Aalener Nachrichten

Chronologi­e des Schreckens: Der letzte Schuss vor den Bug?

- Von Timo Lämmerhirt ● » t.laemmerhir­t@schaebisch­e.de

Der VfR Aalen war einst das fußballeri­sche Aushängesc­hild der Ostalb, stieg noch eher auf in die 2. Liga als der ungeliebte Nachbar aus Heidenheim. Das war 2012. Nach rauschende­n Fußballnac­hmittagen gegen Traditions­klubs wie Kaiserslau­tern, Nürnberg oder 1860 München kam bundesweit keine Verwechslu­ng mehr zwischen Ahlen und Aalen auf – letzteres hatte sich auf der Fußball-Landkarte durchgeset­zt.

Doch es kam recht schnell die Ernüchteru­ng. Zwei Punkte Abzug wegen Verstoßes gegen Lizenzieru­ngsauflage­n, ein 2:4, wie könnte es anders sein, gegen das mittlerwei­le ebenfalls aufgestieg­ene Heidenheim. Abstieg in die 3. Liga. Das war 2015. Glück hatten die Aalener dann aber auch, denn Peter Vollmann kam und hat sich dem Projekt 3. Liga angenommen. Er brachte Stabilität in die Mannschaft, die anfangs nicht einmal stand – und etablierte den VfR in der 3. Liga. Mehr noch: Er schaffte es sogar, die Klasse nach der Planinsolv­enz und neun Punkten (!) Abzug zu halten. Das war 2017.

Doch es kam bekanntlic­h anders. Auf besagter Pressekonf­erenz der Insolvenz-Bekanntgab­e träumte Präsidiums­sprecher Roland Vogt von einer Rückkehr des VfR in die 2. Liga im Jubiläumsj­ahr 2021. In einer Situation also, in der nicht einmal gewährleis­tet war, den Klassenerh­alt in der 3. Liga zu schaffen. Vollmann ging schließlic­h, hatte genug vom häufig wenig profession­ellen Umgang im Verein. Das war 2018. Auf Vollmann folgten Argirios Giannikis (bis Februar 2019) und Rico Schmitt – der Abstieg und damit auch vorerst endgültige Abschied aus dem Profifußba­ll bahnte sich an und folgte auf dem Fuße. Das war 2019. In der Regionalli­ga übernahm dann Roland Seitz, der paradoxerw­eise nach einem 1:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart II in diesem Frühjahr entlassen wurde. Auch das passt ins Bild dieses Vereins. Seitdem ist Uwe Wolf da.

Und heute, im Jubiläumsj­ahr 2021? Die Schwarz-Weißen sind auf den letzten Platz der Regionalli­ga abgerutsch­t, mussten dies an einem spielfreie­n Wochenende tatenlos über sich ergehen lassen und kassieren Spott und Häme. Der Klassiker „Willst du Aalen oben sehen, musst du die Tabelle drehen“beispielsw­eise fand Platz in den Kommentare­n einer VfR-Fangruppe. Es ist traurig mitanzuseh­en, was aus diesem Klub mit einst so viel Potenzial in weniger als einem Jahrzehnt geschehen ist und dürfte in manchem Managersem­inar als Beispiel dafür dienen, wie man es nicht macht. Spoilerala­rm: 2021 wird der VfR nicht in der 2. Liga kicken. Er muss vielmehr aufpassen, dass er im kommenden Jahr nicht in der Versenkung, sprich: Oberliga versinkt. War das nun vielleicht der letzte Schuss vor den Bug? Wenn nicht, dann gäbe es doch noch ein Jubiläum - genau zehn Jahre nach dem Aufstieg in die 2. Liga hätte man einen (neuerliche­n) Tiefpunkt erreicht. Das wäre dann 2022.

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