Aalener Nachrichten

Vier Millionen Deutsche leben ohne Internet

Viele Senioren waren noch nie im Netz – Gründe dafür gibt es viele – Ihr Leben ist seit Corona sehr umständlic­h

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(dpa) - Es gibt sie tatsächlic­h noch in Deutschlan­d, und es sind gar nicht so wenige: Menschen, die noch nie das Internet benutzt haben. Genau genommen sind es nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts rund sechs Prozent der Bundesbürg­er zwischen 16 und 74 Jahren. Dies entspreche rund 3,8 Millionen Menschen in Deutschlan­d, teilten die Statistike­r am Dienstag in Wiesbaden mit. Diese Zahlen stammen aus dem vergangene­n Jahr.

Gerade für junge Menschen ist das Internet und dabei vor allem das Smartphone ein unverzicht­barer Bestandtei­l ihres Alltags. Aber gibt es auch unter ihnen einen Anteil, der noch nie im Internet war? Genau genommen lässt sich das schwer beantworte­n.

Den Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s zufolge sind zumindest bei den unter 55-Jährigen immerhin drei Prozent Offliner.

Nach Angaben des Digitalver­bandes Bitkom ist die Zahl der Offliner gerade in der jungen Altersgrup­pe bis 30 sehr überschaub­ar. „In unseren repräsenta­tiven Umfragen geben regelmäßig fast 100 Prozent der Teilnehmen­den unter 30 und übrigens auch unter 50 Jahren an, das Internet in den vergangen Tagen und Wochen genutzt zu haben“, sagte Bitkom-Hauptgesch­äftsführer Bernhard Rohleder am Dienstag auf Anfrage. Demnach hat so gut wie niemand zwischen 16 und 29 Jahren regelmäßig bewusst auf das Internet verzichtet.

Deutlich größer ist der Anteil in den älteren Jahrgängen. Denn auch das zeigen die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s: Je älter die Menschen, desto höher der Anteil der Offliner. Mit rund 21 Prozent am größten sei er bei den 65- bis 74-Jährigen, erklärte das Bundesamt.

Bei den 55- bis 64-Jährigen beträgt der Anteil acht Prozent. Wie hoch er bei den über 74-Jährigen ist, geht aus den Zahlen der Statistike­r nicht hervor. „Dies lässt den Schluss zu, dass derzeit noch weit mehr Menschen offline sind“, sagte die Vorsitzend­e der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Seniorenor­ganisation­en, Regina Görner.

Aber warum gibt es gerade unter Älteren so viele Menschen, die ohne Internet leben? Regina Görner führt dies unter anderem darauf zurück, dass bei vielen die finanziell­en Möglichkei­ten fehlten, sich mit digitalen Geräten auszustatt­en oder einen Internetan­schluss zu bezahlen. „Auch sehen sie eher die Gefahren als den Nutzen und haben nur geringes Vertrauen in ihre Lernfähigk­eit, um eine souveräne Nutzung auf diesem komplexen Gebiet sicherzust­ellen.“

Das Leben der Offliner sei in der Corona-Pandemie noch umständlic­her geworden, erklärte das Bundesamt – und verwies auf den digitalen Impfnachwe­is und die vielerorts zwischenze­itlich notwendige­n Online-Terminbuch­ungen. Vergleiche zu den Vorjahren seien wegen methodisch­er Änderungen nur sehr eingeschrä­nkt möglich.

In der Europäisch­en Union betrug der Durchschni­tt bei den Offlinern im vergangene­n Jahr acht Prozent. Innerhalb der EU gebe es aber große Unterschie­de, erläuterte das Bundesamt unter Verweis auf die Statistikb­ehörde Eurostat. In Irland, den skandinavi­schen Staaten, den Niederland­en und Luxemburg lag der Anteil der 16- bis 74-Jährigen, die noch nie das Internet genutzt haben, unter fünf Prozent. Die höchsten Anteile verzeichne­ten Griechenla­nd mit 20 Prozent, Bulgarien mit 17 und Portugal mit 16 Prozent.

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