Ceferin findet die Separatisten „lustig“
Europacup startet mit den Abtrünnigen der (vorerst) gescheiterten Super League
(SID) - Wenn das Premiumprodukt der Europäischen Fußball-Union (UEFA) wieder an den Start gebracht wird, hält Aleksander Ceferin die Gruppen D, E und H für überbesetzt. Schließlich tummeln sich dort Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin. Warum genau die drei verbliebenen „Super-Ligisten“in der Champions League starten, ist selbst dem UEFA-Präsidenten ein Rätsel.
„Ich finde es lustig, dass sie gehen wollen und sich gleichzeitig für die neue Saison angemeldet haben. Die können doch nicht in unserem Wettbewerb spielen und dann noch ihren eigenen hochziehen“sagte Ceferin zuletzt dem Spiegel – und gab den Clubchefs der „Unbelehrbaren“kräftig eine mit: „Es macht mir überhaupt nichts aus, wenn die sich abspalten. Diese Typen haben versucht, den Fußball zu töten. Manche Clubs haben einfach inkompetente Chefs.“
Tatsächlich sprach es nicht unbedingt für die Kompetenz der zwölf Bosse, als sie mit ihren Vereinen aus England, Spanien und Italien ohne Gespür für die Gemengelage Mitte April die Super League als Gegenentwurf zur Königsklasse gegründet haben. Nach massiven Protesten von vielen Seiten war das Projekt nach nicht einmal zwei Tagen gescheitert.
Neun Clubs zogen zurück. Nur Real, Barca und Juve halten weiter an dem Vorhaben fest – mit Vehemenz.
„Das Super-League-Projekt lebt. Die drei Vereine werden alle Ziele erreichen. Die UEFA kann sie nicht aufhalten“, sagte Barcelonas Präsident Joan Laporta in der vergangenen Woche. Auch Reals Boss Florentino Perez zeigte sich „weiterhin zuversichtlich“. Das alles in absehbarer Zeit zum Erfolg führt, glaubt Präsident Herbert Hainer vom FC Bayern München allerdings nicht. „Kurzfristig wird die Super League nicht kommen“, sagte Hainer: „Dafür war der Aufschlag zu hart.“Zudem sind die drei Rebellen weitgehend isoliert. Denn während die anderen neun Vereine (Manchester City, Manchester United, FC Liverpool, FC Chelsea, FC Arsenal, Tottenham Hotspur, AC Mailand, Inter Mailand und Atletico Madrid) nach millionenschweren Strafzahlungen in den Kreis der Europäischen Clubvereinigung ECA zurückgekehrt sind, bleiben Real, Barça und Juve weiter außen vor.
Diese Spaltung zeigt aber auch, dass die Zukunft des europäischen Clubfußballs völlig offen ist. Weder die reformierte Champions League, die ab 2024 auf 36 Teilnehmer aufgestockt wird, noch die Einführung der Conference League als drittem Wettbewerb dürfte die Lage beruhigen.
Zu groß sind die finanziellen Unterschiede zwischen den Vereinen. „Nach meinem Verständnis und mit dem Sportsgeist eines Amerikaners ist der europäische Fußball daher nicht fair“, äußerte Trainer Jesse Marsch von RB Leipzig. Auch deshalb will Ceferin das weitgehend wirkungslose Financial Fair Play bis „Ende des Jahres, spätestens bis zum Ende der laufenden Saison“reformieren. Wo diese Grenze liegen soll , ist aber fraglich – wie so vieles im kontinentalen Clubfußball.