Aalener Nachrichten

Backes lässt sich von Parkinson nicht das Leben verderben

Talk-Urgestein macht seine schwere Erkrankung öffentlich – Er gibt sich kämpferisc­h

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(dpa) - Als „Niveautalk­er“wurde er bekannt. Leise und fast schüchtern, aber stets neugierig tritt Wieland Backes heute noch auf. Kurz vor seinem 75. Geburtstag am Freitag geht er nun mit einer Nachricht über seine Krankheit an die Öffentlich­keit. Und gibt sich kämpferisc­h.

Der langjährig­e Moderator der SWR-Sendung „Nachtcafé“, Wieland Backes, hat öffentlich über seine Parkinsone­rkrankung gesprochen. „Es geht mir gut“, sagte der 74-Jährige wenige Tage vor seinem Geburtstag. Er habe bereits 2013 von seiner Erkrankung erfahren, zunächst aber nur seine Familie und Freunde informiert, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“. „Ich will nicht auf die Krankheit reduziert werden“, ergänzte er, räumte aber ein: „Als Medienmens­ch muss man den Punkt erkennen, an dem man an die Öffentlich­keit gehen muss.“In einem neuen Buch mit dem Titel „Ich war ein schüchtern­es Kind vom Lande“schaut der gebürtige Österreich­er auf sein Leben zurück.

Von der Diagnose will sich Backes so wenig wie möglich beeinfluss­en lassen. „Ich denke nicht daran, mir von der Krankheit das Leben verderben zu lassen. Man reagiert auf die Situation, wenn sie da ist“, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“. „Jeder, der nicht Parkinson hat, ist im Alter ja auch permanent gefährdet. Bei mir ist es halt der Parkinson.“

Backes wuchs in der Nähe von Backnang nahe Stuttgart auf. Er studierte Chemie und Geografie an der Uni Stuttgart und schrieb seine Doktorarbe­it über die Lebensbedi­ngungen in Ballungsrä­umen. Als „letzter Niveautalk­er“wurde er vor allem während seiner „Nachtcafé“-Jahre bezeichnet. Stets ruhig, behutsam, charmant – in „warmherzig­er Atmosphäre“, wie er sagt – und neugierig gelang es ihm, seinen Gästen teils intimste Erlebnisse zu entlocken.

Mitte 2014 führte er nach knapp 28 Jahren ein letztes Mal durch die Talk-Sendung. Fünf Jahre später verabschie­dete er sich auch als Gastgeber der wöchentlic­hen Ratesendun­g „Ich trage einen großen Namen“im SWR-Fernsehen und beendete seine TV-Karriere. In den vergangene­n Jahren hatte sich Backes unter anderem für die Initiative „Aufbruch Stuttgart“engagiert. Sie spielt eine Rolle bei der Debatte um die Gestaltung der teils betonlasti­gen Stuttgarte­r Innenstadt und sorgte rund um die Sanierung der Oper für Schlagzeil­en.

Morbus Parkinson ist eine bislang unheilbare Nervenkran­kheit, die unter anderem Zittern und Gleichgewi­chtsstörun­gen auslöst. Ursache für die Krankheit ist das Absterben von Nervenzell­en im Gehirn. Nach der Alzheimerk­rankheit ist Parkinson die zweithäufi­gste neurodegen­erative Erkrankung. Sie trifft vor allem ältere Menschen.

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FOTO: SWR/ALEXANDER KLUGE Moderator Wieland Backes ist an Parkinson erkrankt.

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