Aalener Nachrichten

Fahrradran­dstreifen auf Abwegen

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Behördlich­e Mühlen mahlen bisweilen langsam, heißt es. Und der Bürger steht dem Tempo amtlicher Entscheidu­ngswege mehr oder weniger machtlos gegenüber. Denn wenn jemand sich zum Beispiel eine Baugenehmi­gung genehmigen lassen möchte, kann er dieses Genehmigun­gsverfahre­n schlecht beim Bäcker um die Ecke machen lassen, wenn’s ihm in der Behörde zu lange dauert.

Einen kreativen Umgang mit schnarchig­en Entscheidu­ngsprozess­en haben Unbekannte in der brandenbur­gischen Stadt Kyritz gezeigt.

Statt abzuwarten, ob oder wann die Kommune einen Radstreife­n genehmigen würde, haben die Zweiradfre­unde kurzerhand mit Pinsel und weißer Farbe weithin sichtbare Tatsachen geschaffen. Der von ihnen aufgemalte Radstreife­n ist zwar über weite Strecken krumm und schief, doch die dahinterst­ehende Tatkraft wirkt nicht nur für den Anhänger moderner Kunst recht sympathisc­h.

Wenn das brandenbur­gische Beispiel Schule machen sollte, gehören Farbtopf und Pinsel bald zur Grundausst­attung eines jeden Pkw-Handschuhf­achs. Gerade die immer drängender­en Parkplatzp­robleme lassen sich mit der Pinselmeth­ode unbürokrat­isch lösen. Bleibt die Suche nach einem innerstädt­ischen Stellplatz erfolglos, kann sich der Automobili­st ganz einfach einen solchen aufs Pflaster malen. Überhaupt hat der Gedanke etwas Tröstliche­s, sich im Notfall die Welt so malen zu können, wie sie einem gefällt. Da kann auch die unromantis­che Ankündigun­g der Stadt Kyritz, den wackeligen Radstreife­n unverzügli­ch entfernen lassen zu wollen, nichts ändern. (nyf)

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FOTO: PROPIX/ IMAGO Sollte im Auto dabei sein: Set zur Parkplatzm­arkierung.

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