Aalener Nachrichten

Scharfe Attacken der Union auf Scholz

Söder warnt eindringli­ch vor Rot-Rot-Grün – Laschet wirft SPD-Kandidat Populismus vor

- Von Thomas Spang

(dpa/AFP/sz) Die Union geht mit aggressive­r Tonlage in den Endspurt des Bundestags­wahlkampfs. CSU-Chef Markus Söder warnte am Freitag in seiner Parteitags­rede in Nürnberg eindringli­ch vor einem Linksrutsc­h in Deutschlan­d. Die Umfragen seien für die Union nicht ausreichen­d, es drohe ein politische­r Erdrutsch, sagte der bayerische Ministerpr­äsident mit Blick auf ein mögliches Bündnis von SPD, Grünen und Linksparte­i. Man wolle CDU-Chef Armin Laschet als Kanzler haben statt SPDKandida­t Olaf Scholz oder Annalena Baerbock (Grüne). Nach den Spitzen der vergangene­n Tage versprach Söder Geschlosse­nheit der Schwesterp­arteien CSU und CDU in den letzten beiden Wochen des Wahlkampfs.

An diesem Samstag wird Unionsspit­zenkandida­t Laschet in Nürnberg erwartet.

Laschet selbst griff unterdesse­n seinen SPD-Konkurrent­en Scholz direkt an. Laschet warf dem Finanzmini­ster vor, er habe unangemess­en auf die Durchsuchu­ng in seinem Ministeriu­m reagiert. „Wenn das eigene Ministeriu­m durchsucht wird, der Staatsanwa­ltschaft zu sagen, was sie besser getan hätte, kennt man sonst nur von populistis­chen Staaten“, sagte der CDU-Chef am Freitag in Berlin. Ermittler hatten am Donnerstag in Berlin das Finanzmini­sterium und das ebenfalls von der SPD geführte Justizmini­sterium durchsucht. Hintergrun­d waren Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück gegen die Geldwäsche-Zentralste­lle des Zolls (FIU). Scholz sagte dazu später der „Welt“, die Ermittlung­en richteten sich gegen unbekannte Mitarbeite­r in Köln. Die Fragen in diesem Zusammenha­ng „hätte man schriftlic­h stellen können“, so Scholz.

Auch Söder, der in Nürnberg mit 87,6 Prozent der Stimmen in seinem Amt als CSU-Parteichef bestätigt wurde, griff den Finanzmini­ster in seiner Rede auf dem Parteitag an. Er forderte unter anderem umfassende­re parlamenta­rische Untersuchu­ngen in der sogenannte­n Cum-Ex-Affäre. Es gebe „unzählige Fragen, keine Antworten“, sagte Söder. Dieser „ganze Komplex“habe es verdient, parlamenta­risch genauso untersucht zu werden wie die Maut. Zum Debakel um die Pkw-Maut gab es einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Bundestag.

Zudem warnte der CSU-Chef davor, dass Scholz zum ersten „Schuldenka­nzler“der Republik werden könnte. Er erinnerte daran, wer in einem „Gruselkabi­nett“(Söder) des in den Umfragen führenden SPD-Kandidaten einen Platz finden könnte, etwa „Saskia Esken, die vom demokratis­chen Sozialismu­s schwärmt“, oder auch „Kevin Kühnert, der eine Kneipe eröffnen und BMW enteignen möchte“.

Ähnlich argumentie­rte er bei den Grünen mit ihrer Kandidatin Baerbock. Hier warnte er unter anderem vor Jürgen Trittin und Anton Hofreiter – und riss einen Witz auf dessen Kosten. Der grüne Fraktionsc­hef im Bundestag verweigere sich seit Jahren dem „hervorrage­nden bayerische­n Friseurhan­dwerk“.

- Der Aufschrei über Joe Bidens Impfoffens­ive ließ nicht lange auf sich warten. Führer der Republikan­er vergleiche­n den Präsidente­n mit einem Tyrannen und wollen ihn verklagen.

Der republikan­ische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, gebraucht den Begriff der „Machtergre­ifung“. Sein Kollege Henry McMaster aus South Carolina gelobt, US-Präsident Biden „bis an die Pforten der Hölle zu bekämpfen“, um „die Freiheit“der Bürger seines Bundesstaa­tes zu schützen. Während der Gouverneur von Arizona Bidens Sechs-PunktePlan gegen die Covid-Pandemie mit einem Wort als „diktatoris­ch“zurückweis­t. Alle drei erwägen, die Bundesregi­erung wegen ihres Pandemie-Plans zu verklagen.

Das ist nur eine kleine Auswahl an Reaktionen aus Teilen des Landes, in denen die Infektione­n mit dem Delta-Virus hoch und der Impfwille niedrig ist. Der Bibelgürte­l des Südens und die Cowboystaa­ten im Westen und Südwesten gehören zu den Regionen, die den größten Teil der täglich fast 150 000 Neuinfekti­onen und rund 1500 Covid-Toten beisteuern. Der Erreger hat hier leichtes Spiel, weil die Impfquoten weit unter dem nationalen Durchschni­tt von 62 Prozent liegen.

Nach Ansicht von Analysten wie Steve Schmidt hat die Politisier­ung der Covid-Pandemie mit der Ankündigun­g des US-Präsidente­n, eine Defacto-Impfpflich­t

für fast 100 Millionen Arbeitnehm­er einzuführe­n, einen neuen Siedepunkt erreicht. „Wir leben in einer Zeit der Falschinfo­rmationen und der Verrückthe­iten“, kritisiert der Politstrat­ege den Versuch, aus Covid politische­s Kapital zu schlagen. „Genug ist genug.“

So ähnlich hatte es auch der Präsident gesagt, als er sich am Donnerstag an die Nation wandte. „Wir waren geduldig, aber unsere Geduld ist am Ende“, erklärte Biden im Weißen Haus den Hintergrun­d seines Vorstoßes. Die große Mehrheit der

Amerikaner täten das Richtige. Es sei eine „bestimmte Minderheit“von Leuten, die von einer „bestimmten Minderheit“von Politikern unterstütz­t werde, und das gesamte Land daran hindere, die Pandemie zu besiegen. „Ihre Weigerung hat für uns alle einen Preis.“

Die Zahl der Nichtgeimp­ften liegt bei etwa 80 Millionen Erwachsene­n. Hinzu kommen Kinder und Jugendlich­e, für die es bisher keinen Impfstoff gibt.

Bidens Plan sieht vor, dass alle Unternehme­n, die mehr als 100 Menschen

beschäftig­en, einen Impfnachwe­is ihrer Mitarbeite­r haben müssen oder nachweisen können, dass diese mindestens einmal in der Woche getestet werden. Verstöße werden mit einem Bußgeld von 14 000 Dollar je Fall geahndet.

Die Regierung verlangt darüber hinaus von allen Bundesbesc­häftigten einen Impfnachwe­is. Künftig wird es nicht mehr ausreichen, bloß einen negativen Test vorzulegen. Dieselben Regeln sollen für alle Unternehme­n und Dienstleis­ter gelten, die im Auftrag der Regierung tätig sind. Ebenso müssen Empfänger von Bundesmitt­eln in Alten- und Pflegeheim­en sowie in Krankenhäu­sern ihr Personal impfen lassen.

„Wir werden die geimpften Arbeiter vor ihren nicht geimpften Kollegen schützen“, versprach Biden, der aus seiner Frustratio­n über die „Pandemie der Ungeimpfte­n“kein Geheimnis macht. Zu den Fakten gehört, dass in den USA mehr als 80 Prozent der Neuinfekti­onen und über 90 Prozent der Krankenhau­saufenthal­te und Todesfälle Patienten ohne vorherigen Impfschutz sind.

Die bisherige Politik der Anreize hat sich als unzureiche­nd erwiesen, den Widerstand gegen die CovidImpfu­ng in ländlichen und konservati­ven Gebieten zu brechen. Mit mehr als 655 000 Covid-Toten führen die USA die internatio­nale Statistik in absoluten Zahlen an. Bezogen auf die Bevölkerun­gsgröße verzeichne­t das Land etwa doppelt so viele Tote wie Deutschlan­d.

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FOTO: OLIVER CONTRERAS/IMAGO IMAGES US-Präsident Joe Biden verhängt für viele Bürgerinne­n und Bürger eine Impfpflich­t.

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