Eine musikalische Zeitreise
Der Liederkranz Röhlingen feierte mit einem Festakt sein 175-jähriges Jubiläum
(ij) - „Viva la musica“– es lebe die Musik, mit diesem Motto oder besser gesagt mit dieser musikalischen Lebenseinstellung eröffneten die Chöre des Liederkranzes Röhlingen ihren Festakt zum 175-jährigen Bestehen der Sangesgemeinschaft. Schon zu Beginn überzeugte diese durch eine klare Akzentuierung mittels ihrer Dynamik und ihrer Aussprache. So wurde dem Zuhörer gleich klar, dass sich die Chorgemeinschaft quer durch das Zeitfenster ihrer Geschichte bewegte.
Das nachfolgende Lied „Ein Lied kann eine Brücke sein“, stammt von der Mannheimer Jazz- und Soulsängerin Joy Fleming, der Integration immer ein wichtiges Anliegen gewesen ist. Roland Herzog, der als Moderator durch den ganzen Abend führte, griff die Idee mit den Worten auf: „Welcher Sinn erschließt sich für uns aus diesem Text und dieser Musik?“So darf in diesem Zusammenhang sicher vorweggenommen werden, dass die Vermittlung von Sinnhaftigkeit, von einer Botschaft ein ganz charakteristisches Merkmal der Röhlinger Chöre gewesen ist und zwar quer durch alle Musikstile. Sopran und Alt traten in den Dialog mit Tenor und Bass, um die Frage zu klären: „Du möchtest dich ändern? – Doch niemand zerbricht das Eis!“
Eugen Veile, Vorsitzender des Liederkranzes, begrüßte nach diesem beeindruckenden Einstieg die Festgemeinschaft, zu der auch der Oberbürgermeister von Ellwangen Michael Dambacher und der Ortsvorsteher Walter Schlotter gehörten. Veile bezog sich auf den Namen seiner Chorgemeinschaft und meinte, analog zu den Eigenschaften eines Kranzes ließen sich vielleicht auch
Rückschlüsse auf typische Merkmale des Liederkranzes schließen: ineinander verflochten, miteinander verbunden, tragfähig und beständig.
Daraufhin betrat mit Schwung der Schulchor die Bühne, der vom Dirigenten des Frauen- und Männerchors, Peter Waldenmaier, in Kooperation mit der Schule betreut wird. Und so ließ das Publikum gleich beim ersten Lied nach Anweisung „die Hüften kreisen“. Begeistert wurden die Bewegungen der Kinder aufgenommen. Eine kleine Verschnaufpause gab es als Josef Kling, der zweite Vorsitzende, und Josef Graf einen kurzweiligen Einblick in Ereignisse der letzten 25 Jahre gaben. Die gesangliche Darbietung von Friedrich Silchers „Hab oft im Kreise der Lieben“und Franz Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“ließen Liebhaber reiner Männerchöre aufhorchen. So wurden vielleicht Erinnerungen geweckt, ein beruhigendes Gefühl, dass Tradition Sicherheit vermitteln kann, unangreifbar für Bedrohungen der Gegenwart.
Und wieder eröffnete sich virtuos der Spannungsbogen zu reiner Lebensfreude, als sich der Frauenchor mit Daniel Gerards „Butterfly“Gehör verschaffte. Fast hätte man glauben können, der Schmetterling ziehe hier im Saal seine Kreise. Mit einem letzten Pfiff setzte der Frauenchor hier ein markantes Ende.
Viel Anerkennung erfuhr der Liederkranz nicht nur durch tosenden Beifall, sondern auch durch würdigende Grußworte. Allen voran lobte der Oberbürgermeister Michael Dambacher die Tätigkeit des Liederkranzes. Dieser sei einer der ältesten und traditionsreichsten Vereine der Region Ellwangen. Ortsvorsteher Walter Schlotter, der ebenso im Namen aller Röhlinger Vereine sprach, meinte, dass Musik die gemeinsame Sprache der Menschheit sei. 27 Vereine und Vereinigungen würden das bürgerliche Engagement von Röhlingen
auszeichnen. Günter Hopfensitz, Vorsitzender des Eugen-JaekleChorverbandes, schloss sich diesen Glückwünschen begeistert an.
Englisch-beschwingt erhob nach der Pause der gemischte Chor inTakt unter der Leitung von Dmitry Formitchev seine Stimme. Mit „Viva la Vida“von Coldplay zeigte der Chor wie ‚intakt‘ sein Stimmvolumen ist. Jeder Stimmlage gab der Dirigent die Chance zur Mitgestaltung der fröhlichen Stimmung, was durch eine eingeforderte Zugabe belohnt wurde. – Der Liederkranz Unterschneidheim als Patenverein der Röhlinger Chorvereinigung beglückwünschte diesen mit dem „Ave Maria der Berge“. Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, man stehe mitten im Sonnenaufgang in den Bergen. Beeindruckend war dabei die Solostimme des Dirigenten Hubert Haaf. Nach diesem besinnlichen Beitrag ließ der Unterschneidheimer Frauenchor das Lied „Wochenend und Sonnenschein“, ein Evergreen der Comedian Harmonists, erklingen. Mit der Überreichung eines Fahnenbandes unterstrich der Vorsitzende, Thomas Weik, die freundschaftliche Verbundenheit.
Am Ende dieses stimmungsvollen Abends traten nochmals alle Chöre des Liederkranzes Röhlingen auf die Bühne. Mit dem Beitrag „Lieder“von Udo Jürgens zeigte der Chor wie deutlich er singt, bis hin zur letzten Punktierung. Virtuos ‚spielt‘ er mit den Lautstärkevariationen und den Tempi. Glücksmomente, so wünschte sich Eugen Veile zu Beginn des Abends, sollten die Zuhörer mitnehmen können. Dieser Wunsch ist im vollen Umfang in Erfüllung gegangen.