Aalener Nachrichten

Ellwanger Hoteliers sind in Aufruhr

Die Stadt plant offenbar ein neues Hotel samt Veranstalt­ungshalle auf dem Schießwase­n

- Von Alexandra Rimkus

- Sie sind derzeit maximal beunruhigt: Ellwangens Hoteliers und Gastronome­n. Die Stadt plant auf dem Schießwase­n offenbar ein neues, gar nicht so kleines Tagungshot­el samt zusätzlich­er Veranstalt­ungshalle. Dazu hat die Stadt sogar schon eine Markterkun­dung eingeleite­t. Das eigentlich interne Papier dazu liegt Ellwangens Wirten vor. Sie präsentier­ten es am Dienstag bei einem Pressegesp­räch im Landhotel Hirsch in Neunheim und übten in diesem Zuge scharfe Kritik am Vorgehen der Stadtverwa­ltung.

Gleich 15 Ellwanger Hotelbetri­ebe haben sich zusammenge­schlossen, um den möglichen Neubau auf dem Schießwase­n zu verhindern. Von den Plänen der Stadt hatten die Wirte schon Ende November „über Umwege“erfahren. Daraufhin wurde sofort das Gespräch mit Oberbürger­meister Michael Dambacher gesucht, berichtet Martin Hald vom Landhotel Hirsch. Dieser Austausch sei auch durchaus „gut“verlaufen, so Hald. Allerdings habe sich der Rathausche­f danach nicht mehr, wie vereinbart, gemeldet und über den weiteren Fortgang der Entwicklun­gen informiert. Auch telefonisc­he Nachfragen blieben seitens der Verwaltung unbeantwor­tet.

Jetzt befürchten die Hoteliers, dass die Pläne im nicht-öffentlich­en, stillen Kämmerlein womöglich weiter vorangetri­eben werden könnten und am Ende politische Gremien etwas begeistert durchwinke­n, was den bestehende­n Hotelbetri­eben in Ellwangen das Wasser abgraben könnte.

„Wir haben in Bezug auf diesen Neubau wirklich sehr große Bedenken“, sagt Hald. Die Übernachtu­ngszahlen in Ellwangen rechtferti­gten ein weiteres Hotel nicht.

Das betonen auch Halds Mitstreite­r. Dazu zählen unter anderem Anja und Karsten Mühleck vom Apart-Hotel Rose. Die Auslastung bei den Übernachtu­ngen sei in Ellwangen – im Vergleich zu Nachbarstä­dten wie Aalen oder Crailsheim – deutlich schwächer, erklärt Karsten Mühleck und legt dazu eine entspreche­nde Auswertung vor. Demnach wurden 2021 in Ellwangen nur 17 Prozent der zur Verfügung stehenden Schlafgele­genheiten in Anspruch genommen. In Crailsheim lag die Auslastung im gleichen Jahr bei 33 Prozent und in Aalen bei 26 Prozent.

„Der Bedarf ist nicht da und er wird auch nicht mit der Landesgart­enschau kommen“, ist Anja Mühleck überzeugt. Die Erfahrunge­n in Schwäbisch Gmünd, wo die Landesgart­enschau 2014 ausgericht­et worden ist, hätten gezeigt, dass zu einer Landesgart­enschau vorwiegend Tagesgäste anreisten. Die Zahl der gebuchten Übernachtu­ngen habe bei der LGS in Gmünd im einstellig­en Prozentber­eich gelegen.

Helmut Rommel vom MontanaHot­el ergänzt, dass es in Ellwangen auch keine größeren Tagungen gebe, die den Bau eines zusätzlich­en Hotels erforderli­ch machten. „Wir haben mal zusammenge­zählt. Mehr als zehn solcher Großverans­taltungen

gibt es in Ellwangen überhaupt nicht“, so Rommel. Und für diese Events reiche das vorhandene Hotelangeb­ot locker aus. Zumal mittlerwei­le viele, auch große Unternehme­n immer mehr Meetings und Tagungen gar nicht mehr in Präsenz veranstalt­en, sondern auf digitalen Plattforme­n. „Wo also ist der Bedarf ?“

Was Ellwangens Hoteliers in diesem Zuge besonders sauer aufstößt, ist der Umstand, dass das neue Hotel samt Tagesforum auf städtische­m Grund im Rahmen eines Erbpachtve­rtrags von einem Privatinve­stor hochgezoge­n werden soll. Mitten im Zentrum, auf dem Schießwase­n, unweit des Wellenbads.

Man lebe in einer freien Marktwirts­chaft und müsse „selbstvers­tändlich“auch einen neuen Mitbewerbe­r am Markt akzeptiere­n, sagen die Hotelbetre­iber. Aber, dass die Stadt bei diesem Projekt in dieser Weise vorangeht, sei aus ihrer Sicht „ein unzulässig­er Eingriff in den freien Markt“. Sie weisen darauf hin, dass viele Ellwanger Hotelbetri­ebe noch unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. Jetzt setze man ihnen eine solche Konkurrenz vor die Nase. „Es wächst bei uns gerade wieder ein bisschen Gras auf der Wiese und nun jagen sie ohne Not die nächste Hammelherd­e drüber“, echauffier­t sich Rommel.

Ein weiterer Kritikpunk­t der Wirte ist die Nicht-Öffentlich­keit bei diesem Thema. Dieses Projekt sei von einer so großen Tragweite, dass man Wirte und auch Bürger von Begjnn an mit ins Boot nehmen müsste, ist man sich einig. Dabei geht es den Hoteliers nicht nur um das geplante Hotel, das laut internem Strategiep­apier circa 45 Zimmer haben soll, sondern auch um das direkt benachbart­e rund 1100 Quadratmet­er große Tagesforum. Es soll künftig die Stadthalle ersetzen, ist aus Sicht der Hoteliers dafür aber überhaupt nicht geeignet, weil der Bau viel zu klein und für die örtlichen Vereine als Trainings- und Veranstalt­ungsort vermutlich auch viel zu teuer für eine Anmietung sei. Schließlic­h werde ein privater Investor, der die Projekte auf dem Schießwase­n umsetzen soll, zuvorderst seinen Profit im Blick haben.

Bei dem ganzen Vorhaben handele es sich deshalb auch um eine „Mogelpacku­ng“, finden die Gegner der städtische­n Pläne. Man versuche hier über die Erbpacht, auf günstigem Wege eine neue Stadthalle zu bekommen, lasse bei der Planung aber sehr viele negative Aspekte und Auswirkung­en unberücksi­chtigt.

Bei der Stadt reagierte man am Dienstag auf die Anwürfe kurz angebunden. Wie Pressespre­cher Anselm Grupp erklärte, habe sich die Verwaltung noch nicht bei den Hoteliers gemeldet, weil es in der Sache derzeit noch überhaupt nichts Neues gibt. Oberbürger­meister Michael Dambacher sei allerdings verärgert und auch bestürzt darüber, dass diese Interna nach außen getragen worden sind. Nicht-öffentlich­e Vorberatun­gen müssten grundsätzl­ich möglich sein und sie müssten auch vertraulic­h geführt werden können.

 ?? FOTO: RIMKUS ?? Sie lehnen den Bau eines neuen Hotels samt Tagesforum auf dem Schießwase­n ab, von links: Christiane Veit (Roter Ochsen), Karsten Mühleck (Rose), Helmut Rommel (Montana), Anja Mühleck (Rose), Dorin Mistoiu (Königin Olga), Albert Winkler, (Kronprinz) und Martin Hald (Hirsch).
FOTO: RIMKUS Sie lehnen den Bau eines neuen Hotels samt Tagesforum auf dem Schießwase­n ab, von links: Christiane Veit (Roter Ochsen), Karsten Mühleck (Rose), Helmut Rommel (Montana), Anja Mühleck (Rose), Dorin Mistoiu (Königin Olga), Albert Winkler, (Kronprinz) und Martin Hald (Hirsch).

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