Aalener Nachrichten

Amoklauf stellt Dänemark vor schwierige Fragen

Die Tat in Kopenhagen hat eine Debatte über die Behandlung von psychisch Kranken losgetrete­n

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(dpa) - Nach dem Amoklauf in Kopenhagen mit drei Toten diskutiere­n Experten über den Umgang mit psychisch kranken Menschen in Dänemark. Der 22-jährige Verdächtig­e, der bereits kurz nach der Tat festgenomm­en wurde, war nach Angaben der Polizei „in der Psychiatri­e bekannt“. Seine Untersuchu­ngshaft wird er in einer geschlosse­nen psychiatri­schen Abteilung verbringen. „Man kann alle möglichen Vermutunge­n anstellen: War der Täter psychisch krank? War er in der Psychiatri­e? Hat er um Hilfe gebeten, ist aber nicht verstanden worden?“, sagte Psychiatri­e-Professor Poul Videbech von der Universitä­t Kopenhagen am Dienstag im dänischen Fernsehen.

Um zu verhindern, dass solch eine Tat sich wiederhole, müsse gründlich untersucht werden, was ihr vorausgega­ngen sei: „Aus Rücksicht auf die Opfer, die Hinterblie­benen – und so gesehen auch auf uns alle – müssen wir das Maximale aus so einer schrecklic­hen Geschichte lernen“, sagte Videbech.

Nach Einschätzu­ng der Vorsitzend­en der Dänischen Psychiatri­schen Gesellscha­ft, Psychiatri­e-Professori­n Merete Nordentoft, wären in der Psychiatri­e rund ein Drittel mehr Mitarbeite­r nötig, um psychisch Kranke angemessen zu betreuen. „Ich bin einer Meinung mit denjenigen, die da draußen sitzen und denken, dass das System so unter Druck ist, dass solche Dinge passieren können.“

Nach Recherchen des Senders DR soll der mutmaßlich­e Amokläufer vor der Tat versucht haben, eine Krisen-Hotline zu erreichen. Während der Untersuchu­ngshaft soll der geistige Zustand des Verdächtig­en untersucht werden. Details zu seiner Vorgeschic­hte sind jedoch noch nicht bekannt. Auch das Motiv für die Tat ist noch unklar. Terror soll aber nicht dahinter stecken.

Der 22-jährige Däne soll am Sonntag in dem Einkaufsze­ntrum Field’s in Kopenhagen drei Menschen erschossen und vier durch Schüsse schwer verletzt haben. Drei weitere Menschen wurden nach Angaben der Polizei wegen Verletzung­en durch mögliche Streifschü­sse behandelt. Die Todesopfer waren zwei dänische 17-Jährige – ein Junge und ein Mädchen – und ein 47 Jahre alter Russe mit Wohnsitz in Dänemark.

Einer der Teenager hatte in dem Kino gearbeitet, das dem Einkaufsze­ntrum angeschlos­sen ist. „Mit großer Trauer müssen wir bestätigen, dass einer unserer jungen Kino-Mitarbeite­r sein Leben in der unbegreifl­ichen Tragödie am Sonntag verloren hat“, teilte der Betreiber Nordisk Film Biografer am Dienstag auf Facebook mit. „Wir sind tief berührt, und unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Angehörige­n.“

Die Kollegen des gestorbene­n Teenagers bekämen psychologi­sche Hilfe, hieß es in dem Facebook-Post. Alle Kinos des Betreibers im Land waren am Dienstag geschlosse­n – „aus Respekt für die Opfer, und um die Situation mit unseren Mitarbeite­rn zu besprechen“. Das ganze Einkaufsze­ntrum, in dem sich der Angriff ereignet hatte, bleibt noch mindestens bis kommenden Montag geschlosse­n.

Auf der Straße vor dem Tatort, die bis Mitternach­t abgesperrt bleiben soll, wollen sich am Dienstagab­end zahlreiche Menschen versammeln, um der Opfer des Amoklaufs zu gedenken. Dort wollen Dänemarks Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n und Kopenhagen­s Oberbürger­meisterin Sophie Haestorp Andersen Reden halten. Außerdem soll ein Chor singen. „Komm und zeig deine Unterstütz­ung“, schrieb die Kommune Kopenhagen am Dienstag auf Twitter.

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FOTO: SERGEI GRITS/DPA Mette Frederikse­n, Ministerpr­äsidentin von Dänemark, und Justizmini­ster Mattias Tesfaye legen Blumen am Einkaufsze­ntrum Field's nieder.

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