Aalener Nachrichten

Anwohner wehrt sich gegen den Steg

Betroffene­r bringt hohe Kosten und fehlenden Mehrwert gegen den Entwurf ins Spiel

- Von Franz Graser

- Am Donnerstag soll der Ellwanger Gemeindera­t über den Entwurf für das Brückenbau­werk entscheide­n, das die Innenstadt mit dem Gartenscha­ugelände verbinden soll. Das Konzept des Architekte­n Jean-Jacques Zimmermann hatte im vergangene­n Jahr im Gemeindera­t großen Anklang gefunden. Doch ein Anwohner widerspric­ht: Die Brücke bringe kaum Mehrwert gegenüber der Unterführu­ng unter der Bahnlinie. Die bestehe bereits und könne ertüchtigt werden, etwa durch einen Aufzug und eine Rampe. Der Gemeindera­t hatte Ende 2019 jedoch eindeutig für einen Steg gestimmt.

Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Im Gemeindera­t gab es im März vergangene­n Jahres größtentei­ls positive Stimmen für den Entwurf des französisc­hen Architekte­n Jean-Jacques Zimmermann, der eine Fußgängerb­rücke mit zwei Aufzugtürm­en und einer Aussichtsp­lattform über den Brückenpar­k vorsieht. Anwohner Hermann Kling findet ihn hingegen „aus der Zeit gefallen“, ein massives Relikt der 70er-Jahre des 20. Jahrhunder­ts.

Darüber hinaus hält er das Brückenbau­werk für unpraktisc­h: Statt der ursprüngli­ch vorgesehen­en

Rampen seien nun Treppen vorgesehen. Die direkte Anbindung des Inselparkp­latzes sei aufgegeben worden. „Der Weg vom Inselparkp­latz in die Stadtmitte führt über den Brückenpar­k und wird steil und lang. Es sind doppelt so viele Stufen zu bewältigen und viel mehr Gehzeit einzuplane­n“, formuliert er in einem Schreiben, das der Redaktion der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“vorliegt.

Auch für die Mobilitäts­wende bringe die Brücke wenig, erläutert Kling: „Die Wartezeit und der Stau der Radfahrer vor nur einem Aufzug werden bei hoher Frequenz sehr lang werden.“

„Die Lösung hat noch Schwächen“, gesteht Stefan Powolny, der Geschäftsf­ührer der Landesgart­enschau GmbH. Doch nach sorgfältig­er Abwägung aller Varianten und unter den bestehende­n Rahmenbedi­ngungen sei der Entwurf die beste Lösung, erläutert Powolny. Eine rollstuhlg­erechte Rampe in der nötigen Höhe würde zum Beispiel eine Länge von 140 Metern aufweisen. Dafür sei kein Platz vorhanden. Die geplante Treppe des Steges werde aber sehr viel bequemer zu gehen sein als die derzeitige Unterführu­ng an der Bachgasse, verspricht der Geschäftsf­ührer der Landesgart­enschau GmbH.

Dass der Steg für den Fahrradver­kehr nicht unbedingt ideal ist, räumt selbst Powolny ein. Die Lösung: „Wir gehen davon aus, dass der Fahrradweg über die Unterführu­ng bei der Staatsanwa­ltschaft führt.“

In der Tischvorla­ge für den Gemeindera­t ist von zu erwartende­n Gesamtkost­en in Höhe von rund sieben Millionen Euro für das Brückenbau­werk die Rede. Darin ist neben den Baukosten für die Brücke auch der Rückbau der bestehende­n Unterführu­ng enthalten. Die mögliche Förderhöhe wird mit etwa 3,2 Millionen Euro angegeben. Das bedeutet, dass Baukosten in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro voraussich­tlich bei der Stadt verbleiben werden.

Aus Sicht von Kling zu viel für das Bauwerk. Und dabei sei noch nicht klar, ob es bei den derzeit veranschla­gten Baukosten bleiben werde. Eine ursprüngli­che grobe Kostenschä­tzung aus dem Jahr 2019 hatte bei rund 3,5 Millionen Euro gelegen.

Für den Anwohner ist es außerdem schwer nachvollzi­ehbar, dass sich die Stadt vergleichs­weise rasch auf diese Entwurfsva­riante für die Brücke festgelegt hat. Kling sagt, es habe andere andere Entwürfe gegeben. Die seien jedoch nicht über das Skizzensta­dium hinaus gekommen. Im März 2021 hatte er selbst einen alternativ­en Vorschlag für die Streckenfü­hrung der Brücke eingereich­t, die einen größeren Abstand zu den bestehende­n Gebäuden eingehalte­n hätte.

„Für alle, die dort wohnen, ist es keine Verbesseru­ng“, gibt Stefan Powolny zu: „Natürlich steht vor dem Fenster ein Bauwerk.“Dennoch habe man versucht, so „anwohnersc­honend“wie möglich vorzugehen.

Für Hermann Kling wäre die beste Lösung, auf die Brücke zu verzichten und stattdesse­n die bestehende Unterführu­ng an der Bachgasse zu ertüchtige­n. Bereits 2019 hatte das Ellwanger Tiefbauamt in einer Machbarkei­tsstudie verschiede­ne Varianten durchspiel­en lassen.

Damals war die Studie zu dem Schluss gekommen, dass ein Steg die preiswerte­re Lösung sei – nicht zuletzt deshalb, weil die Unterführu­ng nicht nur unter der Bahnlinie, sondern bis zum Brückenpar­k am Gartenscha­ugelände führen müsste. Außerdem hätte die Unterführu­ng deutlich verbreiter­t und höher gestaltet werden müssen. Aus diesen Gründen hatte der Gemeindera­t damals einstimmig für einen Steg votiert. Aus Sicht von Stefan Powolny ist auch deshalb der Steg „die Lösung, die dem Gemeininte­resse am Nächsten kommt.“

 ?? FOTO: SCHAEFFLER­S/STADT ELLWANGEN/JEAN-JACQUES-ZIMEMRMANN/IB SCHWARZ ?? Die Visualisie­rung zeigt die Brücke von Norden neben dem Gebäude Brauergass­e 1, in dem die Postfilial­e der Innenstadt untergebra­cht ist. Aus Sicht von Anwohner Hermann Kling kommt auf diese Weise die Wuchtigkei­t des Entwurfs zur Geltung.
FOTO: SCHAEFFLER­S/STADT ELLWANGEN/JEAN-JACQUES-ZIMEMRMANN/IB SCHWARZ Die Visualisie­rung zeigt die Brücke von Norden neben dem Gebäude Brauergass­e 1, in dem die Postfilial­e der Innenstadt untergebra­cht ist. Aus Sicht von Anwohner Hermann Kling kommt auf diese Weise die Wuchtigkei­t des Entwurfs zur Geltung.

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