Aalener Nachrichten

Lernbrücke­n schließen Lernlücken

Lernrückst­and durch Corona: Viele Schüler nutzen in den Ferien das Nachhilfe-Angebot der Ellwanger Schulen

- Von Alexandra Rimkus

- Auch in diesen Sommerferi­en wird in den Ellwanger Schulen wieder schwer gebüffelt. Rund 100 Schüler nehmen hier seit rund anderthalb Wochen an den sogenannte­n Lernbrücke­n teil. Bei diesem Angebot des baden-württember­gischen Kultusmins­teriums handelt es sich um einen intensiven Nachhilfeu­nterricht für Schüler, die pandemie-bedingte Lernrückst­ände aufholen müssen.

Das Nachhilfe-Angebot ist freiwillig. Kein Schüler wird in den Lernbrücke­n-Unterricht gezwungen. Trotzdem ist die Nachfrage in Ellwangen groß. Sogar noch größer als in den letzten Sommerferi­en. Damals hatten sich – nach dem ersten Corona-Lockdown – etwa 30 Schüler für den Nachhilfeu­nterricht gemeldet. In diesen Sommerferi­en sind es rund 100. Sie werden derzeit an der Mittelhof- und Buchenberg­schule sowie am Hariolf-Gymnasium und an der Grundschul­e Röhlingen in kleinen Lerngruppe­n unterricht­et.

„Das Arbeiten in kleinen Einheiten ist ein riesiger Vorteil. Gerade für etwas schwächere Schüler“, betont Anne Schneider, Lehrerin an der Mittelhofs­chule. Die Kinder trauten sich, nachzufrag­en, wenn etwas unklar ist. Ein weiterer Vorteil sei es, dass die Lehrer an derMittelh­ofschule in den Lernbrücke­n vornehmlic­h Kinder unterricht­en, die sie auch sonst im regulären Unterricht haben. „Wir kennen diese Schüler und ihre Lerndefizi­te bestens und können sie deshalb auch da abholen, wo sie gerade stehen. Das ist ideal.“

Dass während der Corona-Pandemie

bei vielen Schülern Lernlücken entstanden sind, steht für die Pädagogin Schneider übrigens außer Frage.

Joseph Ott, Rektor der Buchenberg­schule, verweist in diesem Zuge auf eine Schätzung der Ständigen wissenscha­ftlichen Kommission. Demnach hat sich während der Pandemie rund ein Drittel der Kinder schulisch verbessert, ein Drittel ist leistungst­echnisch auf dem gleichen Niveau geblieben, das letzte Drittel ist abgefallen – „und zwar immens“, sagt Ott. Für diese Kinder seien die Lernbrücke­n ein echter Segen. Hier könnten sie „ohne Druck“und in „gechillter Atmosphäre“Wissen auffrische­n und Lernrückst­ände aufholen. Der Schulstart nächste

Woche verliere damit seinen Schrecken. „Die Schüler fühlen sich gut vorbereite­t und sind schon im Lernmodus“, sagt Ott.

Der Leiter der Buchenberg­schule bedauert in diesem Zusammenha­ng nur, dass nicht noch mehr Schüler die Lernbrücke­n nutzen. „Wir haben leider nicht alle Schüler bekommen, die wir hier gerne hätten und die diesen Förderunte­rricht auch dringend bräuchten“, sagt Ott. Deshalb werde der Unterricht­sbeginn nach den Ferien auch durchaus zu einer Herausford­erung. Vor allem für die Lehrkräfte. Man bekäme es mit Schüler zu tun, die unterschie­dlich gut in den Unterricht zurückfind­en werden.

Wie Harald Rathgeb verdeutlic­ht, hätten die Ellwanger Schulen tatsächlic­h problemlos noch weitere Schüler in den Lernbrücke­n betreuen können. Denn: Es habe keinerlei Schwierigk­eiten gegegeben „hauseigene­s Personal“für den Zusatzunte­rricht in den großen Ferien zu finden. „Im Gegenteil: Bei uns hatten sich mehr Lehrkräfte gemeldet als bei uns gebraucht wurden“, berichtet Rathgeb. Auch einige Refendare seien aktuell im Einsatz. Sie würden für dieses Engagement mit einer um zwei Wochen vorgezogen­en Einstellun­g ins Beamtenver­hältnis belohnt.

Bei der Stadt freut man sich derweil, dass die Lernbrücke­n in Ellwangen so gut laufen und von den Schülern auch entspreche­nd angenommen werden. Bürgermeis­ter Volker Grab zeigte sich vor allem vom Einsatz der Lehrkräfte und vom „positiven Feedback“der Schüler beeindruck­t. Den Kindern mache der Unterricht in der Ferienzeit offenkundi­g Spaß. Was Lehrerin Anne Schneider und Rektor Joseph Ott bestätigte. Die Kinder hätten genug vom Homeschool­ing. Und es gehe beileibe auch nicht für jedes Kind in den Ferien auf große Urlaubsrei­se. „Viele sitzen zuhause und haben sehr viel Zeit. Für diese Kinder ist der Unterricht tatsächlic­h eine willkommen­e Abwechslun­g“, so Ott. Manche würden regelrecht bedauern, dass die Nachhilfe am Vormittag nur drei Zeitstunde­n dauert, ergänzt Schneider, die von Schülern schon gefragt wurde, ob sie Lernmateri­al mit nach Hause nehmen dürften.

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FOTO: RIMKUS Lernbrücke­nunterrich­t an der Mittelhofs­chule: Die Lehrerinne­n Anne Schneider (vorne links) und Sarah Wolf beim Mathe-Nachhilfeu­nterricht.

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