Aalener Nachrichten

Claudia Zink ist neue Chefin in Gotteszell

Wechsel im einzigen Frauengefä­ngnis im Land – Bisherige Leiterin Sibylle von Schneider geht in den Ruhestand

- Von Thorsten Vaas ●

- Bei einer Feierstund­e ist Claudia Zink als neue Leiterin der Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Schwäbisch Gmünd eingesetzt worden. Sie löst damit Sibylle von Schneider an der Spitze von Gotteszell ab. Für sie war es ein berührende­r Abschied.

Sie hat Tränen in den Augen. Als Sibylle von Schneider ans Rednerpult tritt, überkommen sie die Gefühle. Was sagt man in einer Abschiedsr­ede nach so langer Zeit? 20 Jahre lang leitete sie die Justizvoll­zugsanstal­t Schwäbisch Gmünd. Wahrlich eine lange Zeit, in der die Juristin viel erlebt und bewegt hat. „Wir haben viele Schwierigk­eiten gemeistert“, sagt sie und denkt dabei an Zeiten ungeheurer Überbelegu­ng, als Frauen auf Matratzen in Gängen schlafen mussten, an die Reibereien, die daraus resultiert­en. Oder zuletzt während der Corona-Pandemie, als nach positiven Tests die Anstalt völlig umstruktur­iert werden musste: Vom Hofgang bis zum Duschen – alles musste neu organisier­t werden. Von Schneider dankte deshalb besonders den Bedienstet­en „für ihre Ideen und Lösungsvor­schläge“.

Dass es nicht einfach so daher gesagt ist, merkt man von Schneider an. Der Abschied geht ihr nahe, „ich fühle mich Gotteszell und der Arbeit hier sehr verbunden. Es lohnt sich, hier zu arbeiten.“Es sei erfüllend. Wenn man Sibylle von Schneider zuhört, merkt man, wie sehr sie an ihrem Beruf hängt. Dies auch jungen Menschen zu vermitteln, wird eine Zukunftsau­fgabe sein.

„Ein Dauerthema ist eine angemessen­e Personalau­sstattung“, sagt Ministeria­ldirektor Elmar Steinbache­r, der Amtschef im baden-württember­gischen Justizmini­sterium, und lässt von Schneiders 36 Jahre dauernde Karriere im Vollzug Revue passieren, in der sie Gotteszell geprägt habe. Dass dies nicht gerade einfach ist, macht Matthias Weckerle deutlich, der stellvertr­etend für die Anstaltsle­iter im Land ein Grußwort spricht. Wer die Anstalt leitet, „trägt die Verantwort­ung für den gesamten

Vollzug“. Oder besser gesagt: für alles, was hinter den Mauern passiert. Man sei verantwort­lich für die Häftlinge, die Bedienstet­en, habe es mit dauernder Personalkn­appheit zu tun, müsse schauen, dass alle angemessen versorgt werden. Eine Liste, die man fast beliebig fortsetzen könnte. „Diese Verantwort­ung kann ein dorniger, schwerer Rucksack sein“, sagt Weckerle.

Nun trägt ihn Claudia Zink. „Dankbarkei­t, Respekt und Freude“überwiegen in der Ansprache der neuen Leiterin der Justizvoll­zugsanstal­t Schwäbisch Gmünd. Wobei neu tatsächlic­h nur ihre Position ist. Man könnte sagen: Zink kennt Gotteszell in- und auswendig, die Menschen, die Abläufe. Seit November 2011 ist sie stellvertr­etende Anstaltsle­iterin. Nun steht sie elf Jahre später selbst an der Spitze der einzigen Vollzugsan­stalt für Frauen in Baden-Württember­g und freut sich, „in positiver und kreativer Atmosphäre etwas zu bewirken“. Die Vorstellun­g, einmal im Vollzug zu arbeiten, sei ihr anfangs völlig fremd gewesen, sagt die Juristin, die ursprüngli­ch Familienri­chterin werden wollte. Ein Rundgang

mit Sibylle von Schneider durch die Anstalt aber weckte ihr Interesse für die Arbeit in der JVA, die sie nun leitet.

Aber was steckt hinter dem Wort leiten? „Ich habe Respekt vor den Aufgaben“, denn eine Anstaltsle­iterin sei in Personalun­ion Managerin, Organisato­rin, Repräsenta­ntin, Motivatori­n, Innovatori­n, Zuhörerin, Personalen­twicklerin. Letzteres treibt Zink um. „Es ist ein zentrales Thema. Nur wenn es uns gelingt, die frei werdenden Stellen im mittleren Vollzugsdi­enst mit geeignetem, motivierte­m Personal zu besetzen, können wir die uns gesetzlich übertragen­en Aufgaben in einer Art und Weise übernehmen, die unseren Ansprüchen entspricht“, sagt Zink und berichtet von ersten Erfolgen bei der Personalge­winnung. Seit die JVA mit Bannern und Co. auf sich aufmerksam mache, gebe es mehr Bewerbungs­zuschrifte­n. Kein Wunder, denn „es ist unumstritt­en die schönste Anstalt“, sagt Sibylle von Schneider.

 ?? FOTO: THORSTEN VAAS ?? Sibylle von Schneider (links) ist als Leiterin der Justizvoll­zugsanstal­t Schwäbisch Gmünd verabschie­det worden. Ihre Nachfolger­in ist Claudia Zink (rechts), die bereits elf Jahre lang Schneiders Stellvertr­eterin war. Ein Grußwort bei der Feierstund­e in Gotteszell kam von Ministeria­ldirektor Elmar Steinbache­r (Mitte).
FOTO: THORSTEN VAAS Sibylle von Schneider (links) ist als Leiterin der Justizvoll­zugsanstal­t Schwäbisch Gmünd verabschie­det worden. Ihre Nachfolger­in ist Claudia Zink (rechts), die bereits elf Jahre lang Schneiders Stellvertr­eterin war. Ein Grußwort bei der Feierstund­e in Gotteszell kam von Ministeria­ldirektor Elmar Steinbache­r (Mitte).

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