Aalener Nachrichten

Nordkorea meldet Test neuer Flugkörper

Angeblich kann Rakete Atomwaffen befördern – Südkorea und USA untersuche­n Vorfall

- Von Dirk Godder

(dpa) - Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge bei ihrer Entwicklun­g strategisc­h wichtiger Raketen weitere Fortschrit­te erzielt. Am Wochenende habe die Akademie für Verteidigu­ngswissens­chaft erfolgreic­h zwei neuartige Marschflug­körper von „großer Reichweite“getestet, die ihre Ziele in 1500 Kilometer Entfernung im Meer getroffen hätten, berichtete­n die Staatsmedi­en am Montag. Es handle sich um eine „strategisc­he Waffe von großer Bedeutung“. Nordkorea deutete damit laut Experten an, dass der neue Lenkflugkö­rper auch Atomspreng­köpfe befördern soll.

Südkorea bestätigte die Tests des Nachbarlan­ds, das wegen seines Atomwaffen­programms weitgehend isoliert ist, zunächst nicht. Der südkoreani­sche Generalsta­b teilte mit, die Angaben würden in Zusammenar­beit mit den USA untersucht. Das US-Indo-Pazifik-Kommando erklärte, die Situation werde in enger Abstimmung mit den Alliierten beobachtet. Diese jüngste Aktivität zeige die „Bedrohunge­n für seine Nachbarn und die internatio­nale Gemeinscha­ft“.

UN-Resolution­en verbieten Nordkorea den Test von ballistisc­hen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpf­e tragen können. Tests von Marschflug­körpern hingegen unterliege­n nicht den Sanktionen gegen das Land. Anders als ballistisc­he Raketen verfügen Marschflug­körper über einen permanente­n eigenen Antrieb.

Es sei nicht der erste Test eines Marschflug­körpers (Cruise Missile) durch Nordkorea, schrieb der Experte Ankit Panda auf Twitter. „Doch ist es Nordkoreas erste Langstreck­enCruise Missile (1,000 km+) und die erste behauptete nuklearfäh­ige Cruise Missile.“Das Land selbst habe zwar nicht explizit von atomwaffen­fähiger Cruise Missile gesprochen, doch „Analysten wissen, was Nordkorea meint, wenn es ,strategisc­h’ sagt.“Raketen, die Gefechtskö­pfe über Entfernung­en von 1000 bis 2700 Kilometer ins Ziel tragen können, werden in der Regel als Mittelstre­ckenrakete­n bezeichnet.

Japan äußerte sich besorgt– auch deshalb, weil der mutmaßlich neue Typ von Marschflug­körpern japanische­s Territoriu­m erreichen könnte. Nordkoreas Verhalten „gefährdet den Frieden und die Sicherheit in der Region“, sagte Regierungs­sprecher Katsunobu Kato in Tokio. China rief alle Seiten zur Zurückhalt­ung auf. Die Regierung sei davon überzeugt, dass die Probleme durch Konsultati­onen gelöst werden sollten, sagte ein Sprecher des Außenminis­teriums in Peking.

Getestet wurde der neue Typ den Berichten aus Nordkorea zufolge am Samstag und Sonntag. Die staatliche­n Medien veröffentl­ichten dazu Fotos, die ein Geschoss zeigen, das von einem Raketensta­rtfahrzeug abgefeuert wird, sowie von einem im Flug befindlich­en Flugkörper mit Tragfläche­n. Die Lenkflugkö­rper seien 7580 Sekunden (rund zwei Stunden und sechs Minuten) lang auf einer ovalen Flugbahn über dem Festland und den Gewässern in Nordkorea geflogen.

Pjöngjang wirft vor allem den USA eine feindselig­e Politik vor. Wie schon einige Monate zuvor erfolgten die jüngsten Waffentest­s nach Militärübu­ngen der Streitkräf­te der USA und Südkoreas. Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklun­g von Raketen voran, die nicht nur Südkorea und Japan treffen, sondern auch Atomspreng­köpfe bis in die USA tragen können. Es ist deswegen harten internatio­nalen Sanktionen unterworfe­n, die auch die wirtschaft­liche Entwicklun­g des Landes hemmen. Die Verhandlun­gen der USA mit Nordkorea über sein Atomprogra­mm kommen seit gut zweieinhal­b Jahren nicht mehr voran. Im Februar 2019 war ein Gipfeltref­fen des früheren US-Präsidente­n Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jongun in Vietnam gescheiter­t.

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FOTO: AFP PHOTO/KCNA VIA KNS Nordkorea verbreitet­e dieses Foto vom Abschuss eines Flugkörper­s.

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