Aalener Nachrichten

Stadt, Land, Fluss

Folge 3: Ein Tag in Ulm führt nicht nur zum höchsten Kirchturm der Welt

- Von Johannes Rauneker

Natürlich lohnt der klassische Ulm-Besuch nach wie vor – mit Münster, Stadthaus & Co. Doch die Stadt an der Donau hat viele Facetten. Höchste Zeit also für einen Rundgang abseits der populären Routen.

Für die meisten beginnt ihr UlmBesuch am Hauptbahnh­of. Doch auch Autofahrer kommen ans Ziel. Seit Kurzem können sie ihr Fahrzeug in zwei neuen Tiefgarage­n abstellen: Die erste liegt unterm Vorplatz des Bahnhofs, in Steinwurfw­eite die zweite. Diese befindet sich unter einem vollkommen neuen Stadtquart­ier, den Sedelhöfen. Sie sind Shopping-Hotspot, Wohn- und Arbeitsort – und verbunden über eine unterirdis­che Passage mit dem Bahnhof. Tipp: Wer Ulm aus einer neuen Perspektiv­e

von oben sehen möchte, und wem die 768 Stufen hinauf aufs Münster zu viel sind, der besucht lieber die Dachterras­se mitsamt Bar des Me and all-Hotels bei den Sedelhöfen. Auch Passanten haben Zugang. Von dort bietet sich ein traumhafte­r Blick.

Was sich im Anschluss anbietet: ein Spaziergan­g im Schlenderm­odus durch die Innenstadt. Wer vorher aber noch etwas Leckeres essen möchte, der macht mit dem Burgerbrat­er „Five Guys“nichts verkehrt. Asiatisch vom Feinsten (und vor allem preiswert) isst es sich bei „Myha“gleich um die Ecke.

Die Innenstadt ist gespickt mit vielen Geschäften, Ateliers und Boutiquen. Hier finden sich auch alteingese­ssene Adressen wie das Café Tröglen am Münsterpla­tz oder das Haushaltsw­arengeschä­ft Abt in der Hirschstra­ße, der größten Ulmer Einkaufsst­raße. Von ihrer schönsten Seite zeigt sich die Altstadt aber hinter und nördlich dem Münster, rund um den Judenhof etwa. Die Café- und Restaurant­dichte ist hier besonders hoch. Sehr zu empfehlen: der Innenhof des „Kokoschins­ki“und das „Café Brettle“. Das beste Ulmer Eis gibt es im nahe gelegenen „Eisrausch“.

Wer dem städtische­n Trubel entkommen möchte, der wird nur wenige Gehminuten entfernt fündig. Der schönste Ulmer Park war früher mal ein Friedhof, und so heißt die Oase inmitten der Oststadt noch immer: Alter Friedhof. Besucher können ihre Decke im Gras zwischen den Überbleibs­eln kunstvoll gestaltete­r Grabstätte­n ausbreiten. Ebenfalls lohnenswer­t für alle Entspannun­gssuchende ist der 28 Hektar große Botanische Garten der Universitä­t auf dem Oberen Eselsberg. Weil zu Fuß zu weit, sollte der Abstecher dorthin mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln unternomme­n werden.

Wer mit Kindern unterwegs ist, dem sei auch ein Besuch des größten Ulmer Parks empfohlen. Die weitläufig­e Friedrichs­au ist gut erreichbar mit der Straßenbah­n (Linie 1). Und sie bietet gleichsam Erholung wie Action. Letztere gibt’s beim Minigolf, auf dem schönsten Spielplatz der Stadt oder im Tiergarten. Der Ulmer Zoo punktet mit seiner Unterwasse­rwelt, Publikumsl­ieblinge sind die Erdmännche­n.

Wer endlich Donauluft schnuppern möchte, der nimmt für den Rückweg in die Innenstadt den Radund Fußgängerw­eg entlang der Donau. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich die Besteigung eines recht neuen Highlights. Der Berblinger Turm thront am Weg auf einer Anhöhe am Ufer. Der möglicherw­eise schiefste Turm Deutschlan­ds geht nicht etwa zurück auf Pfusch am Bau, sondern hängt ganz bewusst in Schräglage. Er soll an Albrecht Ludwig Berblinger erinnern, auch bekannt als „Schneider von Ulm“. Eigentlich ein genialer Erfinder, machte er sich durch seinen Absturz mit einem selbst gebauten Flugappara­t in die Donau im Jahr 1811 zum Gespött der Stadt.

Nicht ganz so hoch hinaus geht es einige Meter weiter. Doch die historisch­e Stadtmauer, die die Altstadt und das malerische Fischervie­rtel vor Hochwasser schützen soll, ist allemal ein Besuch wert. Auf der mächtigen Mauer lässt es sich ausgezeich­net flanieren. Außerdem beherbergt sie unseren nächsten Geheimtipp: einen der Orte, an denen sich die junge Ulmer (Kunst-)Szene gerne trifft. Die „Stiege“ist ein im Winter geschlosse­ner Treppenabg­ang, der sich im Sommer in eine quirlighip­pe Bar verwandelt. Der Eingang liegt an der Herdbrücke.

Apropos Kunst: Um die bedeutends­ten Werke, die in der Stadt ausgestell­t werden, anzuschaue­n, reicht ein Tag nicht aus. Mehr als ein Dutzend Museen lassen Besuchern die Qual der Wahl. Erste Adressen sind die Kunsthalle Weishaupt und das Museum Ulm, die durch eine Fußgänger-Brücke miteinande­r verbunden sind. Allein jedoch die Architektu­r der Kunsthalle, letztlich die der gesamten „Neuen Mitte“, wie das Quartier heißt, kann sich sehen lassen – das urbane Herz Ulms. Kunst und Kultur in geballter Form gibt’s in der gesamten Stadt bald wieder, bei der Kulturnach­t am 17. September.

Magisch sind seit Neuestem die Ulmer Nächte, genau genommen die Neu-Ulmer Nächte. Doch es ist ein Ulmer, der in der Schwesters­tadt seine Gäste verzaubert. Florian Zimmer, preisgekrö­nter Magier, eröffnete dort im Frühjahr sein Magie-Theater und feiert seither abends eine ausverkauf­te Vorstellun­g nach der anderen. Seine Illusionen beeindruck­ten schon Siegfried & Roy.

Genauso gut kann ein Ulm-Tag jedoch an einem Ort enden, den nur wenige – selbst Ulmer nicht unbedingt – auf dem Zettel haben: auf der Wilhelmsbu­rg. Was daran liegt, dass sich die Burg ziemlich gut auf der Kuppe des Michelsber­gs versteckt (an der Prittwitzs­traße). Dabei ist sie Teil der größten Festungsan­lage Europas. Und noch bis Ende August Anziehungs­punkt für Kulturinte­ressierte jeglicher Couleur. Unter dem Motto „Stürmt die Burg“verwandelt sich der Gigant aus Stein donnerstag­s bis sonntags in ein buntes Habitat aus Musik, Literatur und Theater. Allerdings ist die Burg schlecht angebunden an den öffentlich­en Nahverkehr. Deshalb: Umsteigen auf einen der unzähligen Leih-E-Roller, die mittlerwei­le an fast jeder Ecke zu finden sind.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Ein Besuch der Ulmer Wilhelmsbu­rgfestung (vorne) zählt zu den Geheimtipp­s. Von dort oben hat man einen fantastisc­hen Blick auf die Stadt mit dem Münster.
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FOTO: JOCHEN TACK Historisch­es Ulm mit Münster, Metzgertur­m, Stadtmauer und Donau.

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