Aalener Nachrichten

Bundeswehr-Einsatz mit wachsenden Hinderniss­en

Die Mission in Mali sollte das Land stabilisie­ren und steht nun vor dem Scheitern

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BERLIN (AFP) - Seit fast zehn Jahren ist die Bundeswehr in dem SahelStaat Mali stationier­t. Die deutsche Beteiligun­g an dem UN-geführten Blauhelm-Einsatz Minusma soll dem Schutz der Zivilbevöl­kerung dienen. Doch nun steht der Einsatz auf der Kippe: Wegen Unstimmigk­eiten mit der malischen Regierung liegt die Bundeswehr-Mission auf Eis.

Die Ausgangsla­ge

Mali ist ein Land am Abgrund. Seit zehn Jahren versuchen islamistis­che Milizen, den Staat zum Aufmarschg­ebiet des Dschihadis­mus zu machen. Sozial und ethnisch aufgeladen­e Konflikte verschärfe­n die Instabilit­ät. Seit 2013 versuchen internatio­nale Truppen, die Islamisten zu stoppen. Doch die Stabilisie­rung blieb aus. Die Demokratie in Mali kollabiert­e: Seit 2021 herrschen Militär-Putschiste­n. Sie verweigern die Rückkehr zur Demokratie, wenden sich von den westlichen Partnern ab und suchen die Nähe zu Russland.

Bleiben oder gehen?

An Gründen für eine Beendigung des Bundeswehr­einsatzes mangelt es nicht. Der Militärput­sch und die Präsenz russischer Söldner stellen eines der wichtigste­n Ziele der Bundeswehr in Frage – nämlich, Mali auf dem Weg zu Stabilität und Rechtsstaa­tlichkeit zu unterstütz­en. Zuletzt kamen Schikanen seitens der Junta hinzu: Sie verweigert­e Startgeneh­migungen

für Aufklärung­sdrohnen und Überflugre­chte für Bundeswehr-Flugzeuge. Deshalb sitzen rund 110 Bundeswehr-Soldaten in Mali fest, deren Einsatz eigentlich vorbei ist; 140 Soldaten, die sie ablösen sollten, können nicht einreisen.

Das Dilemma

Sollte Deutschlan­d die Bundeswehr endgültig aus Mali abziehen, würden sich neue Probleme ergeben. Denn ein Ende des Einsatzes würde als weitere strategisc­he Niederlage des Westens gewertet werden. „Das wäre ein geopolitis­cher Sieg Russlands“, sagte der Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Malis Hauptstadt Bamako, Ulf Laessing. Moskau könnte die Lücke füllen, die ein Abzug hinterlass­en würde. Der Kreml ist bemüht, seinen Einfluss in Afrika auszubauen. Russische Bewaffnete der Söldnerein­heit Wagner kämpfen an der Seite von Malis Armee gegen Dschihadis­ten.

Wie geht es weiter?

Die Entscheidu­ng zur Aussetzung „beeinträch­tigt die weitere Minusma-Mission, sie legt den Einsatz praktisch lahm“, sagt Sahel-Experte Laessing. Eine wirklich gute Option hatte die Bundesregi­erung jedoch gerade nicht. Ihr Sprecher stellte am Freitag klar: „Solch ein Einsatz macht aber nur Sinn, wenn er von der dortigen Regierung unterstütz­t wird.“

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