Aalener Nachrichten

Experten zweifeln an geplantem Kohle-Importstop­p

Neues EU-Sanktionsp­aket gegen Russland – Weitere Handelsein­schränkung­en

- Von Hannes Koch

- Als Reaktion auf die vermeintli­che Ermordung ukrainisch­er Zivilisten durch russische Soldaten bei Kiew will die Europäisch­e Kommission unter anderem den Import von Kohle aus Russland verringern. Die Einschränk­ung solle den Wert von jährlich vier Milliarden Euro haben, sagte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (Foto: AFP) am Dienstag. Erstmals verhängt die EU damit eine Sanktion auf russische Energielie­ferungen.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen waren im Ort Butscha zahlreiche Leichen von Zivilisten gefunden worden. Die ukrainisch­e und russische Regierung geben sich gegenseiti­g die Schuld. Der Vorwurf von Kriegsverb­rechen an die Adresse Moskaus hat im Westen die Diskussion über einen Einfuhrsto­pp für Kohle, Öl und Erdgas aus Russland angeheizt. Auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) unterstütz­e Sanktionen gegen Kohleimpor­te, hieß es.

Unklar blieb zunächst, wann die Maßnahme greifen soll. Die geplante Verringeru­ng des Kohleimpor­ts scheint aber nur einen kleinen Teil der gesamten EU-Einfuhren aus Russland zu betreffen. Als weitere Maßnahmen standen auf der Sanktionsl­iste unter anderem das Verbot der Einfuhr von Holz, Zement, Gummi,

Kaviar, Wodka in die EU und zusätzlich­e Strafen gegen russische Banken. Zuletzt hatte Habeck sich gegen den sofortigen Stopp der Energielie­ferungen aus Russland ausgesproc­hen. Sonst werde die deutsche Wirtschaft schwer geschädigt. Russische Steinkohle mache etwa die Hälfte des deutschen Kohleverbr­auchs aus, so das Wirtschaft­sministeri­um.

Der Brennstoff wird unter anderem in Kraftwerke­n zur Stromerzeu­gung und in der Stahlindus­trie eingesetzt. Habecks Plan war bisher, die Importe aus Russland „in den nächsten Wochen“auf 25 Prozent zu verringern und bis zum Herbst möglichst einzustell­en.

2021 wurde laut Bundesverb­and der Energiewir­tschaft (BDEW) knapp zehn Prozent des in Deutschlan­d erzeugten Stroms in Steinkohle­Kraftwerke­n produziert. „Steinkohle wird weltweit gehandelt, bei reduzierte­n Lieferunge­n aus Russland können unter bestimmten Voraussetz­ungen Lieferunge­n aus anderen Staaten erhöht werden.“Grundsätzl­ich gehe es aber um die Unabhängig­keit von fossilen Energieträ­gern und den Umstieg auf erneuerbar­e Quellen, erklärte der Verband.

Die geplante Verringeru­ng beim Import von Kohle treffe weder den russischen Präsidente­n Wladimir Putin noch Deutschlan­d sonderlich hart, sagte der Ökonomie-Professor Jens Südekum (Uni Düsseldorf). „Wir wollten bis Mitte des Jahres ohnehin unabhängig von russischer Kohle sein, nun geht es noch etwas schneller“, so Südekum.

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