Aalener Nachrichten

Umschwung mit Wiersma

Turner erreichen auch dank ihres Trainers das Finale

- Von Andreas Frank ●

(SID) - Neuer Trainer, frischer Wind und gute Stimmung – die deutschen Kunstturne­rinnen und Chefcoach Gerben Wiersma durften sich nach der gelungenen EM-Premiere in München als Gewinner fühlen. Und wohl auch der Deutsche Turner-Bund (DTB), der mit der Verpflicht­ung des Niederländ­ers durchaus ins Risiko gegangen war.

Denn der 44-Jährige war einst in seinem Heimatland wegen „grenzübers­chreitende­n Verhaltens“zeitweise suspendier­t worden. Daher wurde der Nachfolger der langjährig­en Cheftraine­rin Ulla Koch nicht nur mit Beifall begrüßt. „Leistung mit Respekt?“– das traute Wiersma nicht jeder zu.

Doch derlei Bedenken sind vorerst vom Tisch. „Unter dem neuen Trainer achten wir beim Training mehr aufeinande­r, nehmen mehr Rücksicht“, berichtete die deutsche Rekordmeis­terin Elisabeth Seitz. Und auch Kim Bui äußerte sich schon vor ihrem achten Platz bei den European Championsh­ips im Mehrkampf positiv: „Wir Athletinne­n wurden am Entscheidu­ngsprozess beteiligt. Der Trainer geht reflektier­t mit seiner Vergangenh­eit um.“

Und ist scheinbar gewillt, seine zweite und sicherlich letzte Chance zu nutzen. Ein tägliches Teamgesprä­ch, ein regelmäßig­er „Stuhlkreis“des gesamten Staff – so fördert Wiersma das Gemeinscha­ftsgefühl. Er bringt Bui (33) mit der 15 Jahre jüngeren Emma Malewski zusammen und konnte auch die eher eigenwilli­ge Pauline Schäfer-Betz besser in die Riege integriere­n.

Daher war es auch der Teamgeist, der das Quintett nach einem suboptimal­en Start in der Qualifikat­ion vor einem frühen Absturz bewahrte. Wiersma: „Es ist nicht leicht, einen Wettkampf morgens am Schwebebal­ken zu beginnen. Aber ich bin stolz darauf, wie die Mädchen sich zurückgekä­mpft haben.“

Am Ende stand ein vierter Platz – was nichts anderes heißt, dass eine Medaille am Samstag (14 Uhr) im Teamfinale keine Utopie ist. „Wir wollen darüber nicht sprechen, aber wir haben noch Potenzial nach oben. Wenn wir uns noch ein bisschen steigern, dann ist alles offen“, sagte Schäfer-Betz.

Schließlic­h war die Chemnitzer­in, ebenso wie Bui, schon einmal ganz nah dran an der ersten deutschen EM-Teammedail­le. 2014 in Sofia wurde man Vierter, direkt hinter den Russinnen. Und die dürfen wegen des Angriffskr­iegs in der Ukraine bekanntlic­h diesmal nicht an den Start gehen.

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FOTO: IMAGO Gerben Wiersma

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