Wohnblock stößt Nachbarn sauer auf
Nachbarn wollen verkaufen, sollte das Bauvorhaben realisiert werden
– Die Bewohner der Langertstraße 94 bis 98 in Aalen sind sauer. Richtig sauer auf die Stadt Aalen und auf den Gemeinderat, denn auf einem 0,7 Hektar großen, bisher brachliegenden Grundstück im Bereich südlich der Vogtlandstraße und östlich der Saarstraße im Zochental ist eine massive Bebauung vorgesehen. Die hier geplanten 15 Reihen- und Doppelhäuser (23 bis 25 Wohneinheiten), darunter ein 50 Meter langer Wohnblock, sind nach Ansicht Ansicht der Anlieger deutlich zuviel des Guten und beeinträchtigen die Wohnqualität ganz erheblich.
Zur Vorgeschichte: Der private Investor i-Live erwarb das Grundstück von einem privaten Eigentümer. Der derzeit noch gültige Bebauungsplan stammt aus dem Jahr 1965 und sieht eine Bebauung mit drei freistehenden Einzelhäusern vor. Dies ist nach Ansicht der Stadt Aalen nicht mehr zeitgemäß: Die jetzt geplante Nachverdichtung sieht eine Auffüllung des Geländes um 2,5 Meter sowie Häuserblocks mit einer Höhe von bis zu elf Metern vor. Die Anlieger wundern sich, dass im oberen Teil des Geländes ein einzelnes Gebäude geplant ist. Sie vermuten, dass hier die Stadt dem Investor entgegengekommen ist und eine Villa gebaut werden soll.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt winkte den Bebauungsplan durch. Und auch in einer ersten Sitzung des Gemeinderates gab es nur wenig Bedenken gegen die massive Bebauung. Lediglich Claus Albrecht und Thomas Rühl von den Freien Wählern stimmten dagegen.
„Wir sind vom Verhalten der Stadt und des Gemeinderates sehr enttäuscht“, sagt Ulrich Schimek, Bewohner der Langertstraße 96, bei einem Ortstermin. Die Stadt habe einseitig auf die Belange des Investors Rücksicht genommen. Es habe zwar im
März ein Gespräch mit dem ersten Bürgermeister Wolfgang Steidle gegeben, doch der angebliche Kompromiss sei sehr bescheiden ausgefallen. Es sei lediglich der Grenzabstand von 3,5 auf 5,6 Meter vergrößert worden. An der Anzahl der Wohnblöcke habe sich nichts geändert.
Die Anlieger seien zwar auf die Fraktionen im Gemeinderat der Stadt Aalen zugegangen, doch außer Claus Albrecht und Alexander Asbrock (Grüne) habe niemand mit ihnen gesprochen, beteuert Schimek.
Neun Anlieger haben bereits zweimal gegen die Planungen Einspruch eingelegt. „Die Beeinträchtigungen unserer Wohnqualität ist so groß, dass wir bei einer Realisierung unser Haus verkaufen werden“, sagt Andrea Schimek. Schwierig ist die Situation auch für Anlieger Simon Schwarz, der erst im Mai 2020 sein Haus gekauft hat. Bereits im Februar des vergangenen Jahres seien in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem betreffenden Grundstück 50 Obstbäume gefällt worden. Auf Nachfrage bei der Stadt habe er keine Auskunft erhalten.
Insgesamt sind die Anlieger sehr verärgert. Man sei nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung des Grundstücks, doch die geplante massive Bauweise und die Höhe der Gebäude seien einfach nicht akzeptabel.
Guter Rat ist jetzt für die Anlieger teuer, denn bereits am 30. September wird der Gemeinderat nach Informationen der Anlieger endgültig über den Bebauungsplan entscheiden. „Der noch amtierende Oberbürgermeister Rentschler und Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle wollen die Planungen mit Macht durchdrücken“, betont Katja Pascolo, Bewohnerin der Langertstraße 94/1. Die Anlieger wollen vor der entscheidenden Sitzung nochmals auf die Gemeinderatsfraktionen zugehen und hoffen, dass ihre Bedenken gegen die geplante Bebauung doch noch Gehör finden.