Dieter Heß und der Ersten Landesbeamtin Gabriele Seefried vom Landratsamt lobte Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Schwäbischen Albvereins (SAV), in den höchsten Tönen die neue Karte und die gute Kooperation zwischen SAV und LGL, die seit mehr als 100 Jahren Bestand habe. Rauchfuß unterstrich in diesem Zuge die Bedeutung der 72 amtlichen baden-württembergischen Wanderkarten, die sich vor allem durch eines auszeichnen würden: Sie stimmten. Die Angaben fußten auf 100 Prozent verlässlichen Daten, seien topaktuell, vollständig und exakt. Für die Mitglieder der beiden großen baden-württembergischen Wandervereine, Schwäbischer Albverein und Schwarzwaldverein, seien diese Karten deshalb auch unverzichtbare Wegbegleiter.
Ministerin Nicole Razavi nahm diesen Ball auf und würdigte die Arbeit des LGL, das nicht nur für Wanderkarten wertvolle Datenschätze bereitstelle. Darüber hinaus freute sich Razavi, dass das Wandern während der Pandemie eine Renaissance erfahren habe. „Wenn Corona etwas Gutes hatte, dann, dass die Menschen das Wandern wieder für sich entdeckt haben.“In diesem Zuge unterstrich die CDU-Politikerin mit Nachdruck, wie wichtig auch heute noch ein analoger Wanderführer sei. Sie selbst sei hin und wieder im Hochgebirge unterwegs. Bei solchen Touren würde sie sich niemals nur auf das Handy verlassen. Schließlich laufe auch der beste Akku mal leer und nicht überall gebe es Netz. Genau deshalb seien die Wanderkarten des LGL, die derzeit alle nach und nach neu aufgelegt werden, ein großer Schatz. Der Druck der Karten sei aus ihrer Sicht nach wie vor eine „öffentliche Aufgabe“.
Dieser Auffassung schloss sich auch der LGL-Präsident Robert Jakob an. Er und sein Team hatten sich für eine gedruckte Neuauflage der insgesamt 72 baden-württembergischen Wanderkarten – trotz Einwänden des Landes-Rechnungshofes, der keine Notwendigkeit dafür sah – stark gemacht. Laut Jakob könne einfach nichts eine 716 Quadratkilometer große Fläche, wie im Falle der Wanderkarte „Ellwangen“; so allumfassend und übersichtlich darstellen, wie eine Landkarte, die zusammengefaltet in jede Jackentasche passt. Deshalb würden sich Wanderer diese gedruckten Karten auch im digitalen Zeitalter nach wie vor ausdrücklich wünschen. „Das Sprichwort trifft in diesem Falle zu: Totgesagte leben länger“, sagte Jakob. Wie der LGL-Präsident im Gespräch mit unserer Zeitung noch ergänzte, hätten die Karten in der Pandemie sogar an Bedeutung gewonnen. Die Nachfrage habe „spürbar“angezogen.
Zuletzt habe aber auch noch ein anderes Ereignis aufgezeigt, wie wichtig amtliche Landkarten heute noch sind: die Flutkatastrophe an der Ahr. Hier hätten sich die Einsatzkräfte, etwa von der Bundeswehr, nur anhand der gesammelten Daten der Landesvermessungsämter entsprechend bewegen und ihre Hilfsmaßnahmen koordinieren können.