Haie wieder bissig
Köln spielte in der DEL zeitweise gegen den Abstieg – Jetzt steht das Team in den Play-offs
(SID) - Uwe Krupp riss die Arme hoch, klopfte seinen Spielern anerkennend auf die Schultern und strahlte über das ganze Gesicht: Schon vor Spielschluss jubelte der Trainer der Kölner Haie über das Happy End eines Eishockey-Dramas, das den Traditionsclub doch nicht in die zweite Liga, sondern wieder in die Play-offs führte.
„Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, sagte der ehemalige Bundestrainer nach dem 1:0 nach Verlängerung zum Hauptrundenabschluss gegen den ERC Ingolstadt und erinnerte an „das Abstiegsgespenst“. Ende Februar hatte der 56-Jährige sein Team noch verbal auseinandergenommen: „Das war unter aller Sau, ich hab’ die Schnauze voll“, hatte Krupp nach dem blamablen 4:7 der Kölner bei den Nürnberg Ice Tigers geschimpft. Durch die elfte Niederlage im zwölften Spiel des neuen Jahres waren die Haie tief in den Abstiegskampf gerutscht. 35 Tage später zog der achtmalige Meister, zwischenzeitlich Vorletzter und in höchster Not, erstmals seit 2019 wieder in die Play-offs ein.
Am Dienstag (19.30 Uhr/MagentaSport) geht die Saison, die im Albtraum zu enden drohte, doch noch weiter. Erneut gegen Ingolstadt kämpfen die Haie um den Einzug ins Viertelfinale. Und für Krupp „ist die Reise noch nicht vorbei“. Denn: Seit seiner Generalabrechnung haben die Haie aus neun Spielen 15 Punkte geholt und nicht nur den Klassenerhalt
geschafft, sondern auch noch Platz zehn erreicht.
Das stand schon fest, bevor es am Sonntag in die Verlängerung ging. Deshalb jubelten Krupp und seine Spieler, als es nach der regulären Spielzeit noch 0:0 stand. „Das ist an Drama kaum zu überbieten“, meinte Krupp.
Knapp 15 000 Zuschauer in der Lanxess Arena jubelten mit – eine Kulisse, die es zuletzt vor Corona gegeben hatte. „Die Atmosphäre war Wahnsinn“, sagte Stürmer Maxi Kammerer bei MagentaSport. „Das haben wir vermisst“, ergänzte Kapitän Moritz Müller.
Die größte Arena der Liga, während der Pandemie lange leer, könnte für die Haie jetzt zum entscheidenden Pluspunkt werden. „So eine Kulisse trägt einen natürlich“, sagte Kammerer.
Vor einem Monat rechnete Geschäftsführer Philipp Walter noch eine mögliche Saison in der DEL2 durch und fand den drohenden Abstieg „existenzbedrohend“. Jetzt bieten sich plötzlich ganz andere Perspektiven: Sollte Köln sich in der Best-of-Three-Serie gegen Ingolstadt durchsetzen, ginge es im Viertelfinale gegen Krupps Ex-Club Eisbären Berlin, den Titelverteidiger und Topfavoriten.
20 Jahre nach dem letzten Meistertitel sind die Haie wieder dabei, wenn es um den Silberpokal der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geht – wenn auch als krasser Außenseiter. Aber immerhin hat sich das Abstiegsgespenst verkrümelt.
Pünktlich zum Saisonhöhepunkt in der Deutschen Eishockey Liga sind die Hallen wieder voll. Nach zwei ganz schwierigen Jahren während der Corona-Pandemie sorgt die Rückkehr der Fans in den anstehenden DEL-Play-offs für zusätzliche Emotionen. Erstmals seit drei Jahren wird wieder ein Meister vor Zuschauern gekürt. Am Dienstag startet die erste Play-off-Runde.
In den Serien Ingolstadt gegen Köln und Nürnberg gegen Düsseldorf werden noch zwei Viertelfinal-Teilnehmer ausgespielt. Die Kölner Haie schafften als letztes Team den Sprung unter die Top Ten. Beim rheinischen Rivalen Düsseldorfer EG ist die Stimmungslage gedrückt. Zu den vier Niederlagen zuletzt kommt der Ausfall von Chefcoach Harold Kreis, der wegen eines „dringenden familiären Notfalls“zurück in sein Geburtsland Kanada geflogen ist und frühestens am Freitag zurück erwartet wird. Dann könnte die Best-of-ThreeSerie bereits beendet sein.
Die greifen erst von Sonntag an zum Start der Viertelfinalserien ein. Topfavorit ist Titelverteidiger Eisbären Berlin, der die Hauptrunde souverän gewann und gegen einen der Pre-Play-offTeilnehmer ran muss. Trainer Serge Aubin ist zuversichtlich: „Wir waren die ganze Saison über ziemlich konstant. Immer wenn wir zurückschlagen mussten, haben die Jungs gezeigt, was in ihnen steckt.“Überraschend konstant war auch der Dritte Grizzlys Wolfsburg, der aber im Viertelfinale gegen den Nordrivalen Bremerhaven ran muss und in diesem Duell immer schon erhebliche Probleme hatte. Als formstärkstes Team startet der EHC Red Bull München, der die letzten vier Vorrundenspiele mit 23 geschossenen Toren gewann und ebenfalls gegen einen der vier Pre-Play-offTeilnehmer antritt.
Die größte Überraschung der Saison bislang sind die Straubing Tigers, die als Tabellenvierter das Topteam Adler Mannheim hinter sich ließen und beste Aussichten auf eine Champions-League-Teilnahme haben. Im Viertelfinale geht es gegen eben diese Adler, bei denen kurz vor den Play-offs der bei den Spielern als unbeliebt geltende Trainer Pavel Gross gehen musste. Bei den Mannheimern soll es mal wieder Bill Stewart richten, der die Adler einst zum Meister machte. Das ist aber schon 21 Jahre her.
Zum Saisonhöhepunkt strömen auch die Fans wieder in die Arenen – das sorgt für extra Motivation. „Wir brauchen die Fans“, sagte Eisbären-Coach Aubin. „Sie erinnern die Spieler an ihre Verantwortung und bringen Leidenschaft in die Halle. Das spüren die Jungs.“