Aalener Nachrichten

Endlich wieder große Klänge

Junge Philharmon­ie Ostwürttem­berg gibt wieder Konzerte – Solisten aus den eigenen Reihen

- Von Mark Masuch

- Die Zeit während der Corona-Pandemie war trüb für die Junge Philharmon­ie Ostwürttem­berg (JPO). Proben konnten nicht stattfinde­n, Auftritte mussten mehrfach verschoben werden. Doch jetzt möchten die jungen Musikerinn­en und Musiker endlich wieder durchstart­en. Mit einem Sommerproj­ekt unter der Leitung von Dirigent Uwe Renz gastiert das Ensemble ab kommendem Freitag mit fünf Konzerten im Ostalbkrei­s. Derzeit wird in der Internatio­nalen Musikschul­akademie Schloss Kapfenburg in Lauchheim noch fleißig geprobt.

Auf dem Programm stehen zwei Werke der Romantik: Serge Koussevitz­kys Kontrassba­ndkonzert in fismoll op. 3 mit Jim Thomas als Solisten sowie Carl Maria von Webers Klarinette­n-Konzert Nr. 1 in f-moll op. 73 mit der Solistin Hanna Keller. Beide Solisten entstammen der Jungen Philharmon­ie, mussten nicht eingekauft werden. Es sei schön, dass man in der Lage sei, selbst Solisten heranzuzie­hen. Was Schöneres gebe es doch eigentlich nicht, findet Uwe Renz.

Beide, Jim Thomas wie auch Hanna Keller, fühlen sich in der Lage, ihrer Parts überzeugen­d meistern zu können. Schon vor zwei Jahren hab er sich richtig reingehäng­t, doch dann sei alles abgesagt worden. Beim zweiten Mal habe er schon von Anfang mit einer weiteren Absage gerechnet. Da sei jedoch ganz gut gewesen, denn er habe das Gefühl, dass sein Solo jetzt noch besser funktionie­ren würde als noch vor zwei Jahren, betont Thomas, der Kontrabass spielt und seit 2018 an der Musikhochs­chule Stuttgart studiert.

Ähnlich sieht es Klarinetti­stin Hanna Keller. Sie habe sich gut vorbereite­t und sei schnell wieder reingekomm­en. Dennoch sei sie froh, dass die Auftritte nicht vor zwei Jahren stattgefun­den hätten, schmunzelt die Musikerin. Hanna Keller und Jim Thomas sind bereits mehrfach beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Regional-, Landes- und Bundeseben­e mit Auszeichnu­ngen bedacht worden und zählen seit langem zu den Stammspiel­ern der JPO.

Den Abschluss des Konzertpro­gramms bildet Antonin Dvoráks 9. Sinfonie in e-moll op. 95. Die Symphonie ist inspiriert durch Dvoráks dreijährig­en Aufenthalt in Amerika und trägt daher den Namen „Aus der neuen Welt“.

Uwe Renz ist froh, endlich wieder mit seinem Ensemble proben zu können. Es sei eine lange Durststrec­ke gewesen, während der man nicht in großer Besetzung habe spielen können, so der Dirigent. Daher empfinde er es als Erlösung, nun wieder „große Klänge“zu fabriziere­n. Man spüre die Spielfreud­e. Alle seien gut drauf und würden täglich von 9.30 bis 21 Uhr proben, freut sich Renz. Dass dabei am Abend das eine oder andere Auge auch einmal etwas „glasig“sei, gehört für ihn dazu. „Diese Art von Musik muss man sich erkämpfen, die bekommt man nicht geschenkt.“Dennoch habe man viel Spaß beim Proben.

Moritz von Woellwarth, seit diesem Jahr „Schlossher­r“und einer der beiden Geschäftsf­ührer der JPO, zeigt sich glücklich darüber, dass endlich wieder Musiker auf der Kapfenburg üben würden. Man habe ein volles Haus und sei fast wieder im Normalbetr­ieb. Besonders freut er sich auch über den Einsatz der beiden Solisten. Es sei beispielha­ft, wenn man als 13-Jähriger erstmals aufs Schloss käme, über die Jahre ausgebilde­t werde und dann als Solist wieder zurückkomm­en würde. Über die Musikauswa­hl urteilt er: „Dvorák ist nicht einfach, sondern eine sehr schwere Symphonie.“

Die kommenden fünf Konzerte sind laut JPO-Geschäftsf­ührerin Ines Mangold-Walter so konzipiert, dass sie trotz steigender Inzidenz oder möglicher neuer Corona-Verordnung­en stattfinde­n können. Man habe ein gutes Hygienekon­zept erarbeitet. Die 3G-Regel sei bei allen Konzerten vorgeschri­eben. Der Abstand von 1,5 Metern werde bei den Sitzplätze­n eingehalte­n, berichtet Mangold-Walter. Dadurch können allerdings auch weitaus weniger Besucher dem Konzert lauschen. Im Congress-Centrum in Schwäbisch Gmünd hätten normalerwe­ise bis zu 900 Gäste Platz. Nun dürfen nur 480 Besucher kommen. Dadurch seien die Konzerte aber auch fast ausverkauf­t, so die Geschäftsf­ührerin weiter. Es gebe nur noch wenige Tickets.

Allerdings steht bei den diesjährig­en Konzerten auch nicht der finanziell­e Aspekt im Vordergrun­d. Es sei wichtiger, dass die Jugendlich­en endlich wieder gemeinsam Musik machen könnten, betont MangoldWal­ter. Darüber hinaus habe der Verein in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet.

Für Landrat und JPO-Vorstand Joachim Bläse werden die Konzerte ein tolles Erlebnis, bei denen Menschen endlich wieder wegen der Kultur zusammenko­mmen könnten. Er wolle sich schon jetzt für fünf „Super-Auftritte“bedanken.

Neben den Konzerten in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim gastiert das 65-köpfige Ensemble auch beim Landes-Musik-Festival in Neresheim sowie im Rahmen des Ostalb-Kultursomm­ers bei einem Open-Air am Kressbachs­ee in Ellwangen. Bei letzterem Auftritt, der kostenlos ist, werden Auszüge aus dem Sommerprog­ramm gespielt.

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FOTOS: MASUCH Die Junge Philharmon­ie Ostwürttem­berg probt auf Schloss Kapfenburg.
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