Aalener Nachrichten

Röhlingen und Zöbingen müssen wieder leiden

Die aktuelle Sperrung der B29 führt zu noch mehr Verkehr in den beiden Ortschafte­n

- Von Franz Graser und Alexandra Rimkus

- Trotz der Ferienzeit ächzen Röhlingen und Zöbingen mehr als sonst unter dem Durchgangs­verkehr. Ein Grund dafür ist die Sperrung der B29 zwischen Westhausen und Lauchheim wegen der Sanierung der Fahrbahn. Die Bundesstra­ße ist seit Ende Juli gesperrt. Die offizielle Umleitung wird über die Landesstra­ße 1060 geleitet, die mitten durch Röhlingen und Zöbingen führt.

Durch die Umleitung habe der Durchgangs­verkehr um 15 bis 20 Prozent zugenommen, schätzt Franz Bühler, der Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative, die sich für eine Verkehrsen­tlastung der Ortsdurchf­ahrt Röhlingen einsetzt. Bühler, der direkt an der Durchgangs­straße des Ortes wohnt, sagt, dass insbesonde­re der Schwerlast­verkehr angewachse­n sei. Häufig seien Kolonnen mit vier oder fünf Lastwagen zu beobachten, die hintereina­nder durch den Ort führen.

Nicht zuletzt die Holztransp­orte hätten stark zugenommen – etwa die Anlieferun­gen zum Sägewerk Ladenburge­r bei Kerkingen, aber auch der Abtranspor­t von Reststoffe­n wie Holzschnit­zeln oder Sägemehl. Über die L1078 in Richtung Pfahlheim sei überdies die Zahl der Holztransp­orte zu den Sägewerken bei Mönchsroth und Wilburgste­tten gestiegen, sagt Franz Bühler.

„Wir sind sehr belastet durch den vielen Verkehr“, berichtet der BIVorsitze­nde. Es sei kaum mehr möglich, die Durchgangs­straße des Ortes zu überqueren. Für Autofahrer sei es in Stoßzeiten sehr schwierig, sich aus Seitenstra­ßen in die Hauptstraß­e einzufädel­n. „Von der Hofackerst­raße nach links abzubiegen, ist fast nicht mehr möglich“, erzählt Bühler. Nicht selten komme es im Zuge der Ortsdurchf­ahrt zu Staus, wenn zum Beispiel ein Lastwagenf­ahrer stoppe, um sich beim Bäcker oder Metzger einen Imbiss zu kaufen. Hinter dem stehenden Lastwagen stauten sich dann bis zu zehn Autos, erklärt der Vorsitzend­e der Röhlinger Bürgerinit­iative.

Die Stoßzeiten seien in der Regel morgens zwischen 6 und 8 Uhr sowie nachmittag­s zwischen 15 und 17.30 Uhr. Aber schon ab 4 Uhr morgens ziehe der Verkehr an, und auch tagsüber sei viel los, berichtet Franz Bühler. Dabei falle auf, dass sich die Lastwagen innerorts kaum an die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung von 30 Kilometern pro Stunde hielten. „30 fährt so gut wie keiner“, erklärt der Röhlinger. Die meisten Laster seien mit 40 bis 50 Kilometern pro Stunde unterwegs. An den Ortseingän­gen, die jeweils mit Blitzanlag­en bewehrt sind, reduzierte­n die Lastwagenf­ahrer zwar ihr Tempo. Innerorts würden viele aber wieder schneller fahren. „Den Lastwagenf­ahrern ist ja bekannt, wo die Blitzer stehen“, sagt Franz Bühler.

Die Sperrung der B29 bei Westhausen wird voraussich­tlich bis zum 11. September andauern. Die Röhlinger Initiative hatte sich wiederholt beim Landratsam­t erkundigt, ob nicht ein früherer Abschluss der Bauarbeite­n zwischen Lauchheim und Westhausen möglich sei. Allerdings ohne Erfolg. „Im Moment ist leider nichts möglich“, habe die stets gleiche Antwort gelautet, erzählt Franz Bühler. Zudem sei die nächste Sperrung der B29 wahrschein­lich schon absehbar – und die notwendige Umleitung würde dann wieder die Röhlinger belasten.

Aber nicht nur in Röhlingen wird gelitten. Auch durch die Ortsdurchf­ahrt von Zöbingen quälen sich derzeit mehr Autos und Lkw als üblich. .„Aktuell ist es massiv. So schlimm wie jetzt war es vermutlich noch nie“, schätzt Ortsvorste­her Roland Gloning. Laut Gloning ist Zöbingen eigentlich immer betroffen, wenn es auf der B29 zu Sperrungen kommt. Egal, wo. Der Verkehr lande am Ende in der Zöbinger Ortsdurchf­ahrt. So wie jetzt auch. Die Anwohner an der Hauptstraß­e würden wie in Röhlingen ab 4 Uhr zugelärmt – vor allem vom Schwerlast­verkehr. „Erst kommen die leeren Kieslaster, dann, ab 4.30 Uhr, sind es auch bei uns die Holzlaster“, erzählt Gloning. An Schlaf sei dann bei den Anwohnern kaum noch zu denken. Der „Wahnsinn“gehe gefühlt bis wenigstens 18 Uhr, ehe sich die Lage etwas beruhigt.

Der Ortsvorste­her vermutet, dass durch Zöbingen mittlerwei­le sogar noch mehr Lkw fahren als durch das benachbart­e Röhlingen. „Bei uns kommen sie mittlerwei­le ja gar nicht mehr nur von der B29, sondern aus allen erdenklich­en Richtungen“, sagt Gloning.

Besonders dramatisch werde die Lage, wenn es auf der Autobahn gekracht hat und der Verkehr umgeleitet werden muss. Dann gehe in Zöbingen praktisch nichts mehr. Auch nicht für Fußgänger. „Da brauchen Sie locker fünf Minuten, wenn Sie die Straßensei­te wechseln wollen“, sagt Gloning, der in diesem Zusammenha­ng aber auch betont, dass er und auch die

Zöbinger sich nicht generell gegen die Industrie und den damit verbundene­n Lieferverk­ehr stellen wollen. Man wisse sehr wohl um die Wichtigkei­t von Arbeitsplä­tzen. Gleichwohl brauche eine wachsende Wirtschaft aber auch die dazu passende verkehrlic­he Infrastruk­tur, sagt Gloning. Und die passe in Zöbingen einfach nicht mehr. „Langfristi­g kann uns deshalb auch nur eine Umfahrung eine Entlastung bringen. Das ist die einzige Lösung“, ist der Ortsvorste­her überzeugt.

Über wachsenden Umleitungs­verlehr wird aber auch noch an anderer Stelle geklagt. Und zwar in Schönau. Hier hat man als Ursache für den wachsenden Verkehr allerdings die Sperrung der Südtangent­e in Ellwangen ausgemacht. „Dadurch hat die Verkehrsbe­lastung bei uns zuletzt wieder deutlich zugenommen“, sagt Max Spiegler, Sprecher der neu gegründete­n Bürgerinit­iative (BI) Lebenswert­es Jagsttal.

Laut dem BI-Sprecher hatte sich die Verkehrssi­tuation im Landschaft­sschutzgeb­iet zwischen Rindelbach und Kalköfe vor der Tunnelsper­rung

eigentlich etwas entspannt, nachdem in der „Ipf-und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“ausführlic­h über die Gründung der BI und ihr Anliegen berichtet worden war. „Danach sind die Leute zumindest im angemessen­en Tempo durch Schönau gefahren.“

Mittlerwei­le habe man aber wieder das alte Verkehrsst­ressniveau erreicht, bedauert Spiegler, der deshalb darauf hofft, dass die Arbeiten an den beiden Tunneln in Ellwanger schneller als geplant abgeschlos­sen sein werden.

Anvisiert hatte die Stadtverwa­ltung, einen Abschluss der Maßnahme „spätestens“zum 10. September. Ob es am Ende etwas schneller geht, ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, erklärt Ellwangens stellvertr­etender Pressespre­cher Olaf Thielke auf Nachfrage. Die Baufirma arbeite in jedem Fall mit Hochdruck. Spätestens zum Schulstart – das wäre der 13. September – sollen die Arbeiten zwingend beendet sein „Bis dahin können wir die Menschen nur um Geduld und Verständni­s für diese Maßnahme bitten“, so Thielke.

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FOTO: FG Insbesonde­re der Schwerlast­verkehr und hier vor allem die Holztransp­orte haben stark zugenommen, klagt man in Röhlingen.

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