Aalener Nachrichten

Gefährlich­er Einsatz in den Dolomiten

Retter suchen weiter nach Lawinenopf­ern – Kleidungss­tücke entdeckt

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(dpa) - Am zweiten Tag nach dem tödlichen Lawinenung­lück in Norditalie­n haben die Rettungskr­äfte die Suche nach den Vermissten an der Marmolata in den Dolomiten fortgesetz­t. Im Einsatz waren hauptsächl­ich Drohnen, da ein Einsatz am Boden noch zu gefährlich war. Bei den Überflügen entdeckten die Helfer nach eigenen Angaben Kleidungss­tücke im Bereich des Unglücksor­tes. Unklar sei aber, ob es sich um Kleidung von Opfern handle, erklärte ein Mitglied der Helikopter-Einheit des Trentinos, wie die Nachrichte­nagentur Ansa am Dienstag berichtete. Die Experten wollten anschließe­nd prüfen, ob und wie die Kleidung geborgen werden könne und ob dort möglicherw­eise Opfer lägen.

Die Lawine riss am Sonntagnac­hmittag an dem Gletscher in den Dolomiten mindestens sieben Bergsteige­r in den Tod. Acht Menschen wurden verletzt, darunter auch ein Mann und eine Frau aus Deutschlan­d. Acht Menschen gelten weiter als vermisst.

Unterdesse­n ermittelte­n die Behörden den Halter eines Fahrzeugs mit deutschen Kennzeiche­n, das oben auf dem Parkplatz stand, den in der Regel die Wanderer nutzen, die Richtung Gipfel der Marmolata laufen. An den Wagen mit dem Nummernsch­ild aus Bayern kehrte nach dem Unglück am Sonntagnac­hmittag zunächst niemand zurück. Die Behörden schlossen deshalb nicht aus, dass die Insassen unter den Opfern sein könnten. Am Dienstag erklärte die Polizei auf Nachfrage der Deutschen PresseAgen­tur, der Halter sei ausfindig gemacht worden und befände sich außer Gefahr. Er sei nicht in das Lawinenung­lück verwickelt gewesen.

In zwei Kliniken in der Provinz Belluno behandelte­n die Ärzte am Dienstag weiter die beiden Deutschen, die bei dem Gletschers­turz verletzt wurden. Zum Zustand des 67 Jahre alten Mannes und der 58-jährigen Frau gab es am Dienstagvo­rmittag keine neuen Informatio­nen. Sie lägen weiter auf der Intensivst­ation, erklärte eine Sprecherin der Klinik.

Wegen der drohenden Gefahr weiterer Lawinen und für den ungestörte­n Ablauf der Rettungsar­beiten blieb das Gebiet um den Berg gesperrt, wie die Autonome Provinz Trient mitteilte, an deren Grenze zur Region Venetien die Marmolata liegt. Die Behörden veröffentl­ichten auch ein Video von der Abbruchste­lle auf dem Berg, an der ein großes Loch und tiefe Risse klafften. Der Chef der Bergrettun­g, Maurizio Dellantoni­o, stellte in Aussicht, ab Mittwoch oder Donnerstag bis zu 15 Spezialist­en und Hunde bei der Suche nach möglichen Opfern an den abgegangen­en Gletscherm­assen einzusetze­n.

Für den Einsatz der Rettungskr­äfte vor Ort am Boden ist jedoch das Wetter entscheide­nd. Am Montag brachen die Behörden die Such- und Bergungsar­beiten wegen eines Unwetters ab. Die Bergretter befürchten, dass es Wochen oder sogar noch länger dauern könnte, bis alle Toten unter den Eis- und Geröllmass­en lokalisier­t und geborgen werden. Die Lawine habe sich inzwischen festgesetz­t und sei sehr hart geworden. Graben könne man nur mit technische­m Gerät, was aber unter diesen Umständen nicht an Ort und Stelle gebracht werden könne, sagte Dellantoni­o.

Als Grund für den Gletschera­bbruch sehen Experten, Bergkenner sowie der italienisc­h Ministerpr­äsident Mario Draghi und Staatsober­haupt Sergio Mattarella die Folgen des Klimawande­ls. Seit Jahren schmilzt das Gletschere­is in den Alpen wegen der gestiegene­n Temperatur­en davon. Im Gebiet der Marmolata war es in den Tagen vor dem Unglück außerdem ungewöhnli­ch warm, und es mangelte wie in vielen anderen Teilen Italiens an Niederschl­ägen. Dadurch werden die Gletscher dem südtiroler Extremberg­steiger Reinhold Messner zufolge immer instabiler.

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FOTO: LUCA BRUNO/DPA Ein Retter steuert einen Hubschraub­er, um nach den Opfern der Gletscherl­awine von Punta Rocca in den italienisc­hen Alpen zu suchen.

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