Wie einst Papst Franziskus
Für Hans-Christian Richter hat das Freiwillige Soziale Jahr bei der Berufsfindung enorm weitergeholfen
- HansChristian Richter hat auf der Ostalb eine gewisse Berühmtheit erlangt, als sich 2021 eine ganze Gemeinde für ihn eingesetzt hatte.
Unter dem Hashtag #hansmussbleiben ist versucht worden, Richter in der Kirchengemeinde in Aalen zu halten – letztlich vergebens. Als Pastoralreferent ist er nun seit dem vergangenen Herbst in der Seelsorgeeinheit Unterschneidheim aktiv und hat sich dort auch schon ganz gut eingelebt.
Auch dort sind die Gottesdienste „Song4U“bereits bestens etabliert, in denen anhand eines bekannten Songs aus der heutigen Zeit ein Gottesdienst aufgezogen wird. Richter ist gebürtiger Hamburger und nun daheim, ganz im Süden, an der bayerischen Grenze. Sein Abitur meisterte er mit 1,7 mit Bravour. Was danach aber kommen sollte, das wusste er noch nicht. „Ich wusste aber, dass ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen möchte, um mich neu zu orientieren“, erinnert sich der 30-Jährige. Dies absolvierte er schließlich im Kloster Nütschau, dem nördlichsten Benediktinerkloster Deutschlands, ganz grob verortet zwischen Hamburg und Lübeck. „Ich wusste, dass man dort ähnlich wie in einer WG unterkommen würde und habe dadurch mehr oder weniger einen sanften Absprung von zuhause geschafft“, sagt er schmunzelnd.
Bereits in der Jugend war Richter in der Gemeinde aktiv, im Rahmen dessen hatte man auch schon das Kloster besucht, was es ihm letztlich angetan hatte. Hier kam er zur Ruhe, fand er vor allem jede Menge Zeit, nachzudenken. Nachzudenken darüber, was er denn nun mit seiner Zukunft anstellen möchte. „Nach diesem Jahr im Kloster war mir klar, dass ich Theologie studieren möchte“, hebt Richter die Bedeutung dieses freiwilligen Jahres für seine persönliche Entwicklung hervor.
Nach diesem Jahr immatrikulierte sich Richter an der katholischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Erstmals verließ er Hamburg, noch etwas war aber spektakulär für
ihn. „Papst Franziskus hat ebenfalls in Frankfurt studiert“, sagt er lachend. 1986 ging Franziskus an dieselbe Hochschule, um zu promovieren. Seine Dissertation aber blieb am Ende unvollendet. Richter blieb auch nicht bis zum Ende in Frankfurt, jedoch studierte er zu Ende. Es musste für ihn aber weiter Richtung Süden gehen. Er schrieb sich an der Universität Tübingen ein und beendete sein Studium schließlich. 2018 dann hatte er die Zusage für die Stelle als Pastoralassistent in der katholischen Kirchengemeinde in Aalen. Und hier ist er dann richtig angekommen. Vor allem die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist für ihn Antrieb bei seiner täglichen
Arbeit. Er zeigte der Gemeinde, dass man auch hipp und cool sein kann. „Ich wollte einfach, dass es nicht immer so verstaubt ist. Katholische Kirche muss nicht zwingend
verstaubt sein“, sagt der Hamburger.
So führte er diverse Social-MediaKanäle ein, bediente diese auch selbst, er machte die Gemeinde schlichtweg transparenter.
Nach dreijähriger Ausbildung dann hieß es: Abschied nehmen. Wie sehr sich Richter in die Gemeinde eingebracht hatte, wie sehr er Einfluss genommen hatte, das zeigte sich, als er gehen sollte.
Mit einer Social-Media-Kampagne #hansmussbleiben hatte sie versucht, Richter zu halten – wie schon erwähnt, vergeblich. Rückblickend sagt Richter, dass das FSJ es letztlich war, das ihm in der Wahl seines Berufs enorm geholfen hat. Mittlerweile betreut er selbst FSJler, auch nach diesen Sommerferien wird das wieder so sein. Und vielleicht wird die Jugendliche, der Jugendliche auch irgendwann sagen: Die Zeit in der Seelsorgeeinheit hat mir bei meiner Berufswahl enorm geholfen. Richter: „So ein Freiwilliges Soziales Jahr ist stets ein Geben und Nehmen und ich bin ein absoluter Befürworter davon.“