Klima, Kälte und Kompromisse
Landrat Bläse appelliert im Sommergespräch an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen
- Landrat Joachim Bläse hat zum Sommergespräch die Journalisten der Ostalb geladen. Im Innenhof des Landratsamts hat er über die aktuellen Themen und Krisen referiert und sich den Fragen gestellt. So idyllisch es anmutete, so ernst sind die Themen á la Klima, Kälte und Kompromisse gewesen.
Eine eigens geschriebene Skizze hat er den Anwesenden zur Hand gegeben, mit den Themen, die er im Mittelpunkt sieht und diejenigen, die er in den Mittelpunkt rücken möchte. Es waren viele. Im Zentrum dieser steht die Transformation mit den drei „D“: Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie. „Seit zwei Jahren befinden wir uns im Krisenmodus. Viele Bürgermeister haben mir mitgeteilt, dass sie die Sehnsucht verspüren, mal wieder das zu machen, was sie eigentlich machen sollten“, so Bläse.
Trotz der Krisen, so mahnt der Landrat, dürfe man die Transformation mit ihren verschiedenen Themen nicht außer Acht lassen: Wie geht es mit den erneuerbaren Energien weiter und wie steht es um die Flüchtlinge? Nur zwei Themen. „Es steht uns ein schwieriger Herbst ins Haus und dennoch bin ich voller Zuversicht, weil ich an die Gemeinschaft glaube und an den Gemeinschaftssinn von uns allen“, so Bläse.
Jede Bürgerin und jeder Bürger solle die staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen. Alle, Ortsvorsteher, Pfarrer, Bürgermeister oder Vereinsvorsitzende müssten diese umsetzen. „Das alles soll wirklich keine Panikmache werden, aber ich möchte reinen Wein einschenken, dass es schwierig werden wird“, sagt der Landrat.
Man müsse die Innovationsstrukturen auf den Weg bringen, wenn man kooperieren wolle. „Man kann nur kooperien, wenn man selbst eine Struktur vorweisen kann“, so Bläse, der ein Fünf-Millionen-Projekt auf den Weg bringen möchte, um eine entsprechende Struktur auf den Weg zu bringen. Stichworte Bläses im Kontext der drei „D“: Wasserstoff ausbauen oder die KI gepaart mit Photonik. Diese fünf Millionen, so ist
es angedacht, sollen auf die nächsten fünf Jahre verteilt werden. „Das heißt also, dass wir pro Jahr etwa eine Million Euro in die Hand nehmen müssen“, so der Landrat.
Weiter werde man sich bei den erneuerbaren Energien anstrengen müssen. „Wir haben keine Energiesicherheit mehr, wir haben aber auch keine Visionen. Wir müssen die nächsten Jahre unbedingt nutzen“, mahnt der Landrat. Und er spricht an, was ihm Gegenwind bescheren wird: Man müsse auch die bislang geschützten Flächen angehen, dies mit den entsprechenden Organen besprechen. Doppelflächennutzungen in Gewerbegebieten oder auf Parkplätzen müssten noch viel mehr entstehen, vor allem für Photovoltaikanlagen, so Bläse. Dazu müsse man aber auch auf das Netz schauen, ein weiteres Thema. „Bei der Windenergie haben wir schon viel gemacht, wir müssen aber einfach noch viel mehr machen. Wir haben neulich erst wieder mit allen 42 Städten und Gemeinden konferiert und das Schöne ist: Wir werden das gemeinsam angehen und nicht in Konkurrenz zueinander stehen“, sagt Bläse. Am 16. September wird der Landrat diese Großoffensive starten und alle, die mit diesem Thema zu tun haben, an einen Tisch bestellen.
Bei der Energiekrise spricht der Landrat von zwei möglichen Szenarien: Das Gas ist bereits in diesem Jahr aus oder aber es reicht noch bis Ende Februar. „Deswegen müssen wir jetzt schon handeln, jetzt schon Energie sparen, jeder einzelne und nicht erst, wenn diese Stufen gezündet werden müssen.“Alles, was man jetzt spare, helfe, die Vorräte zu schonen. In den Vereinen werde größtenteils schon kalt geduscht, was angesichts der Jahreszeit kein Problem sei. Ob man die Klassenräume im Herbst und Winter dann auf 19 Grad regulieren könne, oder vielleicht sogar auf 18, müsse man prüfen, vor allem rechtlich. Hier müsse man im schlimmsten Fall dann sogar schauen, ob man den Katastrophenfall ausrufen könne. Der Jahreswechsel wird es in sich haben, er wird die Gesellschaft fordern, daraus macht der Landrat keinen Hehl.