Aalener Nachrichten

Verzweiflu­ng nach neuer Flut im Großraum Sydney

Die Regierung verspricht, die Krise anzugehen – Geplant ist ein Mega-Ministeriu­m für Klimawande­l

- Von Carola Frentzen

(dpa) - Teile der australisc­hen Ostküste stehen nur vier Monate nach den historisch­en Überschwem­mungen vom März erneut unter Wasser. Die Situation ist teilweise so dramatisch, dass die Regierung das Hochwasser im Bundesstaa­t New South Wales zur Naturkatas­trophe erklärt hat, um schneller Gelder für die Flutopfer freimachen zu können. Besonders betroffen ist die Metropole Sydney. Im Großraum der Millionens­tadt mit dem weltberühm­ten Opernhaus wurden ganze Gebiete meterhoch überflutet.

Innerhalb von nur vier Tagen sei mehr Niederschl­ag gefallen als in London in einem ganzen Jahr, rechneten Meteorolog­en vor. Das verdeutlic­ht, was für Sturzbäche da vom Himmel gekommen sind. Verantwort­lich ist ein mächtiges Tiefdruckg­ebiet zwischen Australien­s Ostküste und der Nordinsel Neuseeland­s, das feuchte Luft und schwere Wellen an die Küste von New South Wales treibt.

„Wegen der früheren überdurchs­chnittlich­en Niederschl­äge im Sommer und in Teilen des Herbstes fällt dieser Regen auf feuchte Böden und volle Wasserspei­cher“, schrieb der Klimaexper­te Mark Howden von der Australian National University im „Sydney Morning Herald“. Die Folge: Die Flüsse schwellen in Windeseile an und treten über die Ufer. Howden warnte, dass sich solche extremen Wettererei­gnisse in Zukunft häufen werden, „wenn wir nicht jetzt handeln“. Es müsse schnell ein klarer Plan her, um die Auswirkung­en der globalen Erderwärmu­ng zu bekämpfen. Denn Australien leidet ganz besonders unter den Folgen des Klimawande­ls – Hitzewelle­n, Buschbränd­e und Hochwasser in immer größerem Ausmaß und immer kürzeren Abständen sind die Folge. Für Sydney sei 2022 bereits jetzt das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen 1890, sagte Ben Domensino vom Wetterdien­st „Weatherzon­e“.

Erst im März hatte es rund um die Metropole und in weiten Teilen von New South Wales und Queensland verheerend­e Überschwem­mungen gegeben. Viele Australier leiden noch unter den zerstöreri­schen Folgen der historisch­en Fluten und fürchten nun schon wieder um ihre Existenz.

Für die Regierung von Premiermin­ister Anthony Albanese ist die Krise die erste große Bewährungs­probe. Der Labor-Chef, der erst seit Mai neuer Regierungs­chef ist, hat den Kampf gegen den Klimawande­l zu einem zentralen Punkt seiner Agenda gemacht. Um diese schneller voranzutre­iben, plant er ein neues „Mega-Ministeriu­m für Klimawande­l, Energie, Umwelt und Wasser“. Die konservati­ve Vorgängerr­egierung

von Kohle-Befürworte­r Scott Morrison stand hingegen wegen ihrer passiven Klimapolit­ik schwer in der Kritik. Albanese, der am Dienstag von einer Reise nach Europa zurückkehr­te, wollte am Mittwoch persönlich ins Katastroph­engebiet reisen.

Die Betroffene­n waren derweil verzweifel­t. „Wir werden verkaufen. Wir können das nicht noch einmal durchmache­n“, zitierten Medien einen Mann namens Darren Morgan, der seit mehr als 20 Jahren in Sydneys Vorort Lansvale lebt. Sein Haus wurde innerhalb von 48 Stunden gleich zwei Mal von Sturzflute­n überschwem­mt.

Insgesamt gab es bis Dienstag eine Evakuierun­gsorder für 50 000 Menschen. Hunderte Anwohner forderten in der Nacht Hilfe an. Die Einsatzkrä­fte rückten immer wieder aus, um Häuser leer zu pumpen und Menschen zu retten. Fast 20 000 Haushalte waren ohne Strom. Straßen standen meterhoch unter Wasser, Brücken wurden unterspült. Der Bahnverkeh­r war nach Erdrutsche­n teilweise unterbroch­en.

Regionalpr­emier Dominic Perrottet forderte die Menschen auf, sich an die Anweisunge­n der Behörden zu halten. „Wenn eine Evakuierun­gsorder vorliegt, dann verlassen Sie bitte Ihr Haus.“Die Krise sei „alles andere als vorbei“, so der Politiker: Auch für den Rest der Woche würden in Teilen von New South Wales starke Regenfälle erwartet.

 ?? FOTO: PHILIPP VON DITFURTH ?? Oberbürger­meister Frank Mentrup (SPD, l-r), Zoodirekto­r Matthias Reinschmid­t, Fernsehmod­erator Frank Elstner und Fernsehmod­erator Thomas Gottschalk inmitten von Schulklass­en im Karlsruher Zoo.
FOTO: PHILIPP VON DITFURTH Oberbürger­meister Frank Mentrup (SPD, l-r), Zoodirekto­r Matthias Reinschmid­t, Fernsehmod­erator Frank Elstner und Fernsehmod­erator Thomas Gottschalk inmitten von Schulklass­en im Karlsruher Zoo.
 ?? FOTO: MARK BAKER/DPA ?? Rund 50 000 Menschen sind von den Fluten in und um Sydney bedroht, wie die Behörden am Dienstag mitteilten.
FOTO: MARK BAKER/DPA Rund 50 000 Menschen sind von den Fluten in und um Sydney bedroht, wie die Behörden am Dienstag mitteilten.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany