Aalener Nachrichten

Gespräche sind entscheide­nd

- Von Claudia Kling ●» c.kling@schwaebisc­he.de

In ihrer Idealvorst­ellung sterben die meisten Menschen wohl so: Nach dem Essen ein Verdauungs­schläfchen auf dem Sofa – und nie mehr aufwachen. So schön diese Vorstellun­g sein mag, die Chance, dass es so kommt, ist nicht allzu hoch. Vor dem eigentlich­en Sterben liegen in vielen Fällen Wochen, Monate und sogar Jahre des Verfalls, des Hinübergle­itens in eine andere Welt. Diese Lebensphas­e ist auch für die Angehörige­n nur schwer zu ertragen. Denn mitunter müssen sie zum Wohl des Patienten Entscheidu­ngen treffen, die Abschied bedeuten. Das zehrt.

Diesen Weg sollten die Sterbenden und ihre Begleiter nicht alleine gehen. Deshalb ist es so wichtig, dass die Palliativm­edizin inzwischen einen höheren Stellenwer­t hat als noch vor einigen Jahren. Doch in der Praxis tun sich immer wieder erstaunlic­he Lücken auf in der Zusammenar­beit von Pflegeheim­en, Hausärzten und Rettungsdi­ensten. Wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist oder erst gar nicht informiert wird, werden erkrankte Pflegeheim­bewohner, die sich nicht mehr klar äußern können, ruckzuck in ein Krankenhau­s gebracht. Das kann der Anfang vom Ende sein.

Ein Strohhalm in einer solch schwierige­n Situation ist die Patientenv­erfügung. Wenn darin klar geregelt ist, ob künstliche Beatmung, eine Magensonde und/oder Wiederbele­bung erwünscht wird, hilft das, im Notfall eine schnelle Entscheidu­ng zu treffen. Frustriere­nd ist aber, dass die Personalsi­tuation in Pflegeheim­en und Kliniken kaum Gespräche zulässt, die nötig wären. So bleibt vielen Angehörige­n die Angst, dass nicht alles getan wurde, um den Sterbeproz­ess schmerzfre­i und menschenwü­rdig zu gestalten.

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