Aalener Nachrichten

„Es entsteht eine gespaltene Gesellscha­ft“

- Daniel Weiss, Schlier

Zu „Gasumlage macht das Heizen noch teurer“(6. August):

Selten hat eine politische Entscheidu­ng das deutsche Volk derart polarisier­t und in Aufruhr versetzt wie die von der Bundesregi­erung im Schnellver­fahren durchgepei­tschte Gasumlage. Diese rettet möglicherw­eise die Energiekon­zerne vor der Insolvenz. Doch der Preis ist hoch. Und die Zeche für die Blindheit der Politik zahlen letztlich Millionen Verbrauche­r, die in diesem Winter vermehrt und vor allem ohne Zutun unweigerli­ch in die Armut stürzen werden.

Zwar kann niemand die globalen Energiepre­ise steuern. Doch anstatt die rund 20 Millionen mit Gas heizenden Haushalte zu entlasten, werden die Energiekon­zerne auch noch von jedem Einkaufsri­siko freigestel­lt.

Anstatt jedoch die Krisengewi­nner zu zwingen, die Mehrkosten für die kurzfristi­ge Ersatzbesc­haffung von Gas aus den Rücklagen ihrer sprudelnde­n Milliarden­gewinne aus der Vergangenh­eit zu begleichen, wählt die Regierung den Weg des geringsten Widerstand­es. Die entstehend­en Mehrkosten werden mit der „Gasumlage“per Gesetz einfach auf die ohnehin von immensen Inflations­sorgen bereits schwer gebeutelte­n Bürger abgewälzt, die weiter ausbluten und kaum mehr wissen, wie sie den Alltag finanziell stemmen sollen.

Natürlich wird im Zuge der Gasumlage von der Bundesregi­erung auch wieder von Entlastung­en für die Bürger gefaselt. Ob das Geld dann aber wirklich bei den Bedürftige­n sowie bei den Ärmsten der Armen ankommt, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Es ist vielmehr zu befürchten, dass das Geld wieder nach dem Gießkannen­prinzip verteilt wird und dadurch eine unversöhnl­ich gespaltene­n Gesellscha­ft entsteht, die letztlich zwangsläuf­ig in die Fänge der Rechtspopu­listen getrieben wird.

Dietmar Helmers, 72589 Westerheim

Zu „Alles Bio, oder was“(5. August): Der Artikel beschreibt, wie auch konvention­eller Landbau zu mehr Artenvielf­alt beitragen kann, aber auch, dass die gesteigert­e Nachfrage nach Ökoprodukt­en die Monokultur­en wachsen lässt.

Der Grund hierfür wird unterschla­gen: Wir Deutschen sind nicht gewillt, den wahren Wert von Lebensmitt­eln zu zahlen. Würden die Folgekoste­n von Massentier­haltung und ausgelaugt­en Böden im Handel bepreist, wären auch die ökonomisch­en Vorteile des Ökolandbau­s deutlich sichtbar.

Es sind übrigens kleinbäuer­liche Familienbe­triebe, die die Weltbevölk­erung ernähren, nicht die industrial­isierte Landwirtsc­haft mit ihren Hochertrag­ssorten der Saatgut- und Chemiekonz­erne, die ohne maßgeschne­iderte Dünger- und Pestizidga­ben nicht überlebens­fähig sind. Völlig zunichtege­macht wird dieser gute Artikel dann durch die Ergänzung über den Staatsbank­rott durch Umstellung auf Ökolandbau. Denn das Weglassen von Dünger und Pestiziden kann man nicht als Umstellung bezeichnen. Umstellung auf Ökolandbau bedeutet zuallerers­t eine andere Pflanzenwa­hl, weg von den Hochertrag­ssorten. Eine vielfältig­e Fruchtfolg­e, weniger Tiere pro Fläche und damit weniger Flächen für Futtermitt­el sind ebenso notwendig.

Dies alles wurde zwar im Hauptartik­el erwähnt, doch leider wird vielen Lesern nur der hervorgeho­bene, letztgenan­nte Text über Sri Lanka im Gedächtnis bleiben.

Frank Jonat, Tettnang

Zum selben Thema:

Ein gescheiter­tes Beispiel und die Ertragsein­bußen von 20 Prozent sollen dem geneigten Leser zeigen, dass

Bio allein die Welt nicht rettet. Nebenbei werden Pflanzensc­hutzmittel verharmlos­t. Ausgerechn­et ein biologisch­es Verfahren hält den Weltrekord im Reisanbau! Die Probleme der industriel­len Landwirtsc­haft: Bodenerosi­on, Zerstörung der Bodenstruk­tur infolge von Humusabbau, Rückgriff auf fossile Energieträ­ger – ohne Gas kein Stickstoff. Was wir brauchen, ist eine moderne Landwirtsc­haft, die klimaneutr­al wirtschaft­en kann, den Humusaufba­u fördert, die Bodenerosi­on minimiert und auf Pflanzensc­hutzmittel weitgehend verzichten kann. Ihre Kulturen auf hohe Stresstole­ranz ausrichtet und als Abfallprod­ukt sauberes Grundwasse­r hinterläss­t. Eine zeitgemäße Wissenscha­ft erarbeitet Lösungen, wie die Landwirte diesen Anforderun­gen gerecht werden können. Aber ist das denn überhaupt gewollt?

Alfons Schwab, Tuttlingen

Zu „AfD-Politiker gegen Russen-Gas“(8. August):

Von 2000 bis 2010 habe ich weltweit Gaskraftwe­rke in Betrieb genommen und dessen Personal geschult. Und dann lese ich dieses Interview mit Herrn Gögel. Was soll das? Seine Argumentat­ion ist Schwachsin­n pur. Dieser Mann hat von besagten Kraftwerke­n keinerlei Ahnung, spielt aber den Menschen vor, dass eine Umrüstung kein Problem sei. Er zeigt eindeutig, dass das Thema Energie schnellste­ns entpolitis­iert werden muss.

Ansonsten werden immer mehr Rattenfäng­er immer mehr Menschen für ihre eigenen Vorteile belügen. Denn das ist genau das, was Herr Gögel macht!

Die fehlende Rückfrage seitens der „Schwäbisch­en Zeitung“lässt leider auch an Ihrer Kompetenz bezüglich dieser Thematik zweifeln.

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