Tiger-Mania in Augusta
Sensationscomeback von Topstar Woods beim US Masters elektrisiert die Golfwelt
(SID) - Tiger Woods lächelte kurz, dann ließ er die Katze aus dem Sack. „Stand jetzt werde ich spielen“, sagte der Superstar und beantwortete die Frage, die seit Tagen die gesamte Golfwelt elektrisiert hatte. Ja, Woods gibt bei der 86. Ausgabe des US Masters tatsächlich sein kaum für möglich gehaltenes Sensationscomeback. Und nicht nur das. Ob er das Turnier sogar gewinnen könne, wurde Woods bei seiner Pressekonferenz an der Magnolia Lane gefragt. „Das kann ich“, sagte der 46Jährige vor seinem ersten Auftritt bei einem offiziellen Turnier seit seinem folgenschweren Autounfall im Februar des vergangenen Jahres.
„Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier sitzen werde. Ich habe drei Monate lang nicht das Bett verlassen“, sagte der fünfmalige Masters-Champion. Vor dem ersten Abschlag will er den letzten freien Tag noch einmal für eine Trainingsrunde nutzen. „Ich werde morgen noch neun Löcher spielen. Ich habe mich wirklich gut erholt“, sagte er. Am Donnerstag um 16.34 Uhr ist es nun so weit: Woods geht gemeinsam mit dem ehemaligen British-OpenChampion Louis Oosthuizen (Südafrika) und Joaquin Niemann aus Chile auf die Runde. Am Freitag startet er um 19.41 Uhr.
Selbst seine Konkurrenz hatte einen Start des Ausnahmespielers nach dessen lebensgefährlichem Horrorcrash herbeigesehnt. Nach dem Unfall bangte Woods im Vorjahr noch um sein rechtes Bein. 13 Monate später will er ausgerechnet in seinem „Wohnzimmer“wieder beim prestigeträchtigsten Golfturnier der Welt abschlagen. An der altehrwürdigen Magnolia Lane herrscht 25 Jahre nach Woods' erstem Triumph längst wieder „Tiger-Mania“. Schon auf seiner Trainingsrunde am Montag wurde Woods von Tausenden begeisterten Menschen gefeiert. Als der 15-malige Majorsieger das Clubhaus verließ, habe es dort „Szenen und eine Atmosphäre“gegeben, „wie man sie nie zuvor gesehen hat“, schrieb der dreimalige Masters-Sieger Sir Nick Faldo.
Neun Löcher spielte Woods – und löste damit Begeisterung aus. Jeder Schritt, jeder Schwung wird verfolgt. Der Auftritt sei „phänomenal“und „sehr beeindruckend“gewesen, sagte Fred Couples, der gemeinsam mit Woods auf dem Platz unterwegs war. „Er sah aus wie der Tiger, den wir vor dem Unfall gesehen haben“, sagte Billy Horschel. Einer der bekanntesten SportModeratoren der USA brachte den Trubel um den Mann, der in seiner außergewöhnlichen Karriere 683 Wochen die Nummer eins der Welt war, auf den Punkt: Sollte Woods antreten,
„Wenn er hier 72 Löcher lang rumlaufen kann, dann wird er auch antreten.“
„dann könnt ihr Jungs alle nackt spielen und niemand würde bemerken, dass ihr da seid“, scherzte der ESPN-Anchorman Scott Van Pelt. Jetzt scheint das von den Fans so ersehnte Comeback des 15-maligen Major-Siegers kein Traum mehr zu sein.
Die Frage ist allerdings: Hält Woods' rechtes Bein der Belastung beim ersten Major des Jahres stand? Mehrmals hatte er sich mit dem Auto im Februar 2021 überschlagen, die Folgen der komplizierten Beinbrüche spürt er noch immer – und der Par-72-Kurs im Bundesstaat Georgia gehört zu den hügeligsten auf der Tour. „Wenn er hier 72 Löcher lang
Fred Couples
rumlaufen kann, dann wird er auch antreten“, sagte Couples.
Woods ist als Gewinner des Green Jacket auf Lebenszeit spielberechtigt – unvergessen bleibt etwa sein erster Sieg 1997 in Augusta mit einem Rekordvorsprung. Für Woods ist es kein Turnier wie jedes andere. Für das traditionelle Champions-Dinner am Dienstagabend hatte sich Woods schon vorher angekündigt.
Es wird keineswegs die erste wundersame Rückkehr in einer bewegten Karriere. Immer wieder bröckelte das Denkmal des Ausnahmekönners – private Fehltritte, Affären mit Frauen, dazu ständig Rückenprobleme. Und dennoch triumphierte Woods 2019 sensationell nach Jahren voller Rückschläge erneut in Augusta. Das Masters im November 2020 war sein bislang letztes offizielles Turnier. Nun kehrt er zurück.