„Es entsteht eine gespaltene Gesellschaft“
Zu „Gasumlage macht das Heizen noch teurer“(6. August):
Selten hat eine politische Entscheidung das deutsche Volk derart polarisiert und in Aufruhr versetzt wie die von der Bundesregierung im Schnellverfahren durchgepeitschte Gasumlage. Diese rettet möglicherweise die Energiekonzerne vor der Insolvenz. Doch der Preis ist hoch. Und die Zeche für die Blindheit der Politik zahlen letztlich Millionen Verbraucher, die in diesem Winter vermehrt und vor allem ohne Zutun unweigerlich in die Armut stürzen werden.
Zwar kann niemand die globalen Energiepreise steuern. Doch anstatt die rund 20 Millionen mit Gas heizenden Haushalte zu entlasten, werden die Energiekonzerne auch noch von jedem Einkaufsrisiko freigestellt.
Anstatt jedoch die Krisengewinner zu zwingen, die Mehrkosten für die kurzfristige Ersatzbeschaffung von Gas aus den Rücklagen ihrer sprudelnden Milliardengewinne aus der Vergangenheit zu begleichen, wählt die Regierung den Weg des geringsten Widerstandes. Die entstehenden Mehrkosten werden mit der „Gasumlage“per Gesetz einfach auf die ohnehin von immensen Inflationssorgen bereits schwer gebeutelten Bürger abgewälzt, die weiter ausbluten und kaum mehr wissen, wie sie den Alltag finanziell stemmen sollen.
Natürlich wird im Zuge der Gasumlage von der Bundesregierung auch wieder von Entlastungen für die Bürger gefaselt. Ob das Geld dann aber wirklich bei den Bedürftigen sowie bei den Ärmsten der Armen ankommt, darf ernsthaft bezweifelt werden.
Es ist vielmehr zu befürchten, dass das Geld wieder nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird und dadurch eine unversöhnlich gespaltenen Gesellschaft entsteht, die letztlich zwangsläufig in die Fänge der Rechtspopulisten getrieben wird.
Dietmar Helmers, 72589 Westerheim
Zu „Alles Bio, oder was“(5. August): Der Artikel beschreibt, wie auch konventioneller Landbau zu mehr Artenvielfalt beitragen kann, aber auch, dass die gesteigerte Nachfrage nach Ökoprodukten die Monokulturen wachsen lässt.
Der Grund hierfür wird unterschlagen: Wir Deutschen sind nicht gewillt, den wahren Wert von Lebensmitteln zu zahlen. Würden die Folgekosten von Massentierhaltung und ausgelaugten Böden im Handel bepreist, wären auch die ökonomischen Vorteile des Ökolandbaus deutlich sichtbar.
Es sind übrigens kleinbäuerliche Familienbetriebe, die die Weltbevölkerung ernähren, nicht die industrialisierte Landwirtschaft mit ihren Hochertragssorten der Saatgut- und Chemiekonzerne, die ohne maßgeschneiderte Dünger- und Pestizidgaben nicht überlebensfähig sind. Völlig zunichtegemacht wird dieser gute Artikel dann durch die Ergänzung über den Staatsbankrott durch Umstellung auf Ökolandbau. Denn das Weglassen von Dünger und Pestiziden kann man nicht als Umstellung bezeichnen. Umstellung auf Ökolandbau bedeutet zuallererst eine andere Pflanzenwahl, weg von den Hochertragssorten. Eine vielfältige Fruchtfolge, weniger Tiere pro Fläche und damit weniger Flächen für Futtermittel sind ebenso notwendig.
Dies alles wurde zwar im Hauptartikel erwähnt, doch leider wird vielen Lesern nur der hervorgehobene, letztgenannte Text über Sri Lanka im Gedächtnis bleiben.
Frank Jonat, Tettnang
Zum selben Thema:
Ein gescheitertes Beispiel und die Ertragseinbußen von 20 Prozent sollen dem geneigten Leser zeigen, dass
Bio allein die Welt nicht rettet. Nebenbei werden Pflanzenschutzmittel verharmlost. Ausgerechnet ein biologisches Verfahren hält den Weltrekord im Reisanbau! Die Probleme der industriellen Landwirtschaft: Bodenerosion, Zerstörung der Bodenstruktur infolge von Humusabbau, Rückgriff auf fossile Energieträger – ohne Gas kein Stickstoff. Was wir brauchen, ist eine moderne Landwirtschaft, die klimaneutral wirtschaften kann, den Humusaufbau fördert, die Bodenerosion minimiert und auf Pflanzenschutzmittel weitgehend verzichten kann. Ihre Kulturen auf hohe Stresstoleranz ausrichtet und als Abfallprodukt sauberes Grundwasser hinterlässt. Eine zeitgemäße Wissenschaft erarbeitet Lösungen, wie die Landwirte diesen Anforderungen gerecht werden können. Aber ist das denn überhaupt gewollt?
Alfons Schwab, Tuttlingen
Zu „AfD-Politiker gegen Russen-Gas“(8. August):
Von 2000 bis 2010 habe ich weltweit Gaskraftwerke in Betrieb genommen und dessen Personal geschult. Und dann lese ich dieses Interview mit Herrn Gögel. Was soll das? Seine Argumentation ist Schwachsinn pur. Dieser Mann hat von besagten Kraftwerken keinerlei Ahnung, spielt aber den Menschen vor, dass eine Umrüstung kein Problem sei. Er zeigt eindeutig, dass das Thema Energie schnellstens entpolitisiert werden muss.
Ansonsten werden immer mehr Rattenfänger immer mehr Menschen für ihre eigenen Vorteile belügen. Denn das ist genau das, was Herr Gögel macht!
Die fehlende Rückfrage seitens der „Schwäbischen Zeitung“lässt leider auch an Ihrer Kompetenz bezüglich dieser Thematik zweifeln.