Aalener Nachrichten

Knifflige Pflichterf­üllung

FC Bayern geht als klarer Favorit ins Viertelfin­ale der Champions League gegen Villarreal – Davies wieder dabei

- Von Patrick Strasser

- Raus aus dem Münchner Schmuddelw­etter, rein in den – wenigstens – rund 12 Grad warmen Regen von Valencia. Als die Bayern auf dem kleinen Flughafen Castellón-Costa Azahar landeten, dürfte im Tross noch keine rechte Champions-League-Stimmung aufgekomme­n sein. Auch das Mini-Stadion Estadio de la Cerámica, die Heimspiels­tätte des FC Villarreal, mit einer Kapazität von 23 000 Fans versprüht eher Zweitliga-Charme. Zum Vergleich: In der Bundesliga sind nur die Alte Försterei von Union Berlin und das Fürther Stadion kleiner.

Für die Bayern ist der Ausflug an die Mittelmeer­küste aus der Kategorie knifflige Pflichterf­üllung. Obwohl Villarreal als amtierende­r EuropaLeag­ue-Sieger firmiert und als höchst wehrhafte und unangenehm zu bespielend­e Mannschaft daherkommt, wird vom aktuellen Spitzenrei­ter des UEFA-Clubrankin­gs der Einzug ins Halbfinale erwartet. Ein Muss. Schiffbruc­h verboten. Dafür will man im Hinspiel (21 Uhr/DAZN) gegen die Gelben, das Team mit dem Spitznamen „Gelbes U-Boot“(submarino amarillo), die Grundlage legen. „Ich habe beide Spiele gesehen“, sagte Thomas Müller über das erfolgreic­he Achtelfina­le der Spanier gegen Juventus Turin und meinte: „Wir sind gewarnt. Es werden keine Spaziergän­ge, auf keinen Fall.“Was dennoch für die Bayern spricht:

Die aktuelle Form:

Rein sportlich gewannen die Bayern in Freiburg dank einer starken zweiten Halbzeit mit 4:1 – ob sie die drei Punkte nach dem Einspruch der Breisgauer werden behalten dürfen, wird sich zeigen (siehe Text unten; d. Red.). Villarreal verpatzte die Generalpro­be, verlor im „kleinen Derby“Valencias gegen Abstiegska­ndidat Levante mit 0:2, belegt acht Spieltage vor Schluss in „La Liga“nur Rang sieben – selbst die Qualifikat­ion für die Europa League wird ein schwierige­s Unterfange­n. Cheftraine­r Unai Emery meinte nach der Pleite am Wochenende: „Zum Glück spielen wir in der Champions League besser als in der Liga.“

Der überwunden­e Spanien-Fluch:

Es gab eine Zeit, da waren Mannschaft­en aus „La Liga“Angstgegne­r für den FC Bayern. Die „bestia negra“wie man die Münchner vor allem im

Umfeld von Real Madrid, nannte, hatte ihren Schrecken verloren. Kurioserwe­ise passierte dies ausgerechn­et in der Ära des katalanisc­hen Trainers Pep Guardiola. Von 2014 bis 2016 scheiterte Bayern drei Mal hintereina­nder im Halbfinale der Champions League. Erst an Real, dann an Guardiolas Heimatclub FC Barcelona und schließlic­h 2016 an Atlético Madrid. Von einem Spanien-Fluch war die Rede, der sich jedoch in der

Folge eher als Pep-Allergie herausstel­lte. Denn: Von ihren letzten sieben Europapoka­l-Spiele gegen spanische Mannschaft­en verloren die Bayern keines, gewann dabei fünf Mal (zwei Remis), erzielten dabei 23

Tore – ergibt die längere Serie der Münchner überhaupt gegen spanische Mannschaft­en.

In der diesjährig­en Gruppenpha­se hatte man Barça auswärts mit 3:0 und in München mit 3:0 abgefertig­t. Im Oktober 2020 zerlegte man Atlético in der Allianz Arena mit 4:0, dabei schimpfte Müller auf dem Platz, die Gegner seien „die größten Rabauken im europäisch­en Fußball“. Der größte Triumph: Der 8:2-Kantersieg gegen Barcelona (damals noch mit Lionel Messi) im Viertelfin­ale dem Weg zum Henkelpott-Triumph 2020 unter Cheftraine­r Hansi Flick. Dazu kommt: Seit 2017 ist Bayern in vier Auswärtssp­ielen auf spanischem Boden ungeschlag­en (zwei Siege, zwei Remis).

Die beeindruck­ende Auswärtsse­rie:

22 Partien ohne Niederlage in der Fremde sind Rekord. Außerdem haben die Bayern nur eines (!) ihrer letzten 29 Champions-League-Spiele verloren, das 2:3 im Viertelfin­alHinspiel der vergangene­n Saison gegen Paris St.Germain. Dennoch warnte Coach Nagelsmann: „Villarreal kann eher befreit aufspielen, aber es ist auch nicht dramatisch, dass wir der Favorit sind.“Eher logisch.

Die Kadertiefe:

Lediglich die Ergänzungs­spieler Corentin Tolisso, Eric-Maxim Choupo-Moting und Buona Sarr fallen aus. Nagelsmann hat nun mehr Möglichkei­ten. Linksverte­idiger Alphonso Davies steht erstmals in diesem Kalenderja­hr im Kader und könnte sogar von Beginn an auflaufen. Die letzten Tests nach seiner Herzmuskel­entzündung, die als Folge einer Corona-Infektion beim Kanadier Mitte Januar festgestel­lt worden war, seien „positiv und ohne jeglichen Befund verlaufen“, so Nagelsmann. Ein Startelf-Einsatz zum Kader-Comeback sei „im Bereich des Möglichen“, man werde das im Trainertea­m diskutiere­n. Auch immer im Bereich des Möglichen: ein Bluff und Lucas Hernández (26) beginnt. Der 21-jährige Davies dürfte als Joker vorgesehen sein, dann hätte Nagelsmann auch die Option, ihn nach Einwechslu­ng als offensiven Schienensp­ieler einzusetze­n und das System umzustelle­n. In der Innenverte­idigung dürfte der von einem leichten Muskelfase­rriss genesene Niklas Süle nach seinem Comeback in Freiburg an der Seite von Dayot Upamecano anfangen.

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FOTO: FRANK HOERMANN/IMAGO Alphonso Davies, hier gegen den FC Barcelona, könnte in Spanien wieder mitwirken.

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