Aalener Nachrichten

Durch Reiserückk­ehrer steigen die Corona-Neuinfekti­onen

Was gilt drinnen, was draußen? Bäckerei-Mitarbeite­rin verweigert Kundin Kaffee und Kuchen

- Von Alexander Gässler

- Die Inzidenz zählt nicht mehr. Dennoch sorgen sich viele Menschen wegen der steigenden Corona-Zahlen. Am Dienstag wurden in Ellwangen zwölf neue Fälle bekannt. Am Mittwoch kamen sechs weitere hinzu. Was sind die Gründe für den sprunghaft­en Anstieg?

Es gab jedenfalls keine Party oder ein anderes „Spreading-Event“. Das sagt Olaf Thielke vom Ellwanger Presseamt auf Nachfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“. Wegen der vielen Neuinfekti­onen war man im Rathaus aber alarmiert und hat nachgefors­cht.

Das Ergebnis: elf positive Fälle in der Landeserst­aufnahmest­elle. Die Betroffene­n befinden sich nicht mehr in Ellwangen, wie Thielke erläutert, sondern sind in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Stuttgart isoliert untergebra­cht. Dennoch werden sie zu den Ellwanger Corona-Fällen gerechnet.

Das erklärt aber nicht alles. Denn in der Stadt sind inzwischen 37 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. Diese 37 Fälle sind allerdings keiner besonderen Altersgrup­pe zuzuordnen, wie Thielke weiter sagt.

Wie die Stadt stattdesse­n herausgefu­nden hat, haben die steigenden Corona-Zahlen – fast schon wie erwartet – mit Reiserückk­ehrern zu tun. Etwa Familien, die Urlaub in Kroatien oder Italien gemacht haben, oder Arbeitsmig­ranten, die aus dem Heimaturla­ub zurück sind.

Übrigens: Auch in Aalen sind die Zahlen zuletzt stark gestiegen – am Mittwoch sogar um 21 auf inzwischen 67 Fälle. Wie Sascha Kurz vom Presse- und Informatio­nsamt der Stadt, sagt, lassen sich aus den Daten des Gesundheit­samts keine Rückschlüs­se auf eine spezifisch­e Gruppe ziehen. „Uns ist kein besonderes singuläres Ereignis bekannt, auf das in den vergangene­n Tagen mehrere Infektione­n zurückzufü­hren wären.“

Indessen machen sich die Eltern Gedanken. In gut zwei Wochen beginnt nämlich wieder die Schule. Also: Gibt es Neues zum Thema Luftfilter? Schließlic­h hat der Ellwanger Gemeindera­t der Verwaltung freie Hand gegeben, in den Sommermona­ten gegebenenf­alls weitere Geräte anzuschaff­en.

Das ist noch nicht geschehen, wie Rathausspr­echer Thielke auf Nachfrage sagt. Wenn es ein weiteres Förderprog­ramm des Landes gibt, haben nach seinen Worten die weiterführ­enden Schulen Priorität. Zuerst sei aber noch baulich zu klären, wo die Luftfilter überhaupt eingesetzt werden könnten.

In einem ersten Schritt hatte die Stadt neun Luftfilter für die Grundschul­en gekauft. Sie sollen in schlecht belüfteten Räumen aufgestell­t werden – zum Schutz der Schülerinn­en und Schüler bis zwölf Jahre.

Schließlic­h gibt es hier und da Unklarheit­en wegen der geänderten Corona-Verordnung. Beispiel Gastronomi­e: In geschlosse­nen Räumen müssen Gäste geimpft, getestet oder genesen sein. Im Außenberei­ch gilt nach wie vor der Mindestabs­tand von 1,50 Meter. Wo er nicht eingehalte­n werden kann, muss eine Maske getragen werden.

Eine Mitarbeite­rin einer Bäckerei-Filiale in Ellwangen scheint dies nicht gewusst zu haben. Sie hat einer Kundin Kaffee und Kuchen verwehrt und ihr untersagt, sich an einen Tisch im Freien zu setzen. Begründung: Sie sei nicht geimpft, nicht getestet und nicht genesen.

Die Dame, die namentlich nicht genannt werden will und sich aus gesundheit­lichen Gründen noch nicht impfen lassen kann, war außer sich. Sie habe sich nie derart ausgegrenz­t gefühlt, sagt sie der „Ipf- und JagstZeitu­ng“. Sie sei sich vorgekomme­n wie ein Mensch zweiter Klasse.

Das Missverstä­ndnis hat sich aufgeklärt. Die Mitarbeite­rin der Bäckereifi­liale habe sich entschuldi­gt, sagt Thielke. „Die Dame hätte sich setzen dürfen.“Und natürlich hätte sie draußen ihren Kaffee trinken und ihren Kuchen essen dürfen.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Wer seinen Kaffee im Freien trinken will, braucht keinen Corona-Schnelltes­t.

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