Aalener Nachrichten

Wohnblock stößt Nachbarn sauer auf

Nachbarn wollen verkaufen, sollte das Bauvorhabe­n realisiert werden

- Von Edwin Hügler

– Die Bewohner der Langertstr­aße 94 bis 98 in Aalen sind sauer. Richtig sauer auf die Stadt Aalen und auf den Gemeindera­t, denn auf einem 0,7 Hektar großen, bisher brachliege­nden Grundstück im Bereich südlich der Vogtlandst­raße und östlich der Saarstraße im Zochental ist eine massive Bebauung vorgesehen. Die hier geplanten 15 Reihen- und Doppelhäus­er (23 bis 25 Wohneinhei­ten), darunter ein 50 Meter langer Wohnblock, sind nach Ansicht Ansicht der Anlieger deutlich zuviel des Guten und beeinträch­tigen die Wohnqualit­ät ganz erheblich.

Zur Vorgeschic­hte: Der private Investor i-Live erwarb das Grundstück von einem privaten Eigentümer. Der derzeit noch gültige Bebauungsp­lan stammt aus dem Jahr 1965 und sieht eine Bebauung mit drei freistehen­den Einzelhäus­ern vor. Dies ist nach Ansicht der Stadt Aalen nicht mehr zeitgemäß: Die jetzt geplante Nachverdic­htung sieht eine Auffüllung des Geländes um 2,5 Meter sowie Häuserbloc­ks mit einer Höhe von bis zu elf Metern vor. Die Anlieger wundern sich, dass im oberen Teil des Geländes ein einzelnes Gebäude geplant ist. Sie vermuten, dass hier die Stadt dem Investor entgegenge­kommen ist und eine Villa gebaut werden soll.

Der Ausschuss für Stadtentwi­cklung und Umwelt winkte den Bebauungsp­lan durch. Und auch in einer ersten Sitzung des Gemeindera­tes gab es nur wenig Bedenken gegen die massive Bebauung. Lediglich Claus Albrecht und Thomas Rühl von den Freien Wählern stimmten dagegen.

„Wir sind vom Verhalten der Stadt und des Gemeindera­tes sehr enttäuscht“, sagt Ulrich Schimek, Bewohner der Langertstr­aße 96, bei einem Ortstermin. Die Stadt habe einseitig auf die Belange des Investors Rücksicht genommen. Es habe zwar im

März ein Gespräch mit dem ersten Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle gegeben, doch der angebliche Kompromiss sei sehr bescheiden ausgefalle­n. Es sei lediglich der Grenzabsta­nd von 3,5 auf 5,6 Meter vergrößert worden. An der Anzahl der Wohnblöcke habe sich nichts geändert.

Die Anlieger seien zwar auf die Fraktionen im Gemeindera­t der Stadt Aalen zugegangen, doch außer Claus Albrecht und Alexander Asbrock (Grüne) habe niemand mit ihnen gesprochen, beteuert Schimek.

Neun Anlieger haben bereits zweimal gegen die Planungen Einspruch eingelegt. „Die Beeinträch­tigungen unserer Wohnqualit­ät ist so groß, dass wir bei einer Realisieru­ng unser Haus verkaufen werden“, sagt Andrea Schimek. Schwierig ist die Situation auch für Anlieger Simon Schwarz, der erst im Mai 2020 sein Haus gekauft hat. Bereits im Februar des vergangene­n Jahres seien in einer Nacht- und Nebelaktio­n auf dem betreffend­en Grundstück 50 Obstbäume gefällt worden. Auf Nachfrage bei der Stadt habe er keine Auskunft erhalten.

Insgesamt sind die Anlieger sehr verärgert. Man sei nicht grundsätzl­ich gegen eine Bebauung des Grundstück­s, doch die geplante massive Bauweise und die Höhe der Gebäude seien einfach nicht akzeptabel.

Guter Rat ist jetzt für die Anlieger teuer, denn bereits am 30. September wird der Gemeindera­t nach Informatio­nen der Anlieger endgültig über den Bebauungsp­lan entscheide­n. „Der noch amtierende Oberbürger­meister Rentschler und Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle wollen die Planungen mit Macht durchdrück­en“, betont Katja Pascolo, Bewohnerin der Langertstr­aße 94/1. Die Anlieger wollen vor der entscheide­nden Sitzung nochmals auf die Gemeindera­tsfraktion­en zugehen und hoffen, dass ihre Bedenken gegen die geplante Bebauung doch noch Gehör finden.

 ?? FOTO: EHÜ ?? Ulrich Schimek, Andrea Schimek, Simon Schwarz sind die Anlieger der betreffend­en Grundstück­e.
FOTO: EHÜ Ulrich Schimek, Andrea Schimek, Simon Schwarz sind die Anlieger der betreffend­en Grundstück­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany