Sofortiges Handeln nötig
Die Empfehlungen der Wissenschaft sind eindeutig: Aus der Ukraine geflohene Kinder und Jugendliche sollten so bald wie möglich nach ihrer Ankunft in Deutschland zur Schule und in die Kita gehen dürfen. Und: „Ukrainische Fachkräfte sollten die Chance haben, möglichst schnell und unkompliziert unterrichtsergänzende Bildungsangebote zu übernehmen.“Das fordert das wissenschaftliche Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz. Die Realität ist allerdings komplizierter – und leider alles andere als unbürokratisch.
Der Personalmangel an vielen Schulen und vor allem in den Kitas ist ohnehin schon groß. Viele zusätzliche Kinder aus der Ukraine bedeuten noch mehr Belastung für die Erzieherinnen und Lehrkräfte. Dass Orte wie Trossingen einen Aufnahmestopp an Schulen bis Ostern verhängt haben, ist beklagenswert, aber vor diesem Hintergrund auch verständlich.
Umso unverständlicher ist es, dass es noch immer etliche Hürden bei der Beschäftigung von Fachkräften aus der Ukraine gibt. Ein Beispiel aus dem Gymnasium Ochsenhausen ist hierfür stellvertretend: Eine ukrainische Deutschlehrerin will ukrainische Kinder dort unterrichten, auf einen Vertrag wartet die Schulleiterin aber seit Wochen – und wird das voraussichtlich auch weiter müssen. Denn statt – wie angekündigt – schnell und unbürokratisch auf den Zustrom von Kriegsflüchtlingen zu reagieren und die Menschen anzustellen, agiert die deutsche Politik wieder zu zögerlich.
Bremst die Task Force der Kultusministerkonferenz, die sich um allgemeine Fragen kümmern soll? Bremsen die Bildungsminister der Länder dadurch, dass sie ihren Behörden zu schwammige und unklare Vorgaben macht? Oder liegt es an den Behörden selbst, die keine eigenmächtigen Entscheidungen treffen wollen? Für die betroffenen Kinder, potenziellen Erzieher und Lehrkräfte aus der Ukraine ist es ziemlich egal, wo der Prozess ins Stocken geraten ist. Fakt ist: Sofortiges Handeln ist in einer akuten Notlage nötig. Im Sinne der gesamten Gesellschaft.