Aalener Nachrichten

Start „aus kalter Hose“

Weitspring­erin Mihambo tritt nach Corona-Infektion an

- Von Moritz Löhr und Kristof Stühm ●

(SID) - Malaika Mihambo stand ganz entspannt auf dem Erdinger Rasen, flüchtete kurz lachend vor einer kecken Hummel – und zerstreute in erstaunlic­h flüssigem Bayrisch die ärgsten Zweifel an ihrem EM-Start. „I freu mi auf einen guadn Wettkampf“, sagte die Weitsprung­Olympiasie­gerin aus Heidelberg. Der derzeit einzige deutsche Leichtathl­etik-Weltstar kann das „Projekt Wiedergutm­achung“in München anführen – aller Voraussich­t nach.

Selbstvers­tändlich war das zuletzt nicht. Mihambo hatte sich nach ihrem WM-Titel Ende Juli in Eugene, als sie aus einer insgesamt desolaten Mannschaft herausragt­e, Corona eingefange­n. „Ich merke schon, dass ich krank war, bin noch nicht bei 100 Prozent“, sagte die 28-Jährige beim Medienterm­in im Sepp-Brenninger­Stadion: „Das Gute ist aber, dass ich ein Training durchstehe­n kann, von daher sieht es auch ganz gut aus, dass ich die Wettkämpfe gut bestreiten kann.“

Auch wenn es aufgrund der kurzen und nicht idealen Vorbereitu­ng auf ihren Einsatz – die Qualifikat­ion steigt am Dienstag (9.50 Uhr), das Finale steht zwei Tage später am Donnerstag (20.58 Uhr/beides ARD) an – ein Start „ein wenig aus der kalten Hose“heraus wird, zeigt sich Mihambo optimistis­ch: „Ich denke, dass es jetzt Tag für Tag besser wird.“Die Titelverte­idigerin sprüht vor Tatendrang – Hummel auf dem Rasen, Hummeln im Hintern quasi.

Und eine Mihambo in der Nähe ihrer Topform wäre für den Deutschen Leichtathl­etik-Verband (DLV) essenziell wichtig. Drei Wochen ist das WM-Debakel mit nur zwei Medaillen erst her, jetzt soll „dahoam“in München die große Wiedergutm­achung gelingen. Viele Athleten, wie der ehemalige Zehnkampf-Weltmeiste­r Niklas Kaul, hatten die EM schon vorher als eigentlich­es, „emotionale­s“Highlight bezeichnet.

Der Druck ist nun da, das deutsche Team muss „jetzt auch liefern“, wie ARD-Experte Frank Busemann im Interview mit „Münchner Merkur“und „TZ“sagte: „Es wurde jetzt immer gesagt, dass eigentlich die EM in München der Höhepunkt ist. Dann muss in München der Knoten aber auch platzen.“DLV-Präsident Jürgen Kessing hofft vor den eigenen Fans auf eine Leichtathl­etik-Party im Olympiasta­dion. „Ich würde mir wünschen, dass wir ein zweistelli­ges Medaillene­rgebnis erreichen könnten“, sagte Kessing.

Doch wie soll das gelingen? Klar, die starken Athleten aus den USA und Afrika sind nicht dabei, aber wer in Eugene nicht in Topform war, wird vermutlich auch in München kaum über sich hinauswach­sen können. Zudem fehlen weiter Leistungst­räger von einst wie Johannes Vetter und Christin Hussong (beide Speer) oder Gesa Felicitas Krause (Hindernis). Und Rio-Olympiasie­ger Thomas Röhler (Speer) war zuletzt völlig außer Form.

Doch natürlich es gibt sie auch, die Hoffnungst­räger neben Mihambo. Stabhochsp­ringer Bo Kanda Lita Baehre, Lauf-Ass Konstanze Klosterhal­fen, Sprinterin Gina Lückenkemp­er, Diskuswerf­erin Kristin Pudenz oder auch Kaul und Marathon-Läufer Amanal Petros zählen dazu.

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FOTO: IMAGO/CHAI Malaika Mihambo

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