Anwohner wehrt sich gegen den Steg
Betroffener bringt hohe Kosten und fehlenden Mehrwert gegen den Entwurf ins Spiel
- Am Donnerstag soll der Ellwanger Gemeinderat über den Entwurf für das Brückenbauwerk entscheiden, das die Innenstadt mit dem Gartenschaugelände verbinden soll. Das Konzept des Architekten Jean-Jacques Zimmermann hatte im vergangenen Jahr im Gemeinderat großen Anklang gefunden. Doch ein Anwohner widerspricht: Die Brücke bringe kaum Mehrwert gegenüber der Unterführung unter der Bahnlinie. Die bestehe bereits und könne ertüchtigt werden, etwa durch einen Aufzug und eine Rampe. Der Gemeinderat hatte Ende 2019 jedoch eindeutig für einen Steg gestimmt.
Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Im Gemeinderat gab es im März vergangenen Jahres größtenteils positive Stimmen für den Entwurf des französischen Architekten Jean-Jacques Zimmermann, der eine Fußgängerbrücke mit zwei Aufzugtürmen und einer Aussichtsplattform über den Brückenpark vorsieht. Anwohner Hermann Kling findet ihn hingegen „aus der Zeit gefallen“, ein massives Relikt der 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts.
Darüber hinaus hält er das Brückenbauwerk für unpraktisch: Statt der ursprünglich vorgesehenen
Rampen seien nun Treppen vorgesehen. Die direkte Anbindung des Inselparkplatzes sei aufgegeben worden. „Der Weg vom Inselparkplatz in die Stadtmitte führt über den Brückenpark und wird steil und lang. Es sind doppelt so viele Stufen zu bewältigen und viel mehr Gehzeit einzuplanen“, formuliert er in einem Schreiben, das der Redaktion der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“vorliegt.
Auch für die Mobilitätswende bringe die Brücke wenig, erläutert Kling: „Die Wartezeit und der Stau der Radfahrer vor nur einem Aufzug werden bei hoher Frequenz sehr lang werden.“
„Die Lösung hat noch Schwächen“, gesteht Stefan Powolny, der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH. Doch nach sorgfältiger Abwägung aller Varianten und unter den bestehenden Rahmenbedingungen sei der Entwurf die beste Lösung, erläutert Powolny. Eine rollstuhlgerechte Rampe in der nötigen Höhe würde zum Beispiel eine Länge von 140 Metern aufweisen. Dafür sei kein Platz vorhanden. Die geplante Treppe des Steges werde aber sehr viel bequemer zu gehen sein als die derzeitige Unterführung an der Bachgasse, verspricht der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH.
Dass der Steg für den Fahrradverkehr nicht unbedingt ideal ist, räumt selbst Powolny ein. Die Lösung: „Wir gehen davon aus, dass der Fahrradweg über die Unterführung bei der Staatsanwaltschaft führt.“
In der Tischvorlage für den Gemeinderat ist von zu erwartenden Gesamtkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro für das Brückenbauwerk die Rede. Darin ist neben den Baukosten für die Brücke auch der Rückbau der bestehenden Unterführung enthalten. Die mögliche Förderhöhe wird mit etwa 3,2 Millionen Euro angegeben. Das bedeutet, dass Baukosten in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro voraussichtlich bei der Stadt verbleiben werden.
Aus Sicht von Kling zu viel für das Bauwerk. Und dabei sei noch nicht klar, ob es bei den derzeit veranschlagten Baukosten bleiben werde. Eine ursprüngliche grobe Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 hatte bei rund 3,5 Millionen Euro gelegen.
Für den Anwohner ist es außerdem schwer nachvollziehbar, dass sich die Stadt vergleichsweise rasch auf diese Entwurfsvariante für die Brücke festgelegt hat. Kling sagt, es habe andere andere Entwürfe gegeben. Die seien jedoch nicht über das Skizzenstadium hinaus gekommen. Im März 2021 hatte er selbst einen alternativen Vorschlag für die Streckenführung der Brücke eingereicht, die einen größeren Abstand zu den bestehenden Gebäuden eingehalten hätte.
„Für alle, die dort wohnen, ist es keine Verbesserung“, gibt Stefan Powolny zu: „Natürlich steht vor dem Fenster ein Bauwerk.“Dennoch habe man versucht, so „anwohnerschonend“wie möglich vorzugehen.
Für Hermann Kling wäre die beste Lösung, auf die Brücke zu verzichten und stattdessen die bestehende Unterführung an der Bachgasse zu ertüchtigen. Bereits 2019 hatte das Ellwanger Tiefbauamt in einer Machbarkeitsstudie verschiedene Varianten durchspielen lassen.
Damals war die Studie zu dem Schluss gekommen, dass ein Steg die preiswertere Lösung sei – nicht zuletzt deshalb, weil die Unterführung nicht nur unter der Bahnlinie, sondern bis zum Brückenpark am Gartenschaugelände führen müsste. Außerdem hätte die Unterführung deutlich verbreitert und höher gestaltet werden müssen. Aus diesen Gründen hatte der Gemeinderat damals einstimmig für einen Steg votiert. Aus Sicht von Stefan Powolny ist auch deshalb der Steg „die Lösung, die dem Gemeininteresse am Nächsten kommt.“