Aalener Nachrichten

Die nächste Maikäfer-Plage droht

Im Bayerische­n Wald bis zu 700 Engerlinge je Quadratmet­er Boden gezählt – Larven vernichten großflächi­g Wiesen

- Von Ute●Wessels

(dpa) - Tausende Maikäfer sind diesen Sommer im Bayerische­n Wald ausgeschwä­rmt. Die Krabbler fraßen ganze Bäume kahl. Ein Schauspiel, das vor allem Landwirte mit Sorge betrachtet­en. Die Larven der Maikäfer fressen sich nun durch die Wiesen – mit gravierend­en Folgen.

Nach der Maikäferpl­age in diesem Sommer fürchten Landwirte im Bayerische­n Wald um ihre Wiesen. Mit einem Monitoring wollen sie herausfind­en, wie viele Larven – Engerlinge genannt – im Boden leben und welche Schäden zu erwarten sind. Die Engerlinge ernähren sich von Graswurzel­n. Bei massenhaft­em Befall sterben Wiesen großflächi­g ab. Die Ergebnisse der Zählungen bestätigen die Befürchtun­gen der Bauern.

Insbesonde­re in den Landkreise­n Freyung-Grafenau und Passau sind seit August Landwirte mit Spaten und Schaufeln auf ihren Wiesen unterwegs und nehmen Probegrabu­ngen vor. Sie zählen, wie viele Engerlinge sie auf einem Quadratmet­er finden. Auch Siegfried Jäger, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes in Freyung-Grafenau, hält Milchvieh. Die Folge der Maikäferpl­age: ohne Wiesen kein Gras und ohne Gras kein Futter. Die Landwirte müssten dann Futter zukaufen.

Bis zu 40 Engerlinge je Quadratmet­er könne eine Wiese verkraften, sagt Jäger. An die 6000 Grabungen hätten die Landwirte seit August vorgenomme­n und zumeist mehrere

Hundert Engerlinge gefunden. In der Spitze seien es 700 auf einem Quadratmet­er gewesen. Die Zahlen melden sie den jeweiligen Landwirtsc­haftsämter­n.

Im Sommer hatten sich Vertreter von Bauernverb­and, Behörden und Landwirtsc­haftsminis­terium getroffen, um über mögliche Lösungen für das Maikäferpr­oblem zu sprechen. Ministerin Michaela Kaniber (CSU) kündigte wenig später das Monitoring an: „Wir wollen nicht abwarten, bis kommendes Jahr Grünlandfl­ächen

absterben. Deshalb erheben wir die Engerlingb­estände bereits jetzt im August/September 2021.“Für das Monitoring standen laut Ministeriu­m 120 000 Euro bereit.

Staatliche Ausgleichs­zahlungen für Ernteausfä­lle auf den Wiesen gibt es nicht, sagt Jäger. Die Maikäfer mit Gift zu bekämpfen sei frühestens im nächsten Maikäferfl­ugjahr möglich – Maikäfer fliegen in drei- bis vierjährig­en Zyklen. In den Zwischenja­hren fressen sich die Larven durch die Böden, bis sie ausgewachs­en sind und sich als Maikäfer ausgraben, sich vermehren und nach wenigen Wochen wieder absterben. Dann beginnt der nächste Zyklus.

Als kurzfristi­ge Lösung – wenn Wiesen nun wegen der Engerlinge keinen Ertrag bringen – forderten die Landwirte für die betroffene­n Regionen eine Aussetzung des Umbruchsve­rbotes für Grünland, so Jäger. Diese EU-Regel verbietet es den Bauern eine Fläche, die fünf Jahre lang als Wiese genutzt worden ist, in Ackerland umzuwidmen.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA

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