Fahrradrandstreifen auf Abwegen
Behördliche Mühlen mahlen bisweilen langsam, heißt es. Und der Bürger steht dem Tempo amtlicher Entscheidungswege mehr oder weniger machtlos gegenüber. Denn wenn jemand sich zum Beispiel eine Baugenehmigung genehmigen lassen möchte, kann er dieses Genehmigungsverfahren schlecht beim Bäcker um die Ecke machen lassen, wenn’s ihm in der Behörde zu lange dauert.
Einen kreativen Umgang mit schnarchigen Entscheidungsprozessen haben Unbekannte in der brandenburgischen Stadt Kyritz gezeigt.
Statt abzuwarten, ob oder wann die Kommune einen Radstreifen genehmigen würde, haben die Zweiradfreunde kurzerhand mit Pinsel und weißer Farbe weithin sichtbare Tatsachen geschaffen. Der von ihnen aufgemalte Radstreifen ist zwar über weite Strecken krumm und schief, doch die dahinterstehende Tatkraft wirkt nicht nur für den Anhänger moderner Kunst recht sympathisch.
Wenn das brandenburgische Beispiel Schule machen sollte, gehören Farbtopf und Pinsel bald zur Grundausstattung eines jeden Pkw-Handschuhfachs. Gerade die immer drängenderen Parkplatzprobleme lassen sich mit der Pinselmethode unbürokratisch lösen. Bleibt die Suche nach einem innerstädtischen Stellplatz erfolglos, kann sich der Automobilist ganz einfach einen solchen aufs Pflaster malen. Überhaupt hat der Gedanke etwas Tröstliches, sich im Notfall die Welt so malen zu können, wie sie einem gefällt. Da kann auch die unromantische Ankündigung der Stadt Kyritz, den wackeligen Radstreifen unverzüglich entfernen lassen zu wollen, nichts ändern. (nyf)