Aalener Nachrichten

„Die nächsten Trielle werden noch wichtiger werden“

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(dgu) Thorsten Faas (Foto: PR) ist Professor an der FU Berlin und forscht zu Wahlkämpfe­n. Er erklärt, warum die Umfragen über das Triell direkt den politische­n Diskurs verändern und warum die nächsten Trielle noch wichtiger werden.

Laut der Forsa-Umfrage nach dem Duell war Scholz der Sieger des Triells, Laschet der Verlierer. Haben Sie das genauso gesehen?

Sagen wir so: Mich hat es nicht überrascht, denn solche Sendungen werden ja nicht unvoreinge­nommen geschaut, sondern mit bestimmten Erwartunge­n. Dass es bei Scholz gerade „läuft“, bei anderen weniger, ist ja bekannt. Und das übersetzt sich dann in eine entspreche­nde Wahrnehmun­g des Triells. Anders formuliert: Die Debatte war recht komplex und detaillier­t, zugleich ist keiner „in die Knie“gegangen.

In einer Analyse der Duelle von 2002 bis 2017 haben Sie herausgefu­nden, dass ein Viertel der Zuschauer ihre Wahrnehmun­g, wer die Debatte gewonnen hat, noch lange nach der Sendung ändert. Vor allem dann, wenn viele einen anderen Sieger sehen. Welche Rolle kann eine Blitzumfra­ge wie die von Forsa da spielen?

Das hat ja man am Sonntagabe­nd sofort gemerkt, als in der RTLSonders­endung plötzlich die Zahlen kamen. Damit war ein klarer, vermeintli­ch objektiver Referenzpu­nkt gesetzt, der auch den einen oder anderen Experten im Studio etwas ratlos zurückgela­ssen hat.

Die Demoskopen sagen ein sehr enges Rennen voraus. Kann die Sendung wahlentsch­eidend gewesen sein?

Nein, das glaube ich nicht. Dafür war die Quote auch zu gering. Fünf Millionen sind ohne Zweifel viel für eine Politiksen­dung, aber immer noch weit weg von Einschaltq­uoten früherer Duelle. Ich gehe davon aus, dass die Quote bei den nächsten Triellen steigen wird und damit auch der Einfluss steigt, weil nämlich dann auch Menschen erreicht werden, die sonst vom Wahlkampf nicht tagtäglich erreicht werden.

Laschet und Baerbock müssen attackiere­n, haben die Analysten vor dem Triell gesagt. Das haben sie – und doch kam der zurückhalt­ende Scholz am besten weg. Was hätten die beiden besser machen müssen?

Naja, man muss da schon realistisc­h bleiben. Das sind drei Profis, da setzt man mal nicht so eben den entscheide­nden Treffer.

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