Röhlingen und Zöbingen müssen wieder leiden
Die aktuelle Sperrung der B29 führt zu noch mehr Verkehr in den beiden Ortschaften
- Trotz der Ferienzeit ächzen Röhlingen und Zöbingen mehr als sonst unter dem Durchgangsverkehr. Ein Grund dafür ist die Sperrung der B29 zwischen Westhausen und Lauchheim wegen der Sanierung der Fahrbahn. Die Bundesstraße ist seit Ende Juli gesperrt. Die offizielle Umleitung wird über die Landesstraße 1060 geleitet, die mitten durch Röhlingen und Zöbingen führt.
Durch die Umleitung habe der Durchgangsverkehr um 15 bis 20 Prozent zugenommen, schätzt Franz Bühler, der Vorsitzende der Bürgerinitiative, die sich für eine Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrt Röhlingen einsetzt. Bühler, der direkt an der Durchgangsstraße des Ortes wohnt, sagt, dass insbesondere der Schwerlastverkehr angewachsen sei. Häufig seien Kolonnen mit vier oder fünf Lastwagen zu beobachten, die hintereinander durch den Ort führen.
Nicht zuletzt die Holztransporte hätten stark zugenommen – etwa die Anlieferungen zum Sägewerk Ladenburger bei Kerkingen, aber auch der Abtransport von Reststoffen wie Holzschnitzeln oder Sägemehl. Über die L1078 in Richtung Pfahlheim sei überdies die Zahl der Holztransporte zu den Sägewerken bei Mönchsroth und Wilburgstetten gestiegen, sagt Franz Bühler.
„Wir sind sehr belastet durch den vielen Verkehr“, berichtet der BIVorsitzende. Es sei kaum mehr möglich, die Durchgangsstraße des Ortes zu überqueren. Für Autofahrer sei es in Stoßzeiten sehr schwierig, sich aus Seitenstraßen in die Hauptstraße einzufädeln. „Von der Hofackerstraße nach links abzubiegen, ist fast nicht mehr möglich“, erzählt Bühler. Nicht selten komme es im Zuge der Ortsdurchfahrt zu Staus, wenn zum Beispiel ein Lastwagenfahrer stoppe, um sich beim Bäcker oder Metzger einen Imbiss zu kaufen. Hinter dem stehenden Lastwagen stauten sich dann bis zu zehn Autos, erklärt der Vorsitzende der Röhlinger Bürgerinitiative.
Die Stoßzeiten seien in der Regel morgens zwischen 6 und 8 Uhr sowie nachmittags zwischen 15 und 17.30 Uhr. Aber schon ab 4 Uhr morgens ziehe der Verkehr an, und auch tagsüber sei viel los, berichtet Franz Bühler. Dabei falle auf, dass sich die Lastwagen innerorts kaum an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde hielten. „30 fährt so gut wie keiner“, erklärt der Röhlinger. Die meisten Laster seien mit 40 bis 50 Kilometern pro Stunde unterwegs. An den Ortseingängen, die jeweils mit Blitzanlagen bewehrt sind, reduzierten die Lastwagenfahrer zwar ihr Tempo. Innerorts würden viele aber wieder schneller fahren. „Den Lastwagenfahrern ist ja bekannt, wo die Blitzer stehen“, sagt Franz Bühler.
Die Sperrung der B29 bei Westhausen wird voraussichtlich bis zum 11. September andauern. Die Röhlinger Initiative hatte sich wiederholt beim Landratsamt erkundigt, ob nicht ein früherer Abschluss der Bauarbeiten zwischen Lauchheim und Westhausen möglich sei. Allerdings ohne Erfolg. „Im Moment ist leider nichts möglich“, habe die stets gleiche Antwort gelautet, erzählt Franz Bühler. Zudem sei die nächste Sperrung der B29 wahrscheinlich schon absehbar – und die notwendige Umleitung würde dann wieder die Röhlinger belasten.
Aber nicht nur in Röhlingen wird gelitten. Auch durch die Ortsdurchfahrt von Zöbingen quälen sich derzeit mehr Autos und Lkw als üblich. .„Aktuell ist es massiv. So schlimm wie jetzt war es vermutlich noch nie“, schätzt Ortsvorsteher Roland Gloning. Laut Gloning ist Zöbingen eigentlich immer betroffen, wenn es auf der B29 zu Sperrungen kommt. Egal, wo. Der Verkehr lande am Ende in der Zöbinger Ortsdurchfahrt. So wie jetzt auch. Die Anwohner an der Hauptstraße würden wie in Röhlingen ab 4 Uhr zugelärmt – vor allem vom Schwerlastverkehr. „Erst kommen die leeren Kieslaster, dann, ab 4.30 Uhr, sind es auch bei uns die Holzlaster“, erzählt Gloning. An Schlaf sei dann bei den Anwohnern kaum noch zu denken. Der „Wahnsinn“gehe gefühlt bis wenigstens 18 Uhr, ehe sich die Lage etwas beruhigt.
Der Ortsvorsteher vermutet, dass durch Zöbingen mittlerweile sogar noch mehr Lkw fahren als durch das benachbarte Röhlingen. „Bei uns kommen sie mittlerweile ja gar nicht mehr nur von der B29, sondern aus allen erdenklichen Richtungen“, sagt Gloning.
Besonders dramatisch werde die Lage, wenn es auf der Autobahn gekracht hat und der Verkehr umgeleitet werden muss. Dann gehe in Zöbingen praktisch nichts mehr. Auch nicht für Fußgänger. „Da brauchen Sie locker fünf Minuten, wenn Sie die Straßenseite wechseln wollen“, sagt Gloning, der in diesem Zusammenhang aber auch betont, dass er und auch die
Zöbinger sich nicht generell gegen die Industrie und den damit verbundenen Lieferverkehr stellen wollen. Man wisse sehr wohl um die Wichtigkeit von Arbeitsplätzen. Gleichwohl brauche eine wachsende Wirtschaft aber auch die dazu passende verkehrliche Infrastruktur, sagt Gloning. Und die passe in Zöbingen einfach nicht mehr. „Langfristig kann uns deshalb auch nur eine Umfahrung eine Entlastung bringen. Das ist die einzige Lösung“, ist der Ortsvorsteher überzeugt.
Über wachsenden Umleitungsverlehr wird aber auch noch an anderer Stelle geklagt. Und zwar in Schönau. Hier hat man als Ursache für den wachsenden Verkehr allerdings die Sperrung der Südtangente in Ellwangen ausgemacht. „Dadurch hat die Verkehrsbelastung bei uns zuletzt wieder deutlich zugenommen“, sagt Max Spiegler, Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative (BI) Lebenswertes Jagsttal.
Laut dem BI-Sprecher hatte sich die Verkehrssituation im Landschaftsschutzgebiet zwischen Rindelbach und Kalköfe vor der Tunnelsperrung
eigentlich etwas entspannt, nachdem in der „Ipf-und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“ausführlich über die Gründung der BI und ihr Anliegen berichtet worden war. „Danach sind die Leute zumindest im angemessenen Tempo durch Schönau gefahren.“
Mittlerweile habe man aber wieder das alte Verkehrsstressniveau erreicht, bedauert Spiegler, der deshalb darauf hofft, dass die Arbeiten an den beiden Tunneln in Ellwanger schneller als geplant abgeschlossen sein werden.
Anvisiert hatte die Stadtverwaltung, einen Abschluss der Maßnahme „spätestens“zum 10. September. Ob es am Ende etwas schneller geht, ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, erklärt Ellwangens stellvertretender Pressesprecher Olaf Thielke auf Nachfrage. Die Baufirma arbeite in jedem Fall mit Hochdruck. Spätestens zum Schulstart – das wäre der 13. September – sollen die Arbeiten zwingend beendet sein „Bis dahin können wir die Menschen nur um Geduld und Verständnis für diese Maßnahme bitten“, so Thielke.