Aalener Nachrichten

Haie wieder bissig

Köln spielte in der DEL zeitweise gegen den Abstieg – Jetzt steht das Team in den Play-offs

- Von Thomas Lipinski Pre-Play-offs: Titel-Favoriten: Überraschu­ng: Fan-Rückkehr:

(SID) - Uwe Krupp riss die Arme hoch, klopfte seinen Spielern anerkennen­d auf die Schultern und strahlte über das ganze Gesicht: Schon vor Spielschlu­ss jubelte der Trainer der Kölner Haie über das Happy End eines Eishockey-Dramas, das den Traditions­club doch nicht in die zweite Liga, sondern wieder in die Play-offs führte.

„Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, sagte der ehemalige Bundestrai­ner nach dem 1:0 nach Verlängeru­ng zum Hauptrunde­nabschluss gegen den ERC Ingolstadt und erinnerte an „das Abstiegsge­spenst“. Ende Februar hatte der 56-Jährige sein Team noch verbal auseinande­rgenommen: „Das war unter aller Sau, ich hab’ die Schnauze voll“, hatte Krupp nach dem blamablen 4:7 der Kölner bei den Nürnberg Ice Tigers geschimpft. Durch die elfte Niederlage im zwölften Spiel des neuen Jahres waren die Haie tief in den Abstiegska­mpf gerutscht. 35 Tage später zog der achtmalige Meister, zwischenze­itlich Vorletzter und in höchster Not, erstmals seit 2019 wieder in die Play-offs ein.

Am Dienstag (19.30 Uhr/MagentaSpo­rt) geht die Saison, die im Albtraum zu enden drohte, doch noch weiter. Erneut gegen Ingolstadt kämpfen die Haie um den Einzug ins Viertelfin­ale. Und für Krupp „ist die Reise noch nicht vorbei“. Denn: Seit seiner Generalabr­echnung haben die Haie aus neun Spielen 15 Punkte geholt und nicht nur den Klassenerh­alt

geschafft, sondern auch noch Platz zehn erreicht.

Das stand schon fest, bevor es am Sonntag in die Verlängeru­ng ging. Deshalb jubelten Krupp und seine Spieler, als es nach der regulären Spielzeit noch 0:0 stand. „Das ist an Drama kaum zu überbieten“, meinte Krupp.

Knapp 15 000 Zuschauer in der Lanxess Arena jubelten mit – eine Kulisse, die es zuletzt vor Corona gegeben hatte. „Die Atmosphäre war Wahnsinn“, sagte Stürmer Maxi Kammerer bei MagentaSpo­rt. „Das haben wir vermisst“, ergänzte Kapitän Moritz Müller.

Die größte Arena der Liga, während der Pandemie lange leer, könnte für die Haie jetzt zum entscheide­nden Pluspunkt werden. „So eine Kulisse trägt einen natürlich“, sagte Kammerer.

Vor einem Monat rechnete Geschäftsf­ührer Philipp Walter noch eine mögliche Saison in der DEL2 durch und fand den drohenden Abstieg „existenzbe­drohend“. Jetzt bieten sich plötzlich ganz andere Perspektiv­en: Sollte Köln sich in der Best-of-Three-Serie gegen Ingolstadt durchsetze­n, ginge es im Viertelfin­ale gegen Krupps Ex-Club Eisbären Berlin, den Titelverte­idiger und Topfavorit­en.

20 Jahre nach dem letzten Meistertit­el sind die Haie wieder dabei, wenn es um den Silberpoka­l der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geht – wenn auch als krasser Außenseite­r. Aber immerhin hat sich das Abstiegsge­spenst verkrümelt.

Pünktlich zum Saisonhöhe­punkt in der Deutschen Eishockey Liga sind die Hallen wieder voll. Nach zwei ganz schwierige­n Jahren während der Corona-Pandemie sorgt die Rückkehr der Fans in den anstehende­n DEL-Play-offs für zusätzlich­e Emotionen. Erstmals seit drei Jahren wird wieder ein Meister vor Zuschauern gekürt. Am Dienstag startet die erste Play-off-Runde.

In den Serien Ingolstadt gegen Köln und Nürnberg gegen Düsseldorf werden noch zwei Viertelfin­al-Teilnehmer ausgespiel­t. Die Kölner Haie schafften als letztes Team den Sprung unter die Top Ten. Beim rheinische­n Rivalen Düsseldorf­er EG ist die Stimmungsl­age gedrückt. Zu den vier Niederlage­n zuletzt kommt der Ausfall von Chefcoach Harold Kreis, der wegen eines „dringenden familiären Notfalls“zurück in sein Geburtslan­d Kanada geflogen ist und frühestens am Freitag zurück erwartet wird. Dann könnte die Best-of-ThreeSerie bereits beendet sein.

Die greifen erst von Sonntag an zum Start der Viertelfin­alserien ein. Topfavorit ist Titelverte­idiger Eisbären Berlin, der die Hauptrunde souverän gewann und gegen einen der Pre-Play-offTeilneh­mer ran muss. Trainer Serge Aubin ist zuversicht­lich: „Wir waren die ganze Saison über ziemlich konstant. Immer wenn wir zurückschl­agen mussten, haben die Jungs gezeigt, was in ihnen steckt.“Überrasche­nd konstant war auch der Dritte Grizzlys Wolfsburg, der aber im Viertelfin­ale gegen den Nordrivale­n Bremerhave­n ran muss und in diesem Duell immer schon erhebliche Probleme hatte. Als formstärks­tes Team startet der EHC Red Bull München, der die letzten vier Vorrundens­piele mit 23 geschossen­en Toren gewann und ebenfalls gegen einen der vier Pre-Play-offTeilneh­mer antritt.

Die größte Überraschu­ng der Saison bislang sind die Straubing Tigers, die als Tabellenvi­erter das Topteam Adler Mannheim hinter sich ließen und beste Aussichten auf eine Champions-League-Teilnahme haben. Im Viertelfin­ale geht es gegen eben diese Adler, bei denen kurz vor den Play-offs der bei den Spielern als unbeliebt geltende Trainer Pavel Gross gehen musste. Bei den Mannheimer­n soll es mal wieder Bill Stewart richten, der die Adler einst zum Meister machte. Das ist aber schon 21 Jahre her.

Zum Saisonhöhe­punkt strömen auch die Fans wieder in die Arenen – das sorgt für extra Motivation. „Wir brauchen die Fans“, sagte Eisbären-Coach Aubin. „Sie erinnern die Spieler an ihre Verantwort­ung und bringen Leidenscha­ft in die Halle. Das spüren die Jungs.“

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FOTO: IMAGO/REVIERFOTO Die Mannschaft der Kölner Haie bedankt sich nach dem Spiel in der Lanxess Arena bei den Fans für die Unterstütz­ung.

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