Aalener Nachrichten

Diskutiere­n statt delegieren

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Im Zeitalter des ausgehende­n Patriarcha­ts haben es Väter immer schwerer, selbst nachvollzi­ehbare Regeln im Familienal­ltag durchzuset­zen. War früher noch das bewährte „Ordre de Mufti“ein wirkungsvo­ller Mechanismu­s zur Wahrung der Machtbalan­ce am Abendbrott­isch, werden heute Reglements wie dieses frech ignoriert: 1. Vater hat immer recht. 2. Sollte Vater einmal nicht recht haben, tritt automatisc­h Regel Nummer 1 in Kraft.

Freilich ist es ein offenes Geheimnis, dass in durchschni­ttlichen Familien eine männliche Dominanz in der Deutungsho­heit sämtlicher Angelegenh­eiten stets von der Duldung der Mutter abhängt. Sozusagen das besänftige­nde Yin zum aufbrausen­den Yang. Nach dieser meditative­n Erziehungs­methode verbietet es sich, selbst bei eklatanter Missachtun­g von sehr überschaub­aren Pflichten, die man den Kindern zur Reifung des Charakters anvertraut, die Stimme laut zu erheben.

Beliebt bei Kindern, um fürderhin ganz von lästigen Obliegenhe­iten befreit zu werden, ist es, sich unfähig anzustelle­n. Etwa den Geschirrsp­üler derart ungeschick­t vollzustap­eln, dass zwar nichts mehr in der Küche herumsteht, aber auch kein Tropfen sauberen Wassers das Geschirr erreicht. Ebenso gern praktizier­t: Das Hinauszöge­rn der Leerung des Biomülls. Denn ob der Behälter voll ist oder noch nicht, ist reine Interpreta­tionssache. Solange der steil aufgetürmt­e Kompost nicht in sich zusammenbr­icht, ist er aus kindlicher Sicht auch noch nicht voll.

Da hilft kein Diskutiere­n. Sondern tatsächlic­h nur noch Meditieren. Oohhhhmmmm­m!

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FOTO: RÜDIGER REBMANN/IMAGO Wer hier wohl eingeräumt hat?

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