Barça ist nur noch ein Schatten seiner selbst
Thomas Müller ist selten ratlos. Doch wie er diesen einst so stolzen und großen FC Barcelona ohne Superstar Lionel Messi bewerten soll, wusste selbst der 32-Jährige ausnahmsweise nicht. Er könne Barça „absolut nicht einschätzen. Ohne Messi wird das eine andere Mannschaft sein. Für das Gesamterlebnis fehlt er absolut. Ich weiß nicht, was uns da erwartet“, sagte Müller. Denn längst sind die glorreichen Zeiten mit Messi und Pep Guardiola, als Barça Europas Fußball fast nach Belieben dominiert hatte, verblasst. Vielmehr stehen die Katalanen vor einem Scherbenhaufen. Unglaubliche 1,35 Milliarden (!) Schulden haben sich aufgetürmt, Präsident Joan Laporta hat zwangsweise einen rigorosen Sparkurs ausgerufen. Die Zukunft ist ungewisser denn je – auch sportlich.
Zwar trainiert Ronald Koeman immer noch einen stark besetzten Kader mit Torwart Marc-Andre ter Stegen, Kapitän Gerard Pique, Sergio Busquets, Jordi Alba oder Supertalent Pedri. Doch ohne Ikone Messi, der 18 Jahre Dreh- und Angelpunkt war, hat Barça seinen Schrecken verloren. Der einst stolze Club habe sich „aus der Riege der Favoriten verabschiedet“, schrieb „l'esportiu“vor dem Auftakt der Gruppenphase. Beim FC Barcelona ist alles anders. Koeman nannte den Moment des Messi-Abschiedes einen „Schock“. Man habe „den Besten der Welt verloren“und es habe gedauert, „bis wir uns erholt hatten“. Wie weit Barça ohne Messi schon ist, weiß allerdings niemand so recht. Klar ist nur, dass die Katalanen Revanche für das desaströse 2:8 im Halbfinale vor einem Jahr nehmen wollen. Nur wie?
Sergio Agüero, Ousmane Dembele, Ansu Fati, Sergino Dest und Martin Braithwaite fallen aus, Antoine Griezman ist kurz vor Transferschluss zu Atlético Madrid geflüchtet. In der Offensive muss Koeman wohl oder übel seinen niederländischen Landsleuten Memphis Depay und Luuk de Jong vertrauen. Eine Niederlage würde die brisante Lage noch verschärfen. Zumal sich Barça auch noch im Clinch mit Ligaboss Javier Tebas befindet. Der stichelte nun gegen Laporta. Dieser hätte Messis Abgang verhindern können. Laportas Konter: „Er hat eine kranke Besessenheit zu sehen, wie er Barça und seinen Werten schaden kann.“In Wahrheit sei Tebas schuld an Messis Weggang, „wegen seines übermäßigen Eifers und weil er mit dem Fair Play päpstlicher umgeht als der Papst“. (SID)