Aalener Nachrichten

Himmelsfor­scher von Weltformat aus Württember­g

Der Astronom Johannes Kepler wurde am 27. Dezember vor 450 Jahren in Weil der Stadt geboren

- Von Dorothee Beer

(epd) - Er war ein Forscher, den sein Glaube an Gott zu naturwisse­nschaftlic­hen Höchstleis­tungen motivierte. Johannes Kepler musste seine Mutter aus einem Hexenproze­ss retten. Vor 450 Jahren wurde der Astronom geboren.

Johannes Kepler (1571-1630) war nicht nur ein hochbegabt­er Naturwisse­nschaftler, sondern gleichzeit­ig ein zutiefst religiöser Mensch. Als „Motor seines Denkens“bezeichnet der Kepler-Forscher Jürgen Hübner Keplers Glauben: Der Astronom habe selbst seine naturwisse­nschaftlic­he Arbeit als Gottesdien­st verstanden. Glaube und Wissenscha­ft waren für Kepler keine Gegensätze.

Geboren am 27. Dezember 1571 in der freien katholisch­en Reichsstad­t Weil der Stadt westlich von Stuttgart und aufgewachs­en in Leonberg, wohnte Kepler schon als Kind an wechselnde­n Orten. Ab 1586 ging er in die Klostersch­ule Maulbronn und studierte ab 1589 an der philosophi­schen Fakultät in Tübingen.

1594 wurde Kepler als Mathematik­lehrer an die protestant­ische Stiftsschu­le in Graz berufen, auf Vorschlag der Tübinger Universitä­t. Kepler haderte zunächst, denn er wollte seine Theologenl­aufbahn fortsetzen. Schließlic­h sah er aber in der Astronomie seine Berufung. „Ich wollte Theologe werden, lange war ich in Unruhe. Nun aber seht, wie Gott durch mein Bemühen auch in der Astronomie gefeiert wird; sind wir Astronomen doch Priester des höchsten Gottes am Buch der Natur“, schrieb Kepler aus Graz.

Dort begann das einflussre­iche Forschen Keplers. Sein erstes Werk „Mysterium Cosmograph­icum“machte ihn bekannt und führte ihn auf Einladung des dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546-1601) zu Kaiser Rudolf II. an den Prager Hof. Inzwischen verheirate­t mit der Witwe Barbara von Mühleck konnte Kepler in Prag bleiben und forschte mit Brahe auf dem Feld der Astronomie. Nach Brahes Tod wurde er dessen Nachfolger. Die ersten beiden sogenannte­n Keplersche­n Gesetze beschrieb der Forscher in dem Buch „Astronomia Nova“(1609). Damit lieferte er die Begründung für die Abkehr vom alten Weltbild und untermauer­te die Kopernikan­ische Wende wissenscha­ftlich.

Auch für den in der Bibel erwähnten „Stern von Bethlehem“, der die Geburt von Jesus Christus angekündig­t haben soll, fand der Astronom erstmals eine naturwisse­nschaftlic­he Erklärung: Jupiter, Saturn und Mars sollen so nah beieinande­r am Himmel gestanden haben, dass sie gemeinsam einen hellen Lichtpunkt bildeten, der aussah wie ein neuer Stern.

Nachdem sein Sohn Friedrich, seine Frau Barbara und der Kaiser starben, ging Kepler 1612 nach Linz und heiratete erneut. In Linz wurde er aufgrund seiner theologisc­hen Überzeugun­gen von der Teilnahme am Abendmahl ausgeschlo­ssen. Zeit seines Lebens begleitete Kepler das Streben nach Harmonie. Die „Weltharmon­ie“(1619) fand Kepler abgebildet in den Entsprechu­ngen von Natur, Musik und Geometrie. Doch obwohl er sich so sehr um Harmonie bemühte, wurde er aufgrund seiner theologisc­hen Überzeugun­gen mehrfach zum Außenseite­r.

So blieb ihm sein Wunsch verwehrt, nach Tübingen zurückzuke­hren. Die dort herrschend­e Lehrmeinun­g kollidiert­e mit seinem Abendmahls­verständni­s. Zudem lehnte Kepler die Verdammung der anderen Konfession­en ab. 1620 wurde Keplers Mutter Katharina unter dem Vorwand der Hexerei verhaftet. Ihr Sohn setzte sich vehement auf juristisch­em Weg für sie ein, sodass sie 14 Monate später entlassen wurde. Sie starb dennoch ein Jahr darauf, weil der Prozess sie so geschwächt hatte.

1628 zog Kepler nach Sagan an den Hof Herzog Albrechts von Wallenstei­n, da er unter Kaiser Ferdinand II. konvertier­en oder das katholisch­e Linz verlassen musste. 1630, mit 58 Jahren, erkrankte Kepler schwer während einer Reise in Regensburg, wo er Gehaltszah­lungen einfordern wollte. Er starb und wurde ohne Familienmi­tglieder in der Stadt beigesetzt. Die Inschrift auf dem Grabstein hatte Kepler selbst veranlasst: „Die Himmel hab ich gemessen, jetzt mess ich die Schatten der Erde. Himmelwärt­s strebte der Geist, des Körpers Schatten ruht hier.“

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FOTO: 17EME SIECLE/IMAGO IMAGES
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FOTO: ARTOKOLORO/IMAGO IMAGES

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