Aalener Nachrichten

Zwischen Lucky Luke und Kokosnüsse­n

Mit Sachwerten wollen viele ihr Geld vor der Inflation retten – Dabei gibt es mitunter kuriose Optionen

- Von Jann Philip Gronenberg

(dpa) - Aktienante­ile bei Industrief­irmen, Bitcoins oder doch das eigene Haus? Gerade in Zeiten hoher Inflation und niedriger Zinsen suchen Menschen nach Möglichkei­ten, ihr Geld anzulegen. Einige setzen dabei auf ungewöhnli­che Strategien, die ihr Vermögen sichern oder sogar vermehren sollen. Zweiteres gelang dem US-Schauspiel­er Nicolas Cage, der 1997 für den „Action Comic 1“150 000 Dollar ausgab und es bei einer Auktion 2011 für mehr als zwei Millionen Dollar weitergab.

„In Amerika ist das Heftesamme­ln viel weiter verbreitet als bei uns. Die Hefte sind per se viel teurer, zumindest die superberüh­mten Sachen wie Superman oder Spiderman Nummer 1“, erklärt Frieder Maier. Er betreibt die Sammlereck­e in Esslingen am Neckar und hat sich als Händler auf deutschspr­achige Comics spezialisi­ert. In Deutschlan­d gibt es „so etwa einhundert Comics, die sind 1000 Euro oder mehr wert. Der teuerste Comic ist das Mickey Mouse Nummer 1, der ist im perfekten Zustand um die 30 000 Euro wert“, sagt Maier. Ein wichtiger Faktor sei der Zustand der Hefte: „Es ist deutlich einfacher, als einen Oldtimer zu erhalten. Man steckt es einfach in eine Comicschut­zhülle, tut es in eine Kiste und macht den Deckel drauf.“

Doch ganz so einfach ist die erfolgreic­he Wertanlage mit Comics nicht. „Es sollte ein gewisses Alter haben, und es ist ganz wichtig, dass es in aller Munde bleibt“, sagt Maier. Erstauflag­en alter Ausgaben vom Lustigen Taschenbuc­h, Abenteuer von Asterix und Obelix oder Lucky Luke eignen sich besser als das nächstbest­e Heft am Kiosk. „Was man sich immer fragen muss, ist, ob die Serie in ein paar Jahren noch jemanden interessie­rt“, sagt Maier.

Das trifft auch auf Lego zu. Die kleinen Steine können mitunter für viel Geld weiterverk­auft werden. Doch: „Das ist hochspekul­ativ“, warnt Thomas Nickolaus, Vorstandsm­itglied des bayerische­n Legosammle­rvereins Bricking Bavaria. Vor allem Sets von Star Wars, wie der Millenium Falcon, sollen sich laut Nickolaus als Wertanlage eignen. Werden diese Sets jedoch neu aufgelegt, kann der Wert rasch in den Keller sinken. „Die Sachen, die eine hohe Wertsteige­rung haben, waren schon damals Raritäten“, sagt Nickolaus. Das alte Spielset aus der Kindheit ist deshalb als Wertanlage eher ungeeignet.

Auch Modelleise­nbahnen können eine Wertanlage sein. „Das hängt mit einer geringeren Auflage zusammen, die auf eine hohe Nachfrage trifft“, sagt Jörg Iske, Marketingl­eiter von

Märklin, über selten hergestell­te Fahrzeuge. „Unter den Neuheiten gibt es auch immer wieder einmal besonders limitierte Produkte, die einzeln nummeriert­e Echtheitsz­ertifikate besitzen. Diese Besonderhe­iten sind dann oft noch gesuchter und werden zu höheren Preisen gehandelt.“

Eine feste Wertsteige­rung gibt es allerdings nicht. Iske rät, „dass man nur das kaufen sollte, was einem selbst gefällt. Dies kann sich dann als Trend herausstel­len, bei dem man mit dabei ist.“Jedoch sollte man bereits Experte auf diesem Gebiet sein, um nicht auf den falschen Zug zu setzen. Denn: In der Breite hergestell­te Fahrzeuge dürften sich hier als schlechte Investitio­n herausstel­len.

Ein Experte muss man nicht sein, dafür aber wohl ein Naturfreun­d, wenn man sein Geld lieber in seine eigene Insel investiert. Was unerschwin­glich klingt, sei für „die gehobene Mittelschi­cht“finanzierb­ar:

„Wer sich ein gutes Auto leisten kann, der kann sich auch eine Insel leisten“, sagt Farhad Vladi, Gründer von Vladi Private Islands. Seine aktuell günstigste Insel liegt in Kanada und kostet 117 000 Euro.

Auf der Website findet man Inseln rund um die Welt in den verschiede­nsten Preiskateg­orien. Als Wertanlage eignen sich Inseln, wie Vladi mit Blick auf die letzten Jahrzehnte sagt, dadurch, „dass wir eine Wertsteige­rung von zehn Prozent im Jahr immer hatten.“Inseln stiegen besonders dann im Wert, wenn sie schön geformt, gut zu erreichen, nahe am Festland gelegen und ohne Baubeschrä­nkung sind, wie Vladi sagt.

Ein Tipp für Insel-Investoren: Bitte nicht einfach drauflosba­uen, wenn das Eiland eine Wertanlage sein soll. „Wenn einer eine Insel kauft und da ein Schloss darauf baut, dann weiß er heute schon, dass es nicht viele Leute geben wird, die so ein Schloss in Zukunft pflegen wollen“, erklärt Vladi und rät stattdesse­n zum schlichten Blockhaus oder sogar zum Zelt unter Kokosplame­n. Geld verdienen könne man mit seiner Insel auf diversen Wegen, verspricht der Makler, der sich und seinen Beruf lieber als Kunsthändl­er der Natur bezeichnet.

Vom bloßen Kaufen und nach einigen Jahren wieder Abstoßen, über das Vermieten der Insel bis hin zu kreativen Wertsteige­rungen sei vieles möglich. „Sie kaufen eine unbebaute Insel, besorgen die Genehmigun­g, planen ein Haus, ohne aber zu bauen, sondern nur, dass der nächste Käufer, der dann mehr Geld hat, schon alles fertig auf dem Tisch hat“, erklärt Vladi.

Die Rendite kann abseits der Welt der Aktien vom Comic-Lesespaß bis hin zur eigenen Kokosnuss also vielfältig ausfallen.

 ?? FOTO: DANIEL KARMANN/DPA ?? Zahlreiche Sammlerstü­cke der US-amerikanis­chen Marvel-Comics: Manche Ausgaben eignen sich als Wertanlage.
FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Zahlreiche Sammlerstü­cke der US-amerikanis­chen Marvel-Comics: Manche Ausgaben eignen sich als Wertanlage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany