Ellwanger Hoteliers sind in Aufruhr
Die Stadt plant offenbar ein neues Hotel samt Veranstaltungshalle auf dem Schießwasen
- Sie sind derzeit maximal beunruhigt: Ellwangens Hoteliers und Gastronomen. Die Stadt plant auf dem Schießwasen offenbar ein neues, gar nicht so kleines Tagungshotel samt zusätzlicher Veranstaltungshalle. Dazu hat die Stadt sogar schon eine Markterkundung eingeleitet. Das eigentlich interne Papier dazu liegt Ellwangens Wirten vor. Sie präsentierten es am Dienstag bei einem Pressegespräch im Landhotel Hirsch in Neunheim und übten in diesem Zuge scharfe Kritik am Vorgehen der Stadtverwaltung.
Gleich 15 Ellwanger Hotelbetriebe haben sich zusammengeschlossen, um den möglichen Neubau auf dem Schießwasen zu verhindern. Von den Plänen der Stadt hatten die Wirte schon Ende November „über Umwege“erfahren. Daraufhin wurde sofort das Gespräch mit Oberbürgermeister Michael Dambacher gesucht, berichtet Martin Hald vom Landhotel Hirsch. Dieser Austausch sei auch durchaus „gut“verlaufen, so Hald. Allerdings habe sich der Rathauschef danach nicht mehr, wie vereinbart, gemeldet und über den weiteren Fortgang der Entwicklungen informiert. Auch telefonische Nachfragen blieben seitens der Verwaltung unbeantwortet.
Jetzt befürchten die Hoteliers, dass die Pläne im nicht-öffentlichen, stillen Kämmerlein womöglich weiter vorangetrieben werden könnten und am Ende politische Gremien etwas begeistert durchwinken, was den bestehenden Hotelbetrieben in Ellwangen das Wasser abgraben könnte.
„Wir haben in Bezug auf diesen Neubau wirklich sehr große Bedenken“, sagt Hald. Die Übernachtungszahlen in Ellwangen rechtfertigten ein weiteres Hotel nicht.
Das betonen auch Halds Mitstreiter. Dazu zählen unter anderem Anja und Karsten Mühleck vom Apart-Hotel Rose. Die Auslastung bei den Übernachtungen sei in Ellwangen – im Vergleich zu Nachbarstädten wie Aalen oder Crailsheim – deutlich schwächer, erklärt Karsten Mühleck und legt dazu eine entsprechende Auswertung vor. Demnach wurden 2021 in Ellwangen nur 17 Prozent der zur Verfügung stehenden Schlafgelegenheiten in Anspruch genommen. In Crailsheim lag die Auslastung im gleichen Jahr bei 33 Prozent und in Aalen bei 26 Prozent.
„Der Bedarf ist nicht da und er wird auch nicht mit der Landesgartenschau kommen“, ist Anja Mühleck überzeugt. Die Erfahrungen in Schwäbisch Gmünd, wo die Landesgartenschau 2014 ausgerichtet worden ist, hätten gezeigt, dass zu einer Landesgartenschau vorwiegend Tagesgäste anreisten. Die Zahl der gebuchten Übernachtungen habe bei der LGS in Gmünd im einstelligen Prozentbereich gelegen.
Helmut Rommel vom MontanaHotel ergänzt, dass es in Ellwangen auch keine größeren Tagungen gebe, die den Bau eines zusätzlichen Hotels erforderlich machten. „Wir haben mal zusammengezählt. Mehr als zehn solcher Großveranstaltungen
gibt es in Ellwangen überhaupt nicht“, so Rommel. Und für diese Events reiche das vorhandene Hotelangebot locker aus. Zumal mittlerweile viele, auch große Unternehmen immer mehr Meetings und Tagungen gar nicht mehr in Präsenz veranstalten, sondern auf digitalen Plattformen. „Wo also ist der Bedarf ?“
Was Ellwangens Hoteliers in diesem Zuge besonders sauer aufstößt, ist der Umstand, dass das neue Hotel samt Tagesforum auf städtischem Grund im Rahmen eines Erbpachtvertrags von einem Privatinvestor hochgezogen werden soll. Mitten im Zentrum, auf dem Schießwasen, unweit des Wellenbads.
Man lebe in einer freien Marktwirtschaft und müsse „selbstverständlich“auch einen neuen Mitbewerber am Markt akzeptieren, sagen die Hotelbetreiber. Aber, dass die Stadt bei diesem Projekt in dieser Weise vorangeht, sei aus ihrer Sicht „ein unzulässiger Eingriff in den freien Markt“. Sie weisen darauf hin, dass viele Ellwanger Hotelbetriebe noch unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. Jetzt setze man ihnen eine solche Konkurrenz vor die Nase. „Es wächst bei uns gerade wieder ein bisschen Gras auf der Wiese und nun jagen sie ohne Not die nächste Hammelherde drüber“, echauffiert sich Rommel.
Ein weiterer Kritikpunkt der Wirte ist die Nicht-Öffentlichkeit bei diesem Thema. Dieses Projekt sei von einer so großen Tragweite, dass man Wirte und auch Bürger von Begjnn an mit ins Boot nehmen müsste, ist man sich einig. Dabei geht es den Hoteliers nicht nur um das geplante Hotel, das laut internem Strategiepapier circa 45 Zimmer haben soll, sondern auch um das direkt benachbarte rund 1100 Quadratmeter große Tagesforum. Es soll künftig die Stadthalle ersetzen, ist aus Sicht der Hoteliers dafür aber überhaupt nicht geeignet, weil der Bau viel zu klein und für die örtlichen Vereine als Trainings- und Veranstaltungsort vermutlich auch viel zu teuer für eine Anmietung sei. Schließlich werde ein privater Investor, der die Projekte auf dem Schießwasen umsetzen soll, zuvorderst seinen Profit im Blick haben.
Bei dem ganzen Vorhaben handele es sich deshalb auch um eine „Mogelpackung“, finden die Gegner der städtischen Pläne. Man versuche hier über die Erbpacht, auf günstigem Wege eine neue Stadthalle zu bekommen, lasse bei der Planung aber sehr viele negative Aspekte und Auswirkungen unberücksichtigt.
Bei der Stadt reagierte man am Dienstag auf die Anwürfe kurz angebunden. Wie Pressesprecher Anselm Grupp erklärte, habe sich die Verwaltung noch nicht bei den Hoteliers gemeldet, weil es in der Sache derzeit noch überhaupt nichts Neues gibt. Oberbürgermeister Michael Dambacher sei allerdings verärgert und auch bestürzt darüber, dass diese Interna nach außen getragen worden sind. Nicht-öffentliche Vorberatungen müssten grundsätzlich möglich sein und sie müssten auch vertraulich geführt werden können.