Wunsch: Sechs Punkte zum Wiegenfest
Besonderes Wochenende für Semih Köksal: Was Unterkochens Trainer erwartet
- Ein besonderes Wochenende für Semih Köksal: Der Trainer des Fußball-Bezirksligisten FV 08 Unterkochen erhofft sich von seiner Mannschaft sechs Punkte zum Geburtstag und fiebert gleichzeitig dem Duell mit seiner „alten Liebe“entgegen.
Vier Spiele in nur zehn Tagen – auf die Mannschaften der FußballBezirksliga wartet ein knackiges Programm. Die vor einem Jahr eingeführten Doppelspieltage, an denen die Teams zusätzlich zum traditionellen Sonntagsspiel auch schon am Freitagabend gefordert sind, haben für viele Diskussionen gesorgt. Einer, der die Aufregung nicht nachvollziehen kann, ist Semih Köksal. „Als ich noch selbst Spieler war, habe ich mich darauf immer gefreut“, erzählt er mit einem Lächeln: „Dann muss man etwas weniger trainieren und macht die Kräfte frei für die Spiele.“
Zugegeben, der Unterkochener Trainer sagt dies aus einer Position der Stärke heraus. Köksal kann nicht nur auf einen positiven Start seiner Truppe – mit sieben Punkten aus drei Spielen belegt der FVU den zweiten Rang – blicken, er verfügt auch über einen breiten Kader. „Wir können immer schön rotieren, ohne dass es einen Leistungsabfall gibt“, freut sich Köksal, der am Samstag seinen 47. Geburtstag feiert: „Ich bin mir sicher, dass meine Jungs als Geschenk die sechs Punkte holen werden. Was kann es Schöneres geben für mich?“
Zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs im vergangenen Oktober war der FVU Spitzenreiter. Ähnlich souverän sind die Grün-Weißen aus der monatelangen Zwangspause zurückgekehrt. Auf den lockeren Aufgalopp bei Schlusslicht Großdeinbach (7:0) folgte ein munteres 2:2-Remis gegen Dauerrivale SG Bettringen. Ein Ergebnis, mit dem Köksal mehr als zufrieden war, obwohl der Gegner kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt hatte: „Bettringen hat eine gute, junge Truppe, die ich als Top-Favorit der Liga ansehe. Letztlich war das Unentschieden zwar unglücklich für uns, doch vor dem Spiel hätte ich dem sofort zugestimmt. Denn gegen Bettringen werden noch einige andere bluten müssen.“
Mit einem 2:1-Auswärtssieg stürzte Unterkochen zuletzt den vorherigen Tabellenführer SG Heldenfingen/Heuchlingen. „Da hatten wir noch eine Rechnung offen“, erklärt Köksal mit Blick auf die Niederlage vor einem Jahr, als der FVU mit 1:6 unter die Räder gekommen war. „Das knappe Ergebnis täuscht, denn wir haben das Spiel bestimmt und über 90 Minuten sehr ungefährdet gewonnen.“
Angesichts dieser guten Ausbeute ließ sich auch das Bezirkspokal-Aus bei Hofherrnweiler II verschmerzen, als der FVU einen 2:0-Vorsprung aus der Hand gegeben und im Elfmeterschießen den Kürzeren gezogen hatte. „An diesem Tag ist uns die Puste ausgegangen“, so Köksal, der aber überhaupt nicht unglücklich darüber ist, sich jetzt voll auf den Liga-Alltag konzentrieren zu können: „Unser Anspruch ist die Runde und nicht der Pokalsieg.“Denn der Coach weiß sehr wohl, dass alle Vereine das gleiche Problem haben: Je mehr Spiele, desto höher der Kräfteverschleiß.
Dafür dass nach der langen Pause niemand so rechte wusste, „wo er steht und was kommt“, ist Köksal nach eigener Aussage „vollkommen zufrieden“mit den bisherigen Leistungen seiner Truppe: „Unsere Fitness stimmt, spielerisch sind wir mit die beste Mannschaft in der Liga und unsere Neuzugänge haben eingeschlagen.“Zumal mit Severin Kaufmann (Urlaub) sowie Jonas Feuchter und Kapitän Lukas Funk nach kurzer Verletzungspause drei Stammkräfte in den Kader zurückkehren. „Damit werden wir noch eine Schippe besser“, so der 46-Jährige. Gemeinsam mit Bettringen (1.) und Hofherrnweiler II (3.) und dem TV Neuler (4./alle 7 Punkte) bildet Unterkochen das vorläufige Spitzenquartett.
Im Aufstiegsrennen ist aber auch weiterhin mit dem VfL Gerstetten (5./6) zu rechnen, der sich vor der Runde unter anderem mit dem früheren Heidenheimer Profi Christian Essig namhaft verstärkt hat. Der FC Bargau (10./4) ist für Köksal außerdem ein Geheimfavorit. „In den nächsten beiden Wochen wird sich herauskristallisieren, wer bis zum Ende vorne weg marschieren wird“, orakelt er. Für einen Alleingang einer einzelnen Mannschaft allerdings sei die Liga zu ausgeglichen: „Irgendwann wird es auch uns treffen, wir werden mit Sicherheit das ein oder andere Spiel verlieren. Dann wird es interessant sein, wie wir darauf reagieren.“Immerhin ist es der FVU seit bald zwei Jahren nicht mehr gewohnt, zu verlieren – will genau das aber auch so lange wie möglich hinauszögern.
Gute Chancen, den Unterkochenern ein Bein zu stellen, besitzt zweifellos der direkte Konkurrent aus Neuler. „Es ist ja bekannt, dass es extrem schwierig ist, dort zu gewinnen“, betont Köksal vor dem Freitagabendspiel. Der Zweite zu Gast beim Vierten – es ist das Top-Spiel dieses Wochenendes. „Doch wenn ich ehrlich bin, bin ich in Gedanken viel mehr schon beim Sonntag“, so Köksal. Kein Wunder, geht es dann doch gegen seine „alte Liebe“, den SSV Aalen (12./3): „Ich war sieben Jahre dort, der SSV ist mir ans Herz gewachsen. Das Kribbeln ist schon da. Dieses Spiel ist für mich das aufregendste Spiel der ganzen Saison.“
Der FVU-Coach verschweigt auch nicht seine Freude darüber, dass den Aalener in der Vorwoche mit dem 4:0 über Steinheim der lang ersehnte Befreiungsschlag geglückt war. Bei aller Verbundenheit zu seinem Ex-Verein hat er einen dreifachen Punktgewinn jedoch fest eingeplant: „Wir sind der klare Favorit. Für uns muss es ein Pflichtsieg werden, da brauchen wir nicht drumherum zu reden. Für 90 Minuten bin ich Unterkochener, danach kann ich mit meinen Aalener Freunden ein Bierchen trinken.“Mit sechs Punkten im Gepäck wäre es der perfekte Abschluss eines besonderen FußballWochenendes.