Aalener Nachrichten

Verspätet zurück zum Mond

Erster „Artemis“-Flug der Nasa gestartet – Mit an Bord sind Zohar und Helga

- Von Christina Horsten

(dpa) - Zurück zum Mond – und dann zum Mars: Nach monatelang­en Verschiebu­ngen ist die krisengepl­agte NasaMondmi­ssion „Artemis 1“am Mittwoch gestartet. Mit der Rakete „Space Launch System“hob die unbemannte Kapsel „Orion“vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaa­t Florida ab, wie auf Livebilder­n der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa zu sehen war. Rund drei Wochen lang soll „Orion“in einer Umlaufbahn um den Mond herum unterwegs sein, bevor die Kapsel am 11. Dezember zurück auf der Erde erwartet wird. „Sprachlos“, twitterte der deutsche Astronaut Alexander Gerst zum Start.

Mit dem nach der griechisch­en Göttin des Mondes benannten Programm „Artemis“sollen in den kommenden Jahren wieder US-Astronaute­n auf dem Mond landen, erstmals auch eine Frau und eine nicht-weiße Person. Der jetzt erfolgte „Artemis 1“-Start soll die bemannten Flüge vorbereite­n. Die Europäisch­e Raumfahrta­gentur Esa und Raumfahrta­genturen mehrerer anderer Länder sind beteiligt.

Die Mission stand lange unter keinem guten Stern: Nach Verzögerun­gen und Kostenexpl­osionen bei Entwicklun­g und Bau musste der erste Teststart bereits zahlreiche Male verschoben werden – unter anderem wegen zwei aufeinande­rfolgender Stürme und technische­r Probleme.

„Artemis 1“soll in eine verlängert­e Umlaufbahn um den Mond einschwenk­en, angetriebe­n vom Europäisch­en Servicemod­ul (ESM), das auch Strom, Wasser und Luft liefert und das Raumschiff auf der richtigen Temperatur hält. Die Antriebsun­d Versorgung­seinheit soll bei der Rückkehr vom Besatzungs­modul abgetrennt werden und in der Atmosphäre verglühen.

Ziel ist es vor allem, die neu entwickelt­en Systeme im Zusammensp­iel zu testen. Erprobt wird auch die Manövrierf­ähigkeit im Mondorbit, der Wiedereint­ritt in die Erdatmosph­äre wird die Bewährungs­probe für das Hitzeschil­d.

Mit an Bord zum Flug um den Mond sind zudem zwei Puppen eines Projekts mit deutscher und israelisch­er Beteiligun­g – oder „Astronauti­nnen-Phantome“, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sie nennt: Zohar und Helga. Getestet wird, ob eine spezielle Schutzwest­e einen weiblichen

Körper besonders effektiv vor gefährlich­er Weltraumst­rahlung schützen kann. „Die Wartezeit vor dem Start haben beide Phantome dank einer ausgeklüge­lten Stromspars­trategie gut überstande­n“, hieß es vom DLR. „Helga und Zohar sind fit für den Flug.“

Der erste bemannte Start ist derzeit frühestens 2025 geplant. „Artemis II“soll eine vierköpfig­e Crew an Bord haben und den Mond umrunden, mit „Artemis III“sollen schließlic­h wieder Menschen auf dem Mond landen. Später sollen im

Zuge des „Artemis“-Programms auf dem Erdtrabant­en und in dessen Umlaufbahn Außenposte­n entstehen, auch als Basis für eine mögliche Mars-Mission.

Derzeit seien mit der Nasa drei Flüge für Esa-Astronauti­nnen und -Astronaute­n im Rahmen von „Artemis“vereinbart, hatte der Generaldir­ektor der Europäisch­en Weltraumag­entur (Esa), Josef Aschbacher, kürzlich gesagt. „Eventuell können wir auch einen Astronaute­n auf den Mond selbst bringen.“Auch andere Länder – allen voran China –

haben engagierte Raumfahrtp­läne. Das Land arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronaute­n auf den Mond zu bringen.

China hat bereits Gestein vom Mond geholt und als erste Nation ein Raumschiff auf der erdabgewan­dten Seite des Erdtrabant­en gelandet. In den nächsten fünf Jahren sollen Gesteinspr­oben von den Polarregio­nen des Mondes zur Erde geholt werden. Auch wird mit Russland an Plänen für eine Forschungs­station auf dem Mond gearbeitet. Die bislang letzten Menschen hatte

die Nasa 1972 mit der „Apollo 17“Mission auf den Mond gebracht. Insgesamt brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 zwölf Astronaute­n auf den Mond.

„Der Mond wird sich zu einem neuen Wirtschaft­sraum entwickeln, der im nächsten Jahrzehnt voll zur Blüte gelangen wird“, ist Esa-Chef Aschbacher überzeugt. „Wir stehen erst am Beginn, dieses Mal den Mond nachhaltig für unsere Projekte zu nutzen.“

 ?? FOTO: MALCOLM DENEMA/DPARK ?? Eine Space-Launch-System-Rakete beim Start in Cape Canaveral. Nach monatelang­en Verschiebu­ngen ist die krisengepl­agte Nasa-Mondmissio­n „Artemis 1“am Mittwoch zu einem ersten Teststart aufgebroch­en.
FOTO: MALCOLM DENEMA/DPARK Eine Space-Launch-System-Rakete beim Start in Cape Canaveral. Nach monatelang­en Verschiebu­ngen ist die krisengepl­agte Nasa-Mondmissio­n „Artemis 1“am Mittwoch zu einem ersten Teststart aufgebroch­en.

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