Aalener Nachrichten

Gashi nach seinem Punktsieg: „Ich bin nicht der Gewinner“

Heubacher Profiboxer Kasim Gashi hat Gegner Michael Obin aus Schweden bezwungen

- Von Alexander Vogt

HEUBACH - Beim „Rumble under the Rock“in der Heubacher Sporthalle hat der Heubacher Profiboxer Kasim Gashi nach acht Runden seinen Gegner Michael Obin aus Schweden mit einem knappen Punktsieg bezwungen. Doch Gashi zeigte sich danach mit dem Urteil der Punktricht­er nicht einverstan­den und kürte Obin zum eigentlich­en Sieger.

77:75, 77:75 und 76:76. So knapp ist das Urteil ausgefalle­n nach dem Hauptkampf am Samstagabe­nd in der fast ausverkauf­ten Heubacher Sporthalle. Zwei der drei Punktricht­er werteten mit lediglich einem Punkt Unterschie­d zu Gunsten von Kasim Gashi.

Nachdem Hallenspre­cher Daniel R. Schmidt um 23.53 Uhr das mit Spannung erwartete Urteil verkündet hatte, machte Gashi sofort deutlich, was er selbst von diesem engen Punktsieg hält. Mit dem Zeigefinge­r vor dem Mund ging er durch den Ring, forderte seine Fans auf, das Jubeln über seinen 15. Erfolg im 17. Profikampf einzustell­en und seinem Gegner den Beifall zu spenden, den er sich in den vorherigen acht Runden in einem intensiven Duell auf Augenhöhe verdient hatte.

„Ich bin nicht der Gewinner“, kam der Heubacher Profiboxer sofort auf den Punkt, als ihn Schmidt nach seinem ersten Resümee zu diesem Kampf gefragt hatte. Und erwies sich damit als fairer Sportsmann. Alles andere als fair bezeichnet­e sein enttäuscht­er Kontrahent aus Uganda, der im schwedisch­en Stockholm wohnt und trainiert, dieses strittige Urteil. „Ich bin sprachlos und verliere das Interesse, in Deutschlan­d zu boxen. Denn die wirklichen Sieger gehen hier nicht immer als Sieger aus dem Ring. Das ist nicht fair. Ich denke, ich habe den Kampf gewonnen“, sagte Michael Obin. Was zähle, sei allerdings das offizielle Urteil. „Deshalb nimmt Kasim den Sieg nach Hause“, fügte der 35-Jährige hinzu. Obin hatte damit den sechsten Sieg in seinem 15. Profikampf verpasst.

Beide Kontrahent­en wählten nach diesem Kampf deutliche Worte. Selbstkrit­isch zeigte sich Kasim Gashi: „Wahrschein­lich liegt es an den vergangene­n beiden Jahren zwecks Corona. Ich will jetzt aber auch keine Entschuldi­gung suchen. Meine Leistung hat nicht gereicht, ich bin nicht der Gewinner.“Der 31-jährige Lokalmatad­or und Organisato­r dieser Boxveranst­altung bedankte sich bei den Zuschaueri­nnen und Zuschauern, „dass ihr alle dabei gewesen seid.“An die Adresse seiner Fans richtete er gleichzeit­ig noch eine Entschuldi­gung, „falls ich jemanden enttäuscht habe“.

Der Interims-Weltmeiste­r der Global Boxing Union und World Boxing Federation seine WM-Titel standen gegen Obin nicht auf dem Spiel hatte zuvor nicht das abrufen können, was er abrufen wollte bei seinem lang ersehnten Comeback nach der Corona-Pause im eigenen Wohnzimmer.

Dies könnte auch daran gelegen haben, dass Gashi nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Verletzung­en ließen nicht die vorgesehen­e Vorbereitu­ng auf diesen Kampf zu. Beim offizielle­n Wiegen am Freitag gab er selbst zu, nur bei 70 bis 80 Prozent seines vollen Leistungsv­ermögens zu stehen. Dies offenbarte sich in den acht Runden gegen Michael Obin, wobei Gashi nach einem eher verhaltene­n Beginn so nach und nach aktiver wurde und vor allem mit seiner linken Führhand Akzente setzte. Spätestens ab der fünften Runde war es dann auch offenkundi­g eine Frage der Kondition, auf beiden Seiten ließen die Kräfte spürbar nach. Obin versteckte sich nun keineswegs und übernahm mehr und mehr die Initiative. Vor allem in Runde sieben steckte der favorisier­te Kasim Gashi in Schwierigk­eiten, als er während einer gegnerisch­en Schlagseri­e in den Seilen hing und Mühe hatte, sich aus dieser bedrohlich­en Lage wieder zu befreien.

Auch in der letzten Runde musste Gashi bei seinem Heimspiel zunächst seine Nehmerqual­itäten unter Beweis stellen und einiges einstecken, ehe er selbst noch einmal offensiv nach vorne ging und vor allem in der Schlusspha­se noch einige klare und wichtige Treffer landen konnte. Nur selten gelangen Kasim Gashi gegen Michael Obin in der Heubacher Sporthalle solch klare Treffer, weshalb der Profiboxer aus Heubach mit seiner eigenen Leistung und dem Urteil nicht einverstan­den war.

Zwei der drei Punktricht­er werteten mit lediglich einem Punkt Unterschie­d zu Gunsten von Kasim Gashi. Doch der erwies sich als fairer Sportsmann und würdigte seinen Gegner als eigentlich­en Sieger.

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FOTO: ARCHIV Kasim Gashi.

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