Gashi nach seinem Punktsieg: „Ich bin nicht der Gewinner“
Heubacher Profiboxer Kasim Gashi hat Gegner Michael Obin aus Schweden bezwungen
HEUBACH - Beim „Rumble under the Rock“in der Heubacher Sporthalle hat der Heubacher Profiboxer Kasim Gashi nach acht Runden seinen Gegner Michael Obin aus Schweden mit einem knappen Punktsieg bezwungen. Doch Gashi zeigte sich danach mit dem Urteil der Punktrichter nicht einverstanden und kürte Obin zum eigentlichen Sieger.
77:75, 77:75 und 76:76. So knapp ist das Urteil ausgefallen nach dem Hauptkampf am Samstagabend in der fast ausverkauften Heubacher Sporthalle. Zwei der drei Punktrichter werteten mit lediglich einem Punkt Unterschied zu Gunsten von Kasim Gashi.
Nachdem Hallensprecher Daniel R. Schmidt um 23.53 Uhr das mit Spannung erwartete Urteil verkündet hatte, machte Gashi sofort deutlich, was er selbst von diesem engen Punktsieg hält. Mit dem Zeigefinger vor dem Mund ging er durch den Ring, forderte seine Fans auf, das Jubeln über seinen 15. Erfolg im 17. Profikampf einzustellen und seinem Gegner den Beifall zu spenden, den er sich in den vorherigen acht Runden in einem intensiven Duell auf Augenhöhe verdient hatte.
„Ich bin nicht der Gewinner“, kam der Heubacher Profiboxer sofort auf den Punkt, als ihn Schmidt nach seinem ersten Resümee zu diesem Kampf gefragt hatte. Und erwies sich damit als fairer Sportsmann. Alles andere als fair bezeichnete sein enttäuschter Kontrahent aus Uganda, der im schwedischen Stockholm wohnt und trainiert, dieses strittige Urteil. „Ich bin sprachlos und verliere das Interesse, in Deutschland zu boxen. Denn die wirklichen Sieger gehen hier nicht immer als Sieger aus dem Ring. Das ist nicht fair. Ich denke, ich habe den Kampf gewonnen“, sagte Michael Obin. Was zähle, sei allerdings das offizielle Urteil. „Deshalb nimmt Kasim den Sieg nach Hause“, fügte der 35-Jährige hinzu. Obin hatte damit den sechsten Sieg in seinem 15. Profikampf verpasst.
Beide Kontrahenten wählten nach diesem Kampf deutliche Worte. Selbstkritisch zeigte sich Kasim Gashi: „Wahrscheinlich liegt es an den vergangenen beiden Jahren zwecks Corona. Ich will jetzt aber auch keine Entschuldigung suchen. Meine Leistung hat nicht gereicht, ich bin nicht der Gewinner.“Der 31-jährige Lokalmatador und Organisator dieser Boxveranstaltung bedankte sich bei den Zuschauerinnen und Zuschauern, „dass ihr alle dabei gewesen seid.“An die Adresse seiner Fans richtete er gleichzeitig noch eine Entschuldigung, „falls ich jemanden enttäuscht habe“.
Der Interims-Weltmeister der Global Boxing Union und World Boxing Federation seine WM-Titel standen gegen Obin nicht auf dem Spiel hatte zuvor nicht das abrufen können, was er abrufen wollte bei seinem lang ersehnten Comeback nach der Corona-Pause im eigenen Wohnzimmer.
Dies könnte auch daran gelegen haben, dass Gashi nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Verletzungen ließen nicht die vorgesehene Vorbereitung auf diesen Kampf zu. Beim offiziellen Wiegen am Freitag gab er selbst zu, nur bei 70 bis 80 Prozent seines vollen Leistungsvermögens zu stehen. Dies offenbarte sich in den acht Runden gegen Michael Obin, wobei Gashi nach einem eher verhaltenen Beginn so nach und nach aktiver wurde und vor allem mit seiner linken Führhand Akzente setzte. Spätestens ab der fünften Runde war es dann auch offenkundig eine Frage der Kondition, auf beiden Seiten ließen die Kräfte spürbar nach. Obin versteckte sich nun keineswegs und übernahm mehr und mehr die Initiative. Vor allem in Runde sieben steckte der favorisierte Kasim Gashi in Schwierigkeiten, als er während einer gegnerischen Schlagserie in den Seilen hing und Mühe hatte, sich aus dieser bedrohlichen Lage wieder zu befreien.
Auch in der letzten Runde musste Gashi bei seinem Heimspiel zunächst seine Nehmerqualitäten unter Beweis stellen und einiges einstecken, ehe er selbst noch einmal offensiv nach vorne ging und vor allem in der Schlussphase noch einige klare und wichtige Treffer landen konnte. Nur selten gelangen Kasim Gashi gegen Michael Obin in der Heubacher Sporthalle solch klare Treffer, weshalb der Profiboxer aus Heubach mit seiner eigenen Leistung und dem Urteil nicht einverstanden war.
Zwei der drei Punktrichter werteten mit lediglich einem Punkt Unterschied zu Gunsten von Kasim Gashi. Doch der erwies sich als fairer Sportsmann und würdigte seinen Gegner als eigentlichen Sieger.