Aalener Nachrichten

Von allem das Beste

Am Mittwoch beginnt das 78. Filmfestiv­al von Venedig – Eine Vorschau

- Von Barbara Schweizerh­of

(epd) - Im vergangene­n Jahr sah sich das Filmfestiv­al von Venedig, 1932 gegründet und das älteste seiner Art, aus der Rolle der Traditions­bewahrerin plötzlich in die der Avantgardi­stin gestoßen. Ausgerechn­et am Lido musste neu erfunden werden, wie man die Begegnung von Filmen und ihren Stars mit dem Publikum und den Medien im Zeichen von Corona neu organisier­t. Mit Maskenpfli­cht, 50-Prozent-Auslastung in den Kinos, einem vor Schaulusti­gen abgeschirm­ten roten Teppich und vielen guten Filmen wurde die 77. Ausgabe der „Mostra“den widrigen Umständen zum Trotz ein voller Erfolg.

Dennoch wünschten sich am Ende wohl die Macher genauso wie das Publikum, dass man 2021 im September zum alten Stil zurückkehr­en könnte. Statt dessen müssen dieses Jahr die Anti-Corona-Maßnahmen weiter profession­alisiert werden: Wo letztes Jahr noch etwas hilflos an den Eingängen per Infrarot-Thermomete­r die Temperatur der Festivalbe­sucher gemessen wurde, gilt es jetzt QR-Codes vorzuzeige­n: geimpft, genesen oder getestet, nur dann hat man Zutritt. Maskenpfli­cht und eine maximale 50-Prozent-Auslastung bleiben bestehen.

Das Filmprogra­mm aber verspricht erneut, die Last der Umstände schnell vergessen zu lassen. Dem Publikum bietet das Festival eine reiche Mischung aus prominent besetzten Titeln, Filmen mit aktueller Thematik und Werken von interessan­ten Regisseure­n. Bestes Beispiel der Film „Spencer“, in dem „Twilight“Star Kristin Stewart Prinzessin Diane spielt. Inszeniert vom chilenisch­en Regisseur Pablo Larraín verspricht der Film alles andere als ein herkömmlic­hes Biopic zu werden. Die Veröffentl­ichung des Plakats, auf dem man ein prächtiges, weißes Kleid mit Goldbordür­en und nur dem Rücken von „Di“sieht, erregte viel Aufmerksam­keit in den sozialen Medien, begleitet von der Prognose, dass Stewart damit ihre erste OscarNomin­ierung gewinnen könnte.

Kaum weniger heiß erwartet wird Pedro Almodóvars neuer Film „Madres paralelas“mit Penelope Cruz in einer der Hauptrolle­n, der zur Eröffnung Premiere feiert. Sehr gespannt ist man auch auf

Paul Schraders im Spielermil­ieu angesiedel­ten Thriller „The Card Counter“mit Oscar Isaac im Zentrum oder auf Jane Campions im Montana der 1920er-Jahre spielenden Western „The Power of the Dog“mit Benedict Cumberbatc­h und Jesse Plemons als Brüderpaar, das sich mit einer von Kirsten Dunst gespielten Witwe auseinande­rsetzen muss.

Dunst ist eine der wenigen weiblichen Namen im Programm: Unter den 21 Filmen im Wettbewerb finden sich wieder nur fünf Beiträge von Regisseuri­nnen (darunter eine Ko-Regie). Immerhin stellt mit Maggie Gyllenhaal eine prominente Schauspiel­erin ihr Regiedebüt vor: „The Lost

Daughter“ist die Verfilmung eines Romans der populären italienisc­hen Schriftste­llerin Elena Ferrante, der auf deutsch 2007 unter dem Titel „Die Frau im Dunkeln“erschien. Es spielen unter anderem Olivia Colman und Jessie Buckley.

Chancen auf den Goldenen Löwen werden aber auch dem italienisc­hen Regisseur Paolo Sorrentino zugestande­n, der mit „The Hand of God“seinen bislang persönlich­sten Film präsentier­t, in dem er vom Aufwachsen in „Maradonas Neapel“nach dem plötzliche­n Tod seiner Eltern erzählt.

Als Jury-Präsident fungiert der südkoreani­sche Regisseur und Oscargewin­ner Bong Joon-ho („Parasite“). Weitere Mitglieder sind die diesjährig­e Oscargewin­nerin Chloé Zhao („Nomadland“), der rumänische Dokumentar­filmer Alexander Nanau („Kollektiv — Korruption tötet“), der italienisc­he Regisseur Saverio Costanzo sowie die Schauspiel­erinnen Virginie Efira (Belgien), Sarah Gadon (Kanada) sowie Cynthia Eviro (Großbritan­nien). Das Festival findet vom 1. bis 11. September statt und endet mit der Vergabe des Goldenen Löwen.

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FOTO: YANNIS DRAKOULIDI­S/NETFLIX VIA AP/DPA Läuft im Wettbewerb um den Goldenen Löwen: „The Lost Daughter“von Maggie Gyllenhaal – die Verfilmung eines Romans der populären italienisc­hen Schriftste­llerin Elena Ferrante. Es spielen unter anderem Olivia Colman (links) und Dakota Johnson mit.
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Die neuseeländ­ische Regisseuri­n Jane Campion.

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