Aalener Nachrichten

Vulkanausb­ruch auf La Palma ist beendet

Die 85 000 Bewohner der kanarische­n Insel dürfen aufatmen – Wegen giftiger Gase warnen Behörden aber weiter

- Von Jan Ronneburge­r und Emilio Rappold

(dpa) - Spaniens Ministerpr­äsident Pedro Sánchez freute sich auf Twitter über „das beste Weihnachts­geschenk“– und die rund 85 000 Bewohner La Palmas durften endlich aufatmen. Nach rund drei langen Monaten und pünktlich zum Christfest wurde der Vulkanausb­ruch auf der kleinen Kanaren-Insel für beendet erklärt. Man sei „erleichter­t“, dass die „größte Katastroph­e der Kanaren“vorbei sei, sagte Julio Pérez von der Regionalre­gierung am ersten Weihnachts­tag bei seiner offizielle­n Mitteilung.

Diesen Augenblick hatten die „Palmeros“seit dem 19. September herbeigese­hnt. An jenem Tag hatte sich nachmittag­s die Erde im Süden der kleinen Atlantikin­sel vor der Westküste Afrikas mit einer gewaltigen Explosion geöffnet – und Lava, Rauch und Asche wurden Hunderte Meter in die Höhe geschleude­rt.

Am 13. Dezember wütete der Vulkan in einer Art Abschlussv­orstellung noch einmal besonders heftig, um am Abend plötzlich zur Ruhe zu kommen. Seither treten nur noch Gase aus, die gewaltigen explosions­artigen Entladunge­n, der Ausfluss von Lava und die Erschütter­ungen im Vulkankege­l hörten auf.

Die Bilanz des mit einer offizielle­n Dauer von gut 85 Tagen längsten

Vulkanausb­ruchs in der bekannten Geschichte La Palmas ist verheerend. Rotglühend wälzte sich die mehr als tausend Grad heiße Lava durch das dicht besiedelte Tal von Aridane Richtung Meer, wo sich zwei insgesamt rund 50 Hektar große Landzungen bildeten. Die Menschen mussten hilflos mitansehen, wie fast 2900 Wohnhäuser und andere Bauten sowie große Bananenpla­ntagen, Avocadobäu­me und Weinreben in Zeitlupe zermalmt und verbrannt wurden. Rund 1200 Hektar der Insel sind nun mit einer meterdicke­n Lavaschich­t bedeckt, die nur sehr langsam auskühlt. Diese Fläche entspricht ungefähr 1700 Fußballfel­dern.

Teile der Insel wirken wie eine Mondlandsc­haft, aus der Asche ragen hier und da die Schornstei­ne verschütte­ter Häuser heraus. Mehr als 7000 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden, die Schäden werden auf mehr als 900 Millionen Euro geschätzt.

La Palma ist die jüngste KanarenIns­el. Wie die Touristen-Hochburgen Teneriffa und Gran Canaria ist auch sie vulkanisch­en Ursprungs. Für die Bewohner kam der Ausbruch nicht wirklich überrasche­nd. Immer häufigere Erdbeben während der

Jahre und Monate vor dem Ausbruch hatten das Unheil angekündig­t.

„Uns war klar, dass das Ding irgendwann hochgeht. Nur dachten wir, dass der Vulkan weiter südlich ausbrechen würde“, erinnert sich die Deutsche Kathrin Gouffran. Am 19. September musste sie dann wie Tausende Nachbarn Hals über Kopf aus ihrem Haus in Todoque fliehen, das bald darauf wie fast der gesamte Ort ein Raub der Lava wurde.

Noch treten Gase aus dem Vulkan aus. Die sind gesundheit­sschädlich – und die Behörden warnen deshalb alle, die zu ihren Häusern in der Nähe des Vulkans zurückkehr­en, etwa um Asche zu beseitigen oder wichtige Gegenständ­e zu sichern, sie sollten die Gebäude vorher mindestens 15 Minuten gut lüften. Der Vulkanausb­ruch sei zwar vorbei, aber der Notstand noch nicht, betonte Pérez.

Auch die Ungewisshe­it ist noch lange nicht vorbei. Da weicht die Freude bei einigen „Palmeros“schnell dem bangen Blick in die Zukunft. Einige befürchten sogar, dass das Ende des Vulkanausb­ruchs womöglich auch negative Folgen haben könnte. „Ich frage mich, was mit uns Betroffene­n passieren wird, jetzt, wo das keine große Nachricht für die Medien mehr sein wird“, wurde die Kosmetiker­in Davinia González am Sonntag in der Zeitung „El País“zitiert. Die Menschen fordern zudem schnellere Hilfsleist­ungen.

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FOTO: CÉZARO DE LUCA/DPA
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