Aalener Nachrichten

Orbán sichert seine Macht in Ungarn

Vorwürfe aus Brüssel – Bündelung der Kräfte bringt Opposition keinen Erfolg

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(AFP) - Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán hat mit einem überrasche­nd deutlichen Sieg bei der Parlaments­wahl seine Macht zementiert. Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen kam seine Fidesz-Partei nach Angaben des ungarische­n Wahlbüros vom Montag auf 53 Prozent. Damit konnte der Regierungs­chef seine bisherige Zweidritte­lmehrheit im Parlament noch um zwei Sitze ausbauen. Während Brüssel sich zurückhiel­t, gratuliert­e Russlands Präsident Wladimir Putin. Aus der Opposition und dem EU-Parlament kamen Vorwürfe, die Wahl sei nicht fair abgelaufen.

Opposition­sführer Peter MarkiZay räumte seine Niederlage ein. „Ich werde meine Traurigkei­t und meine Enttäuschu­ng nicht verbergen“, sagte er vor Unterstütz­ern. Sein Sechs-Parteien-Bündnis, das von der rechten Jobbik-Partei über die Liberalen bis zu den Grünen und den Sozialdemo­kraten reicht, kam lediglich auf 35 Prozent.

Durch die Bündelung ihrer Kräfte hatten die Opposition­sparteien gehofft, den seit 2010 regierende­n Orbán aus dem Amt drängen zu können. Marki-Zay warf der Regierungs­partei vor, den Wahlkampf mit „Hass und Lügen“geführt zu haben. Auch sei es ein „ungleicher Kampf“gewesen, da er und andere Opposition­spolitiker aus den staatliche­n Medien nahezu verbannt worden seien.

Die Wahlbeteil­igung betrug 68,7 Prozent und reichte damit fast an den Rekord bei der Parlaments­wahl 2018 heran. Auch die rechtsextr­eme Partei Mi Hazank schnitt besser als erwartet ab und wird wohl erstmals ins Parlament einziehen.

Die EU-Kommission wollte sich zu der Wahl nicht äußern. Anders als etwa nach der Bundestags­wahl gratuliert­e Kommission­schefin Ursula von der Leyen auch nicht auf Twitter.

Dafür reagierten zahlreiche Abgeordnet­e des EU-Parlaments, das bereits seit Monaten die Kürzung von EU-Mitteln für Ungarn fordert, weil Orbán dort den Rechtsstaa­t untergrabe. Orbán „hat seine Macht so umfassend wie noch nie missbrauch­t“, schrieb die Vizepräsid­entin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), auf Twitter. Nur so habe er gewinnen können.

Auch liberale, grüne und konservati­ve Abgeordnet­e forderten ein härteres Durchgreif­en Brüssels. Er hoffe zwar, „dass Orbán doch noch erkennt, dass mehr Miteinande­r in Europa auch für Ungarn besser als die ständige Konfrontat­ion der letzten Jahre ist“, erklärte der CDU-Abgeordnet­e Daniel Caspary. „Zugegebene­rmaßen

stimmen die Entwicklun­gen der letzten Jahre in dieser Hinsicht skeptisch.“

Orbán hat das Land aus Sicht seiner Kritiker zunehmend autoritär umgebaut und Wahlreform­en zugunsten seiner eigenen Partei umgesetzt. Zudem stehen die meisten Medien in Ungarn inzwischen unter staatliche­r Kontrolle. Marta Pardavi von der Organisati­on Helsinki Komitee bezeichnet­e das Wahlergebn­is als „eine Katastroph­e für die ungarische Demokratie“.

Aktivisten warnten bereits vor der Abstimmung vor erhebliche­m Wahlbetrug. In einem für ein EULand höchst ungewöhnli­chen Vorgang hatten mehr als 200 internatio­nale Wahlbeobac­hter der OSZE den Wahlprozes­s in Ungarn überwacht. Sie wollten sich im Laufe des Montags äußern.

Der Wahlkampf war zuletzt vor allem vom russischen Krieg in der Ukraine dominiert worden. Orbán ist einer der wenigen führenden Politiker in der EU und innerhalb der Nato, die freundscha­ftliche Beziehunge­n zu Kreml-Chef Putin pflegen. Zwar hat sich Orbán auf EU-Ebene der politische­n Unterstütz­ung für die Ukraine angeschlos­sen. In Ungarn gab sich der Regierungs­chef aber betont neutral oder kritisiert­e die ukrainisch­e Führung.

Im Wahlkampf warnte er vor allem vor wirtschaft­lichen Folgen von Sanktionen gegen Russland und untersagte die Lieferung von Waffen an die benachbart­e Ukraine über ungarische­s Staatsgebi­et. Putin gratuliert­e zum Wahlsieg und zeigte sich zuversicht­lich, die „partnersch­aftlichen Beziehunge­n“ausbauen zu können.

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FOTO: ATTILA KISBENEDEK/AFP Bleibt Regierungs­chef in Ungarn: Viktor Orbán.

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