Kretschmanns „untergründige Verbindung“mit Merkel
Bei „Maischberger“plaudert der Ministerpräsident auch über Klima-Kleber und seine privaten Energiespartipps
BERLIN - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) findet das Ende der Isolationspflicht in Baden-Württemberg sinnvoll. Das sagte Kretschmann am Dienstagabend in der ARD-Sendung „Maischberger“. Die gleichnamige Moderatorin und Gastgeberin Sandra Maischberger löcherte Kretschmann mit vielen Fragen.
Großes Thema war aber die Abschaffung der Isolationspflicht ab Mittwoch in Baden-Württemberg: Der Südwesten ist neben Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein vorangeprescht und hat die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufgehoben. „Ohne eine Testpflicht sind wir sowieso auf die Verlässlichkeit der Menschen angewiesen. Da wir aber keine Testpflicht mehr haben, macht es auch keinen Sinn mehr, das Isolieren zu verpflichten“, sagte Kretschmann bei „Maischberger“.
Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält die Aufhebung der Isolationspflicht für einen schweren Fehler, er befürchtet eine große Winterwelle. „Man kann immer unterschiedlicher Meinung sein. Aber wir sind gerade an einem
Übergang von der Pandemie zur Endemie und da gilt dasselbe wie bei einer Grippe“, erklärte Kretschmann seinen Vorstoß. Jeder sei für sich selbst verantwortlich im aktuellen Stadium der Corona-Pandemie. Mit Impfungen und Maske habe jeder die Möglichkeit, sich ausreichend gut zu schützen. Auf die Nachfrage von Sandra Maischberger, ob in Baden-Württemberg
nun auch die Maskenpflicht fallen würde, verwies Kretschmann auf seinen Parteikollegen Manne Lucha. „Das lasse ich meinen Gesundheitsminister entscheiden. Aber die Maskenpflicht ist aktuell noch die Restmaßnahme, die wir haben.“
Er halte diese Maßnahme aber auch für sinnvoll. In engen Bussen und Bahnen Maske zu tragen, schütze andere Menschen – wie bei anderen Infektionskrankheiten wie der Influenza auch, so Kretschmann.
Der Ministerpräsident wurde in der Sendung von Moderatorin Maischberger zu vielen weiteren Themen befragt. So musste der Ministerpräsident Fragen über die Debatte ums Bürgergeld, die radikalen Klimaproteste (Kretschmann: „Kunstwerke zu bewerfen mit Ketchup, also das ist doch völlig sinnfrei.“) oder den trägen Windkraft-Ausbau im Südwesten während seiner Amtszeit beantworten. Doch noch in der Sendung versprach er, dass er in BadenWürttemberg 100 Windräder bis 2024 bauen lassen will. Das ist – angesichts der Genehmigungsverfahren – ein recht ambitioniertes Ziel. „Daran müssen sie sich dann aber messen lassen“, sagte Maischberger. Auf die Frage, wie kalt es bei ihm daheim sei, sagte der Ministerpräsident: „Wir heizen zu Hause sowieso nur ein Zimmer.“Es sei das Wohnzimmer in seinem Haus in Laiz im Kreis Sigmaringen. Er verteidigte dabei auch die Kampagne, in der er Energiespartipps gibt. Es sei schon auch Aufgabe der Politik, solche Ratschläge zu geben. Er selbst kenne sich als Flüchtlingskind mit Verzicht aus. „Das Leben in meiner Kindheit war höchst bescheiden.“Er habe noch auf Strohsäcken geschlafen. Eisblumen am Fenster im Schlafzimmer und ein klammes Bett seien normal gewesen.
In einer schnellen Kurzfragerunde am Ende des Interviews mit Maischberger war Kretschmann dann recht offen und in Plauderlaune. So gab er zu, in jungen Jahren einmal gekifft zu haben. Außerdem wünsche er sich den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wieder bei den Grünen zurück. Und er offenbarte, dass er die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr mag als den derzeitigen Amtsinhaber Olaf Scholz. „Ich habe gut mit ihr zusammengearbeitet. Sie ist eine Naturwissenschaftlerin wie ich – das ist so eine untergründige Verbindung.“Beim Studiopublikum sorgte der Ministerpräsident damit für einen Lacher.