Weltklimarat drängt auf mehr Klimaschutz-Tempo
Forscher empfehlen vor allem rasches Handeln im Energiesektor und beim Verkehr
(dpa) - Die Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad ist nach Ansicht des Weltklimarats nur noch zu erreichen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen sofort und drastisch verringert wird. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Gremium am Montag veröffentlicht hat. Die Vereinten Nationen hatten im vorigen Jahr ihr Ziel bekräftigt, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad zu begrenzen, um katastrophale Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Es seien mittlerweile Klimaschutzmaßnahmen, Regulierungen und Marktmechanismen bekannt, die effektiv seien, so der IPCC. Das Umsteuern im Energiesektor gilt als entscheidend. Dazu gehört den Forschern zufolge unter anderem, erheblich weniger fossile Energieträger zu nutzen und alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff zu nutzen. Besonders gute Möglichkeiten gebe es dafür in Städten – etwa indem man ihre Zentren so umgestaltet, dass Wege gut zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden können, oder indem man den öffentlichen Nahverkehr elektrifiziert.
Der Weltklimarat hat außerdem beleuchtet, welchen Einfluss es hat, weniger Fleisch zu essen oder sich klimafreundlicher fortzubewegen – und kommt zu dem Schluss: Der Lebensstil und das persönliche Verhalten spielen durchaus eine wichtige Rolle fürs Klima. Allerdings brauche es hier die richtigen Rahmenbedingungen durch die Politik, betonen die Autoren. Die Verantwortung dürfe nicht auf den Einzelnen abgewälzt werden. Mit Richtlinien, neuen Technologien und passender Infrastruktur könne man die Treibhausgas-Emissionen in diesem Bereich jedoch bis 2050 um 40 bis 70 Prozent reduzieren, heißt es – „ein erhebliches ungenutztes Potenzial“.
Im Durchschnitt lag der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 2010 und 2019 so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Allerdings habe sich die Wachstumsrate verlangsamt, heißt es im Bericht.
Hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 65 Ländern haben für den Klimabericht in den vergangenen Jahren Zehntausende Studien ausgewertet. Er ist Teil des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats, dessen Veröffentlichungen als umfassendster und international anerkannter Stand der Klimaforschung gelten.