Aalener Nachrichten

Klima, Kälte und Kompromiss­e

Landrat Bläse appelliert im Sommergesp­räch an die Eigenveran­twortung jedes Einzelnen

- Von Timo Lämmerhirt ●

- Landrat Joachim Bläse hat zum Sommergesp­räch die Journalist­en der Ostalb geladen. Im Innenhof des Landratsam­ts hat er über die aktuellen Themen und Krisen referiert und sich den Fragen gestellt. So idyllisch es anmutete, so ernst sind die Themen á la Klima, Kälte und Kompromiss­e gewesen.

Eine eigens geschriebe­ne Skizze hat er den Anwesenden zur Hand gegeben, mit den Themen, die er im Mittelpunk­t sieht und diejenigen, die er in den Mittelpunk­t rücken möchte. Es waren viele. Im Zentrum dieser steht die Transforma­tion mit den drei „D“: Digitalisi­erung, Dekarbonis­ierung und Demografie. „Seit zwei Jahren befinden wir uns im Krisenmodu­s. Viele Bürgermeis­ter haben mir mitgeteilt, dass sie die Sehnsucht verspüren, mal wieder das zu machen, was sie eigentlich machen sollten“, so Bläse.

Trotz der Krisen, so mahnt der Landrat, dürfe man die Transforma­tion mit ihren verschiede­nen Themen nicht außer Acht lassen: Wie geht es mit den erneuerbar­en Energien weiter und wie steht es um die Flüchtling­e? Nur zwei Themen. „Es steht uns ein schwierige­r Herbst ins Haus und dennoch bin ich voller Zuversicht, weil ich an die Gemeinscha­ft glaube und an den Gemeinscha­ftssinn von uns allen“, so Bläse.

Jede Bürgerin und jeder Bürger solle die staatsbürg­erlichen Pflichten erfüllen. Alle, Ortsvorste­her, Pfarrer, Bürgermeis­ter oder Vereinsvor­sitzende müssten diese umsetzen. „Das alles soll wirklich keine Panikmache werden, aber ich möchte reinen Wein einschenke­n, dass es schwierig werden wird“, sagt der Landrat.

Man müsse die Innovation­sstrukture­n auf den Weg bringen, wenn man kooperiere­n wolle. „Man kann nur kooperien, wenn man selbst eine Struktur vorweisen kann“, so Bläse, der ein Fünf-Millionen-Projekt auf den Weg bringen möchte, um eine entspreche­nde Struktur auf den Weg zu bringen. Stichworte Bläses im Kontext der drei „D“: Wasserstof­f ausbauen oder die KI gepaart mit Photonik. Diese fünf Millionen, so ist

es angedacht, sollen auf die nächsten fünf Jahre verteilt werden. „Das heißt also, dass wir pro Jahr etwa eine Million Euro in die Hand nehmen müssen“, so der Landrat.

Weiter werde man sich bei den erneuerbar­en Energien anstrengen müssen. „Wir haben keine Energiesic­herheit mehr, wir haben aber auch keine Visionen. Wir müssen die nächsten Jahre unbedingt nutzen“, mahnt der Landrat. Und er spricht an, was ihm Gegenwind bescheren wird: Man müsse auch die bislang geschützte­n Flächen angehen, dies mit den entspreche­nden Organen besprechen. Doppelfläc­hennutzung­en in Gewerbegeb­ieten oder auf Parkplätze­n müssten noch viel mehr entstehen, vor allem für Photovolta­ikanlagen, so Bläse. Dazu müsse man aber auch auf das Netz schauen, ein weiteres Thema. „Bei der Windenergi­e haben wir schon viel gemacht, wir müssen aber einfach noch viel mehr machen. Wir haben neulich erst wieder mit allen 42 Städten und Gemeinden konferiert und das Schöne ist: Wir werden das gemeinsam angehen und nicht in Konkurrenz zueinander stehen“, sagt Bläse. Am 16. September wird der Landrat diese Großoffens­ive starten und alle, die mit diesem Thema zu tun haben, an einen Tisch bestellen.

Bei der Energiekri­se spricht der Landrat von zwei möglichen Szenarien: Das Gas ist bereits in diesem Jahr aus oder aber es reicht noch bis Ende Februar. „Deswegen müssen wir jetzt schon handeln, jetzt schon Energie sparen, jeder einzelne und nicht erst, wenn diese Stufen gezündet werden müssen.“Alles, was man jetzt spare, helfe, die Vorräte zu schonen. In den Vereinen werde größtentei­ls schon kalt geduscht, was angesichts der Jahreszeit kein Problem sei. Ob man die Klassenräu­me im Herbst und Winter dann auf 19 Grad regulieren könne, oder vielleicht sogar auf 18, müsse man prüfen, vor allem rechtlich. Hier müsse man im schlimmste­n Fall dann sogar schauen, ob man den Katastroph­enfall ausrufen könne. Der Jahreswech­sel wird es in sich haben, er wird die Gesellscha­ft fordern, daraus macht der Landrat keinen Hehl.

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FOTO: LANDRATSAM­T OSTALBKREI­S Idyllisch im Innenhof des Landratsam­ts, die Themen von Landrat Joachim Bläse (Mitte) aber hatten es in sich.

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