Dichterwettstreit begeistert das Publikum
Rieser Poetry Slam ist vor großer Kulisse zu Gast im Bopfinger Stadtgarten zu Gast
BOPFINGEN - Nach dem fulminanten Auftakt im vergangenen Jahr ist der literarische Wettbewerb unter freiem Himmel in die zweite Runde gegangen. Ein Poetry-Slam ist ein Dichterwettstreit, bei dem es gilt, selbstverfasste Texte innerhalb einer kurzen Zeit dem Publikum vorzutragen. Es darf nicht gesungen werden, auch Requisiten sind verboten: Nur die Kraft der selbst verfassten Texte zählt. Ob Lyrik, Prosa, Rap, Comedy oder Kabarett – vom Blatt gelesen, mit vollem Körpereinsatz oder frei rezitiert: Am Ende entscheidet das Publikum durch Abstimmung per Applaus.
Moderator Jens Hoffmann aus Weißenburg hatte sechs Poeten in den Stadtgarten eingeladen und erläuterte dem Publikum die Abläufe mit einem Applaustest und seinem autobiographischen „Opferlammtext“, eine berührende Hommage an sein Kind. Die Band Zwei-KlangWelt unterhielt das Publikum in den Pausen. Für das leibliche Wohl sorgten die Fladen-Piraten aus Nördlingen und weitere Bewirtungsstände.
Hanna Haberlander aus Erlangen berichtete in ihrem Text „Groß sein“humorvoll über die Erfahrungen einer 1,81 Meter großen Frau. Sie konnte die Sprüche „Wie ist die Luft da oben?“, oder „An dir wächst alles außer der Oberweite“nur beruhigend kontern mit „In der Horizontalen egalisiert sich alles wieder“. Das Team „Achillesferse“mit Barbara und Patrik schaute mit theatralischem Blick auf „Anfang und Ende“und die Silvesterabende jedes Jahr und kam zu dem philosophischen Schluss: „Ein Anfang ohne Ende wird es nicht geben“.
Steven aus Nürnberg erwärmte das Publikum mit einer Hommage an eine Welt aus Käse: „Wie schön wäre eine Welt aus Käse, dann wärst du ein
Romadur und hättest einen Grund zu stinken nur!“In seinem Text „Zur Deutschen Einheit“suchte er nach der kleinsten Einheit für das „Deutschsein“, nicht physikalisch, sondern eher philosophisch, und kam zu dem Schluss: „Der Wert eines Menschen lässt sich nicht messen, egal welche Einheit man nimmt“. Martin Geier aus Fürth artikulierte seinen „Kiffertext“mit dem Schrei nach „Milky Way“und der Beschreibung der Reste seiner Geburtstagparty.
Oliver Walter aus Spalt brillierte mit den Erlebnissen in einer „Kinderwunschklinik“und seiner „befleckten Unempfängnis“. Leidvoll konnten die Zuhörer seine Anstrengungen im „Gewinnungsraum“, dem „Darkroom“, mitverfolgen, in dem er seine „Platzpatronen“zünden musste. Ein anzüglicher, aber humorvoller Text. Clever sein Versprechen ans Publikum, die Fortsetzung nur bei der Wahl ins Halbfinale zum Besten zu geben. Markus Riks aus Nürnberg berichtete von seinem „Tinder-Date“und einsamen Zugfahrten. Sein Single-Dasein, in dem es keine Liebe gibt, aber dafür viele Hobbys, konnte einem schon leid tun.
Hanna, Steven, Oliver und Markus wurden in die nächste Runde applaudiert und durften nochmals ran. Markus Riks berichtete wieder aus seinem Singleleben. Oliver Walter punktete in dem angekündigten Folgetext „Sperminator Teil II“und kam nach den Erfahrungen in der Kinderwunschklinik zu dem beruhigenden Schluss: „Shit happens, aber jeder Schritt bringt dich weiter, selbst wenn du in Scheiße trittst“. Steven amüsierte sich über Bio- und Billigfleisch und lobte Kinderschokolade als Alternative. Hanna Haberlander gab dem Publikum einen Einblick in die Reizüberflutung in einer Disco.
Ins Finale wurden Steven und Oliver gewählt. Steven berichte in der Schlussrunde von einem leidvollen Zusammensein mit Mareike im Kino. Ihr störendes Geschwätz und der Wunsch nach Nachos mit Käse brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Oliver Walter formulierte einen nachdenklichen Text über Frauen und Nazis. Mit donnerndem Applaus wurden beide Finalisten bedacht. aber Steven hatte die Nase vorn und wurde zum Sieger und „Künstler mit Niewoh“gekürt. Fazit: Es „bopfte“mal wieder in Bopfingen.