Latte steht Heidenheim und HSV im Weg
Beim 0:0 zwischen dem FCH und den Hamburgern verpassen die Teams knapp den Sieg
- Eine Partie Rasenschach hat einen Nachteil – es ist etwas für Taktik-Nerds und Torchancen sind Mangelware. Das was Fans gerne sehen, kam erst zu kurz an diesem Samstagnachmittag – dann aber geballt. Die Voith-Arena nach langer Zeit mal wieder ausverkauft, in Zeiten der Pandemie heißt das für das Heidenheimer Stadion auf dem Schlossberg 7500 Zuschauer. Und die sahen dann doch noch ein aufregendes Spiel in der 2. Bundesliga, das nur knapp keinen Sieger fand. Beim 0:0 standen dem 1. FC Heidenheim und Hamburger SV die Latte im Weg – da führte der FCH mit 2:1.
Unter den frohlockenden Besuchern viele HSV-Fans, die bekanntlich in allen Ecken Deutschlands vertreten sind. „Hier regiert der HSV“skandierten sie kurz vor den Anpfiff – und mussten nach 28 Minuten auf ihrem Block fast aus unmittelbarer Distanz fast das 0:1 miterleben. Es war die erste Heidenheimer Chance in der ersten Halbzeit, überhaupt in dem Spiel: Ein Standard musste herhalten, aus dem Spiel heraus war es beim Kampf um jeden Meter Raum schwierig, seine Möglichkeiten zu erspielen. Teilweise war das Spielfeld auf wenige Meter verkürzt wo sich die Akteure keinen Meter schenken wollten. Wenn man aus 20 Metern freie Schussbahn hat (auch wenn die Mauer 9,15 Meter weiter entfernt ist), ist das bei aller Taktik wie eine Befreiung. Mit dieser Variante: Norman Theuerkauf und Marnon Busch täuschten an und Denis Thomalla zirkelte den Ball in Richtung HSV-Fans, allerdings bewachte Daniel Heuer-Fernandes sein Gehäuse aufmerksam und parierte glänzend.
Ein Opener (oder Dosenöffner) für Chancen! Denn in der Folge hatte sich der Ballbesitz orientierte HSV (67 Prozent!) um viele Meter weiter gen Heidenheimer Tor vorgearbeitet und hatten einen gefährlichen Rechtsaußen, Moritz Heyer, sich drei Mal in Szene setzte, per Kopf, Nachschuss und Lattenknaller – beim Versuch in der 38. Minute wäre der ebenso aufmerksame FCH-Keeper Kevin Müller fast bezwungen gewesen. Dann war plötzlich der FCH zurück – und hätte vor der Pause auch noch zwei Mal zuschlagen können, er machte ohnehin aus wenig Ballbesitz viel (aber hatte am Ende 15:3 Eckbälle). Flanke Busch, Kopfball Jan Schöppner und wieder die rettenden Hände von Heuer-Fernandes (42.). Den folgenden Eckball von Theuerkauf leitete Schöppner por Kopf weiter zu Tim Kleindienst – und nach dessen Kopfball hatte auch der FCH seinen ersten Lattentreffer (43.). Statt eines möglichen 3:3 ging es nach aufregenden Minuten mit einem 0:0 in die Pause.
Beim beruhigenden Kabinengang änderte FCH-Trainer Frank Schmidt seine Aufstellung: Für den angeschlagenen Robert Leipertz (Nasenblutung, zunächst für Tobias Mohr nach dem 0:1 in Hannover im Spiel) kam Marvin Lee Rittmüller, fünf Minuten später der nächste Wechsel, für den an den Adduktoren verletzten Dzenis Burnic reihte sich Stefan Schimmer vorne ein – Heidenheims Ausrichtung nun ein Tick offensiver. Kapitän und Abwehrchef Patrick Mainka gab von hinten Kommandos – seine Rückkehr in die Startelf nach Wadenverletzung (für Jonas Föhrenbach) war nach seiner Verletzung bis zum Anpfiff fraglich. „Es war kein langweiliges Spiel“, konstantierte Mainka nach dem Abpfiff. Das hätte locker nicht 0:0 enden müssen.
Die große Frage für die zweite Halbzeit war: Wie geht das hier aus? Es blieb nach kurzer Anlaufzeit rasant – und dann waren das wieder diese ausgelassenen Chancen. Erst startete Manuel Wintzheimer flink über links durch und zielte neben das Heidenheimer Tor (67.). Für den dritten Lattenkracher des Tages sorgte der eingewechselte Florian Pick, der erst seinen bekannten Haken drehte, damit aber seinen Gegenspieler aussteigen ließ und dann ans Gebalk hämmerte (72.). Ärgerlich zudem: Den Nachschuss setzte der freistehende Theuerkauf neben das Tor. Es begann die Lucky Punch-Zeit – und ein alter Heidenheimer Bekannter hätte zum HSV-Matchwinner werden können.
Robert Glatzel hatte seine Gelegenheit als Stürmer, seine erste, doch Müllers Fußabwehr wirkte entscheidend dazwischen (77.). Ansonsten war Glatzel bei Mainka gut aufgehoben: „Auf solche Kaliber freut man sich“, sagte der Abwehrchef nach dem Spiel gegen seinen Ex-Kollegen. Und weil es auch bis in die dreiminütige Nachspielzeit hinein nicht mit dem Toreschießen klappen wollte, war keiner der Matchwinner. „So gerne wir das Spiel gewonnen hätten, bin ich mit dem Auftritt der Mannschaft zufrieden“, befand Schmidt.