Endlich wieder große Klänge
Junge Philharmonie Ostwürttemberg gibt wieder Konzerte – Solisten aus den eigenen Reihen
- Die Zeit während der Corona-Pandemie war trüb für die Junge Philharmonie Ostwürttemberg (JPO). Proben konnten nicht stattfinden, Auftritte mussten mehrfach verschoben werden. Doch jetzt möchten die jungen Musikerinnen und Musiker endlich wieder durchstarten. Mit einem Sommerprojekt unter der Leitung von Dirigent Uwe Renz gastiert das Ensemble ab kommendem Freitag mit fünf Konzerten im Ostalbkreis. Derzeit wird in der Internationalen Musikschulakademie Schloss Kapfenburg in Lauchheim noch fleißig geprobt.
Auf dem Programm stehen zwei Werke der Romantik: Serge Koussevitzkys Kontrassbandkonzert in fismoll op. 3 mit Jim Thomas als Solisten sowie Carl Maria von Webers Klarinetten-Konzert Nr. 1 in f-moll op. 73 mit der Solistin Hanna Keller. Beide Solisten entstammen der Jungen Philharmonie, mussten nicht eingekauft werden. Es sei schön, dass man in der Lage sei, selbst Solisten heranzuziehen. Was Schöneres gebe es doch eigentlich nicht, findet Uwe Renz.
Beide, Jim Thomas wie auch Hanna Keller, fühlen sich in der Lage, ihrer Parts überzeugend meistern zu können. Schon vor zwei Jahren hab er sich richtig reingehängt, doch dann sei alles abgesagt worden. Beim zweiten Mal habe er schon von Anfang mit einer weiteren Absage gerechnet. Da sei jedoch ganz gut gewesen, denn er habe das Gefühl, dass sein Solo jetzt noch besser funktionieren würde als noch vor zwei Jahren, betont Thomas, der Kontrabass spielt und seit 2018 an der Musikhochschule Stuttgart studiert.
Ähnlich sieht es Klarinettistin Hanna Keller. Sie habe sich gut vorbereitet und sei schnell wieder reingekommen. Dennoch sei sie froh, dass die Auftritte nicht vor zwei Jahren stattgefunden hätten, schmunzelt die Musikerin. Hanna Keller und Jim Thomas sind bereits mehrfach beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Regional-, Landes- und Bundesebene mit Auszeichnungen bedacht worden und zählen seit langem zu den Stammspielern der JPO.
Den Abschluss des Konzertprogramms bildet Antonin Dvoráks 9. Sinfonie in e-moll op. 95. Die Symphonie ist inspiriert durch Dvoráks dreijährigen Aufenthalt in Amerika und trägt daher den Namen „Aus der neuen Welt“.
Uwe Renz ist froh, endlich wieder mit seinem Ensemble proben zu können. Es sei eine lange Durststrecke gewesen, während der man nicht in großer Besetzung habe spielen können, so der Dirigent. Daher empfinde er es als Erlösung, nun wieder „große Klänge“zu fabrizieren. Man spüre die Spielfreude. Alle seien gut drauf und würden täglich von 9.30 bis 21 Uhr proben, freut sich Renz. Dass dabei am Abend das eine oder andere Auge auch einmal etwas „glasig“sei, gehört für ihn dazu. „Diese Art von Musik muss man sich erkämpfen, die bekommt man nicht geschenkt.“Dennoch habe man viel Spaß beim Proben.
Moritz von Woellwarth, seit diesem Jahr „Schlossherr“und einer der beiden Geschäftsführer der JPO, zeigt sich glücklich darüber, dass endlich wieder Musiker auf der Kapfenburg üben würden. Man habe ein volles Haus und sei fast wieder im Normalbetrieb. Besonders freut er sich auch über den Einsatz der beiden Solisten. Es sei beispielhaft, wenn man als 13-Jähriger erstmals aufs Schloss käme, über die Jahre ausgebildet werde und dann als Solist wieder zurückkommen würde. Über die Musikauswahl urteilt er: „Dvorák ist nicht einfach, sondern eine sehr schwere Symphonie.“
Die kommenden fünf Konzerte sind laut JPO-Geschäftsführerin Ines Mangold-Walter so konzipiert, dass sie trotz steigender Inzidenz oder möglicher neuer Corona-Verordnungen stattfinden können. Man habe ein gutes Hygienekonzept erarbeitet. Die 3G-Regel sei bei allen Konzerten vorgeschrieben. Der Abstand von 1,5 Metern werde bei den Sitzplätzen eingehalten, berichtet Mangold-Walter. Dadurch können allerdings auch weitaus weniger Besucher dem Konzert lauschen. Im Congress-Centrum in Schwäbisch Gmünd hätten normalerweise bis zu 900 Gäste Platz. Nun dürfen nur 480 Besucher kommen. Dadurch seien die Konzerte aber auch fast ausverkauft, so die Geschäftsführerin weiter. Es gebe nur noch wenige Tickets.
Allerdings steht bei den diesjährigen Konzerten auch nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Es sei wichtiger, dass die Jugendlichen endlich wieder gemeinsam Musik machen könnten, betont MangoldWalter. Darüber hinaus habe der Verein in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet.
Für Landrat und JPO-Vorstand Joachim Bläse werden die Konzerte ein tolles Erlebnis, bei denen Menschen endlich wieder wegen der Kultur zusammenkommen könnten. Er wolle sich schon jetzt für fünf „Super-Auftritte“bedanken.
Neben den Konzerten in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim gastiert das 65-köpfige Ensemble auch beim Landes-Musik-Festival in Neresheim sowie im Rahmen des Ostalb-Kultursommers bei einem Open-Air am Kressbachsee in Ellwangen. Bei letzterem Auftritt, der kostenlos ist, werden Auszüge aus dem Sommerprogramm gespielt.