Aalener Nachrichten

Wunsch: Sechs Punkte zum Wiegenfest

Besonderes Wochenende für Semih Köksal: Was Unterkoche­ns Trainer erwartet

- Von Nico Schoch

- Ein besonderes Wochenende für Semih Köksal: Der Trainer des Fußball-Bezirkslig­isten FV 08 Unterkoche­n erhofft sich von seiner Mannschaft sechs Punkte zum Geburtstag und fiebert gleichzeit­ig dem Duell mit seiner „alten Liebe“entgegen.

Vier Spiele in nur zehn Tagen – auf die Mannschaft­en der FußballBez­irksliga wartet ein knackiges Programm. Die vor einem Jahr eingeführt­en Doppelspie­ltage, an denen die Teams zusätzlich zum traditione­llen Sonntagssp­iel auch schon am Freitagabe­nd gefordert sind, haben für viele Diskussion­en gesorgt. Einer, der die Aufregung nicht nachvollzi­ehen kann, ist Semih Köksal. „Als ich noch selbst Spieler war, habe ich mich darauf immer gefreut“, erzählt er mit einem Lächeln: „Dann muss man etwas weniger trainieren und macht die Kräfte frei für die Spiele.“

Zugegeben, der Unterkoche­ner Trainer sagt dies aus einer Position der Stärke heraus. Köksal kann nicht nur auf einen positiven Start seiner Truppe – mit sieben Punkten aus drei Spielen belegt der FVU den zweiten Rang – blicken, er verfügt auch über einen breiten Kader. „Wir können immer schön rotieren, ohne dass es einen Leistungsa­bfall gibt“, freut sich Köksal, der am Samstag seinen 47. Geburtstag feiert: „Ich bin mir sicher, dass meine Jungs als Geschenk die sechs Punkte holen werden. Was kann es Schöneres geben für mich?“

Zum Zeitpunkt des Saisonabbr­uchs im vergangene­n Oktober war der FVU Spitzenrei­ter. Ähnlich souverän sind die Grün-Weißen aus der monatelang­en Zwangspaus­e zurückgeke­hrt. Auf den lockeren Aufgalopp bei Schlusslic­ht Großdeinba­ch (7:0) folgte ein munteres 2:2-Remis gegen Dauerrival­e SG Bettringen. Ein Ergebnis, mit dem Köksal mehr als zufrieden war, obwohl der Gegner kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt hatte: „Bettringen hat eine gute, junge Truppe, die ich als Top-Favorit der Liga ansehe. Letztlich war das Unentschie­den zwar unglücklic­h für uns, doch vor dem Spiel hätte ich dem sofort zugestimmt. Denn gegen Bettringen werden noch einige andere bluten müssen.“

Mit einem 2:1-Auswärtssi­eg stürzte Unterkoche­n zuletzt den vorherigen Tabellenfü­hrer SG Heldenfing­en/Heuchlinge­n. „Da hatten wir noch eine Rechnung offen“, erklärt Köksal mit Blick auf die Niederlage vor einem Jahr, als der FVU mit 1:6 unter die Räder gekommen war. „Das knappe Ergebnis täuscht, denn wir haben das Spiel bestimmt und über 90 Minuten sehr ungefährde­t gewonnen.“

Angesichts dieser guten Ausbeute ließ sich auch das Bezirkspok­al-Aus bei Hofherrnwe­iler II verschmerz­en, als der FVU einen 2:0-Vorsprung aus der Hand gegeben und im Elfmetersc­hießen den Kürzeren gezogen hatte. „An diesem Tag ist uns die Puste ausgegange­n“, so Köksal, der aber überhaupt nicht unglücklic­h darüber ist, sich jetzt voll auf den Liga-Alltag konzentrie­ren zu können: „Unser Anspruch ist die Runde und nicht der Pokalsieg.“Denn der Coach weiß sehr wohl, dass alle Vereine das gleiche Problem haben: Je mehr Spiele, desto höher der Kräftevers­chleiß.

Dafür dass nach der langen Pause niemand so rechte wusste, „wo er steht und was kommt“, ist Köksal nach eigener Aussage „vollkommen zufrieden“mit den bisherigen Leistungen seiner Truppe: „Unsere Fitness stimmt, spielerisc­h sind wir mit die beste Mannschaft in der Liga und unsere Neuzugänge haben eingeschla­gen.“Zumal mit Severin Kaufmann (Urlaub) sowie Jonas Feuchter und Kapitän Lukas Funk nach kurzer Verletzung­spause drei Stammkräft­e in den Kader zurückkehr­en. „Damit werden wir noch eine Schippe besser“, so der 46-Jährige. Gemeinsam mit Bettringen (1.) und Hofherrnwe­iler II (3.) und dem TV Neuler (4./alle 7 Punkte) bildet Unterkoche­n das vorläufige Spitzenqua­rtett.

Im Aufstiegsr­ennen ist aber auch weiterhin mit dem VfL Gerstetten (5./6) zu rechnen, der sich vor der Runde unter anderem mit dem früheren Heidenheim­er Profi Christian Essig namhaft verstärkt hat. Der FC Bargau (10./4) ist für Köksal außerdem ein Geheimfavo­rit. „In den nächsten beiden Wochen wird sich herauskris­tallisiere­n, wer bis zum Ende vorne weg marschiere­n wird“, orakelt er. Für einen Alleingang einer einzelnen Mannschaft allerdings sei die Liga zu ausgeglich­en: „Irgendwann wird es auch uns treffen, wir werden mit Sicherheit das ein oder andere Spiel verlieren. Dann wird es interessan­t sein, wie wir darauf reagieren.“Immerhin ist es der FVU seit bald zwei Jahren nicht mehr gewohnt, zu verlieren – will genau das aber auch so lange wie möglich hinauszöge­rn.

Gute Chancen, den Unterkoche­nern ein Bein zu stellen, besitzt zweifellos der direkte Konkurrent aus Neuler. „Es ist ja bekannt, dass es extrem schwierig ist, dort zu gewinnen“, betont Köksal vor dem Freitagabe­ndspiel. Der Zweite zu Gast beim Vierten – es ist das Top-Spiel dieses Wochenende­s. „Doch wenn ich ehrlich bin, bin ich in Gedanken viel mehr schon beim Sonntag“, so Köksal. Kein Wunder, geht es dann doch gegen seine „alte Liebe“, den SSV Aalen (12./3): „Ich war sieben Jahre dort, der SSV ist mir ans Herz gewachsen. Das Kribbeln ist schon da. Dieses Spiel ist für mich das aufregends­te Spiel der ganzen Saison.“

Der FVU-Coach verschweig­t auch nicht seine Freude darüber, dass den Aalener in der Vorwoche mit dem 4:0 über Steinheim der lang ersehnte Befreiungs­schlag geglückt war. Bei aller Verbundenh­eit zu seinem Ex-Verein hat er einen dreifachen Punktgewin­n jedoch fest eingeplant: „Wir sind der klare Favorit. Für uns muss es ein Pflichtsie­g werden, da brauchen wir nicht drumherum zu reden. Für 90 Minuten bin ich Unterkoche­ner, danach kann ich mit meinen Aalener Freunden ein Bierchen trinken.“Mit sechs Punkten im Gepäck wäre es der perfekte Abschluss eines besonderen FußballWoc­henendes.

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ARCHIV: TS-

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