Aalener Nachrichten

Darum bauen die Tech-Riesen jetzt im großen Stil Stellen ab

Twitter, Amazon, Facebook und Co. wollen ihre Kosten senken – Manche Geschäftsm­odelle funktionie­ren noch nicht

- Von Brigitte Scholtes ●

FRANKFURT - Die großen Technologi­e-Unternehme­n streichen Kosten – und dazu gehört meist auch ein Personalab­bau. So will nun offenbar auch Amazon 10 000 Stellen streichen, das hat der weltgrößte OnlineHänd­ler zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber Beobachter rechnen damit, dass schon bald mit dem Jobabbau begonnen wird. Damit reiht sich Amazon in eine Reihe großer Technologi­e-Unternehme­n, die dies in den vergangene­n Tagen ebenfalls schon getan hatten.

„Wir sehen natürlich eine deutliche Wachstumsv­erlangsamu­ng in der gesamten Branche, zumindest in den Teilen der Branche, die sehr stark am Endkonsume­nten hängen und die dementspre­chend unter der Kaufzurück­haltung wegen der hohen Inflation leiden“, sagt Chris-Oliver Schickenta­nz, Chefanlage­stratege der Vermögensv­erwaltung Capitell.

Deshalb versuchten diese Unternehme­n jetzt, Kosten zu sparen. Das möchte auch der neue Twitter-Chef Elon Musk so handhaben, obgleich dessen Aktionen durchaus etwas erratisch erscheinen. Auch er will Tausende Stellen streichen. Twitter habe das gleiche Problem, glaubt Schickenta­nz: „Man hat ein Geschäftsm­odell, das man dringend wirtschaft­lich gestalten muss.“Möglicherw­eise habe Twitter in der Vergangenh­eit einen deutlich zu hohen Personalbe­stand vorgehalte­n.

Über einen Kamm scheren lassen sich die verschiede­nen großen Technologi­e-Konzerne zwar nicht. Doch grundsätzl­ich hätten sie Zukunft, sie gehörten inzwischen zur Grundverso­rgung, meint Stefan Riße, Kapitalmar­ktstratege des Vermögensv­erwalters Acatis. Auch in zehn Jahren werde man sehr wahrschein­lich Google noch als Suchmaschi­ne oder auch Google Maps nutzen und auf YouTube Videos schauen: „Wer glaubt denn, dass wir in zehn Jahren wieder alles beim Otto-Versand bestellen und nicht bei Amazon?“Genauso dürfte in zehn Jahren Microsoft

noch führender Anbieter von Betriebssy­stemen sein. Diese Unternehme­n hätten praktisch eine Monopolste­llung erreicht: „Das erlaubt ihnen auch, nach Belieben die Preise für ihre Produkte festzusetz­en.“Damit seien sie auch eher Profiteur der Inflation, weil sie solche Preiserhöh­ungen weitergebe­n könnten.

Eine Ausnahme nennt Riße jedoch: Die Facebook-Mutter Meta, die 11 000 Stellen streichen will. Neben WhatsApp, das wegen der fehlenden Werbung aber keine Erlöse einspiele, gehört zum Facebook-Konzern auch Instagram. Das spiele zwar durchaus Geld ein, allerdings seien junge Nutzerinne­n und Nutzer inzwischen zu Tiktok weitergezo­gen. Und Facebook selbst wachse auch kaum noch. Gleichzeit­ig ist der Markt skeptisch, ob sich die Idee von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg durchsetze­n kann, der ein Metaverse, also eine Verknüpfun­g von digitalen und realen Welten, umsetzen möchte – eine

Idee, die bisher vor allem viel Geld verschlung­en hat.

Auch Amazon hat mit hohen Kosten für neue Geschäftsf­elder zu kämpfen, die physischen Läden und die Gesundheit­sdienste sind bisher nicht so erfolgreic­h wie erhofft, auch die Alexa-Lautsprech­er werfen bisher kaum Gewinne ab.

Die Geschäftsm­odelle der TechRiesen seien aber auch auf längere Sicht völlig intakt, sagt auch Robert Halver, Kapitalmar­ktstratege der Baader Bank, und verweist auf die weitere Digitalisi­erung: „Da sind wir immer noch erst in den Anfängen. Auch im Bereich von Robotics und Cloud Computing ersetzen die Maschinen uns Menschen.“Der internatio­nale Wettbewerb sorge dafür, dass Unternehme­n sich immer effiziente­r aufstellen müssten, immer virtueller werden müssen. Um dabei erfolgreic­h zu sein, müssten die Firmen allerdings auch die Kostenstru­kturen in den Griff bekommen.

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FOTO: MANDEL NGAN/AFP Das sogenannte Metaverse von Mark Zuckerberg hat bisher vor allem Kosten verursacht.

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