Diskutieren statt delegieren
Im Zeitalter des ausgehenden Patriarchats haben es Väter immer schwerer, selbst nachvollziehbare Regeln im Familienalltag durchzusetzen. War früher noch das bewährte „Ordre de Mufti“ein wirkungsvoller Mechanismus zur Wahrung der Machtbalance am Abendbrottisch, werden heute Reglements wie dieses frech ignoriert: 1. Vater hat immer recht. 2. Sollte Vater einmal nicht recht haben, tritt automatisch Regel Nummer 1 in Kraft.
Freilich ist es ein offenes Geheimnis, dass in durchschnittlichen Familien eine männliche Dominanz in der Deutungshoheit sämtlicher Angelegenheiten stets von der Duldung der Mutter abhängt. Sozusagen das besänftigende Yin zum aufbrausenden Yang. Nach dieser meditativen Erziehungsmethode verbietet es sich, selbst bei eklatanter Missachtung von sehr überschaubaren Pflichten, die man den Kindern zur Reifung des Charakters anvertraut, die Stimme laut zu erheben.
Beliebt bei Kindern, um fürderhin ganz von lästigen Obliegenheiten befreit zu werden, ist es, sich unfähig anzustellen. Etwa den Geschirrspüler derart ungeschickt vollzustapeln, dass zwar nichts mehr in der Küche herumsteht, aber auch kein Tropfen sauberen Wassers das Geschirr erreicht. Ebenso gern praktiziert: Das Hinauszögern der Leerung des Biomülls. Denn ob der Behälter voll ist oder noch nicht, ist reine Interpretationssache. Solange der steil aufgetürmte Kompost nicht in sich zusammenbricht, ist er aus kindlicher Sicht auch noch nicht voll.
Da hilft kein Diskutieren. Sondern tatsächlich nur noch Meditieren. Oohhhhmmmmm!